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Wird die Commerzbank zerlegt? Die UBS soll an Teilen Interesse haben.

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Schweizer Großbank: UBS an Commerzbank interessiert

Nach BNP Paribas und Unicredit soll nun auch die Schweizer Großbank UBS Interesse an der Commerzbank haben - zumindest an Teilen. Was dahinter stecken könnte.

Von Carla Neuhaus

Jetzt also auch noch die Schweizer Großbank UBS. Die Liste der Institute, die angeblich eine Übernahme der Commerzbank in Erwägung ziehen, wird immer länger. Wie die Schweizer Zeitung NZZ berichtet, soll die UBS an Teilen der zweitgrößten deutschen Bank interessiert sein. Ein Strategieteam der Schweizer Bank prüfe derzeit verschiedene Szenarien, schreibt das Blatt und beruft sich dabei auf einen Insider. Eine Komplettübernahme der Commerzbank durch die UBS scheint jedoch unwahrscheinlich – vor allem am Geschäft mit deutschen Kleinsparern dürften die Schweizer wenig Interesse haben.

Realistischer ist, dass es die UBS auf eine lukrative Sparte des deutschen Hauses abgesehen hat. Zum Beispiel auf das Wealth Management, also auf das Geschäft mit besonders vermögenden Kunden. In diesem Bereich ist die UBS in ihrem Heimatmarkt sehr stark, in Deutschland aber noch wenig präsent. Um das zu ändern, hat die UBS erst vor einem Jahr in Frankfurt am Main eine neue Europa-Bank aufgemacht.

Ex-Commerzbank-Chef Blessing arbeitet bei der UBS

Im Gegensatz zu anderen Interessenten hat die UBS den Vorteil, gleich zwei Kenner der Commerzbank im Haus zu haben. Martin Blessing, der bis April 2016 Vorstandschef der Commerzbank war, leitet heute das Schweiz-Geschäft der UBS. Und Axel Weber, der als Bundesbank-Präsident 2008 die Staatshilfe für die Commerzbank möglich gemacht hat, ist sogar Präsident der UBS. Beide haben Insiderwissen über die Commerzbank und können also besonders gut einschätzen, welche Teile des deutschen Geldinstituts zur UBS passen könnten.

Allerdings ist die Konkurrenz groß. Auch BNP Paribas, Crédit Agricole und Unicredit wird ein Interesse an der Commerzbank nachgesagt. Noch dazu spekulieren Medien über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank, seitdem an beiden Häusern der Finanzinvestor Cerberus beteiligt ist. Bislang sind all das jedoch reine Gedankenspiele, keines der Institute hat sich öffentlich zu seinem Interesse an der Commerzbank bekannt. Auch die UBS wollte sich am Montag nicht äußern.

15 Milliarden Euro ist das Institut an der Börse wert

Dass die Commerzbank so begehrt ist, könnte am Preis liegen. 15 Milliarden Euro ist das Institut aktuell an der Börse wert und damit im Vergleich zu anderen Großbanken ein Schnäppchen. Die Deutsche Bank kommt beim Börsenwert auf das Doppelte, die UBS auf das Dreifache.

Bei der Commerzbank bleibt man angesichts der Spekulationen dennoch entspannt. Einen Bericht, demzufolge sich das Institut aufgrund der Übernahmefantasien Hilfe bei den Investmentbanken Goldman Sachs und Rothschild geholt hat, hat das Institut dementiert. Vorstandschef Martin Zielke arbeitet derweil weiter daran, die Komplexität des Instituts zu reduzieren. Nach seiner Vorstellung soll sich die Commerzbank stärker auf die Teile des Geschäfts konzentrieren, in denen sie stark ist – etwa aufs Privat- und Firmenkundengeschäft. Ob das aber im Umkehrschluss heißt, dass andere Teile verkauft werden, darauf gibt es bislang keine Antwort.

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