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Die deutchen Banken können mit der Konkurrenz aus den USA nicht mithalten.

© dpa

Schwache Konjunktur und Niedrigzinsen: Banken aus den USA hängen Europäer ab

Während Europas Banken unter den niedrigen Zinsen leiden, profitieren die US-Häuser von der Steuerreform. Der Abstand zwischen den Geldhäusern wird größer.

Die Commerzbank taucht in der Rangliste gar nicht erst auf, die Deutsche Bank hat es gerade so unter die zehn größten europäischen Banken geschafft. Mit einem Netto-Gewinn von mageren 267 Millionen Euro im vergangenen Jahr hinkt sie aber weit hinterher.

Europäische Spitze ist die britische HSBC mit einem Überschuss von knapp 12 Milliarden Euro. Allerdings kann auch sie bei weitem nicht mit den größten US-Banken mithalten. Dort waren 2018 gleich fünf Institute profitabler als die HSBC, an der Spitze JPMorgan Chase mit einem Nettogewinn von umgerechnet knapp 28,4 Milliarden Euro. Dies zeigt eine Studie, die die Unternehmensberatung E&Y am Dienstag vorgelegt hat.

Der Abstand zwischen den größten US-Banken und den europäischen Wettbewerbern wird demnach immer größer. Die zehn nach Bilanzsumme größten US-Banken schraubten ihren Netto-Gewinn im vergangenen Jahr um 88 Prozent auf umgerechnet 138 Milliarden Euro nach oben. Die zehn größten Institute in Europa konnten dagegen nur um 35 Prozent auf insgesamt 52 Milliarden Euro zulegen.

Die US-Banken erwirtschaften mehr Rendite als die Europäer

Hinter JPMorgan rangiert in den USA die Bank of America mit einem Nettogewinn von umgerechnet 24,6 Milliarden Euro vor Wells Wargo mit 19,6 Milliarden. In Europa steht die spanische Banco Santander mit 7,8 Milliarden vor der französischen BNP Paribas mit 7,5 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite der zehn größten europäischen Geldhäuser lag 2018 bei 6,4 Prozent, die der US-Konkurrenten bei 13,2 Prozent. Zur Erinnerung: Vor der Finanzkrise verbuchten die europäischen Institute eine Rendite von im Schnitt knapp 15 Prozent.

Die Unterschiede finden ihren Niederschlag auch im Börsenwert der Geldhäuser. Die zehn US-Banken kommen auf umgerechnet insgesamt fast eine Billion Euro, die zehn Europäer nur auf rund 470 Milliarden. Wertvollste US-Bank ist JPMorgan mit 283,5 Milliarden Euro vor der Bank of America mit 211,2 Milliarden Euro. In Europa rangiert die HSBC mit 144 Milliarden Euro deutlich vor der Banco Santander mit 64,5 Milliarden. Die Deutsche Bank steht mit gerade mal 14,4 Milliarden Euro auf Rang zehn. 

Immerhin hätten die zehn europäischen Institute trotz des schwierigen Umfeldes ihren Gewinn 2018 von 38 auf 52 Milliarden Euro steigern können, stellt E&Y-Partner Claus-Peter Wagner fest. „Aber nach wie vor spielen die US-Institute in einer anderen Liga“. Er verweist allerdings mit Blick auf die US-Banken auch auf Sondereffekte durch die US-Steuerreform und die dadurch verringerte Steuerlast. „Zudem boomt die US-Wirtschaft, steigende Zinsen bescheren den Banken höhere Zinseinnahmen und ein reger Markt von Fusionen und Übernahmen sorgt für reges Geschäft im Investmentbanking“.

Hierzulande zahlen die Institute weiterhin Strafzinsen

In Europa dagegen bremsten die schwächelnde Konjunktur und die Notenbank. „Die Banken leiden unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen sogar hohe Strafzinsen auf Einlagen zahlen“, sagt Wagner. Bankenverbands-Präsident Hans-Walter Peters zufolge haben europäische Banken 2018 rund 7,5 Milliarden Euro an Strafzinsen gezahlt, US-Institute dagegen hätten rund 40 Milliarden Euro Zinsen von ihrer Notenbank erhalten. Europäische Banken leiden E&Y zufolge allerdings immer noch unter den Altlasten der Finanzkrise und müssten hohe Restrukturierungs- und Rechtskosten stemmen.

Wagner erwartet, dass sich das Umfeld und damit die Lage für die europäischen Banken 2019 nicht wesentlich bessern werden. Das Ende der Niedrigzinsphase in Europa sei nicht absehbar. „Und während die US-Banken-Regulierung gelockert wird, nimmt die Intensität der Regulierung in Europa weiter zu - mit negativen Folgen für zahlreiche Geschäftsbereiche der Banken.“ Das zwingt die Institute weiter zu sparen und zu konsolidieren. „Wir werden weiterhin Stellenstreichungen und Filialschließungen sehen.“

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