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Schnäppchenportal: Groupon lockt Anleger

Schnäppchen-Plattform will an der Börse 750 Millionen Dollar einnehmen. Experten warnen vor einer neuen Blase.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Es war schon lange erwartet worden, nun ist es offiziell: Die amerikanische Schnäppchen-Plattform Groupon hat am Donnerstag ihren Börsengang angekündigt. Seit Monaten schon hatten Gerüchte um geplante Börsengänge aufstrebender Online-Unternehmen Investoren in Aufruhr versetzt, unlängst machte das weltgrößte berufliche Netzwerk „LinkedIn“ vor, wie es geht: Am Tag der Erstnotiz an der Börse verdoppelte sich der Wert seiner Aktie. Seither spekulieren Branchenexperten nicht mehr darüber ob, sondern lediglich wann weitere IT-Firmen nachziehen werden.

Das Einkaufsportal Groupon, das auch in Deutschland drei Millionen Nutzer hat, ist unter den Börsenaspiranten zur Zeit eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen. Das Konzept ist simpel: Groupon sucht potenzielle Käufer – egal welcher Produkte und Dienstleistungen –, um Mengenrabatte zu ermöglichen. Die Nutzer streichen die Rabatte ein, die Anbieter rekrutieren neue Konsumenten, eine Mindestabnahmemenge ist garantiert. Groupon als Makler kassiert Provision und hat mittlerweile mehr als 83 Millionen Anhänger weltweit. Im ersten Quartal dieses Jahres machte die Käufergemeinschaft rund 645 Millionen Dollar Umsatz – fast so viel wie im Gesamtjahr 2010.

Weniger berauschend sind allerdings die Gewinne des Schnäppchen-Portals: Es gibt keine. 456 Millionen Dollar Verlust hat das Unternehmen angehäuft. Verständlich, dass Groupon-Gründer Andrew Mason da lieber gleich ordentlich zulangen will: 750 Millionen Dollar, knapp 520 Millionen Euro, möchte er mit dem Börsengang einsammeln. „Groupon wird den lokalen Handel neu definieren“, pokerte er in seiner Mitteilung. Und die Spielmoderatoren geben ihm recht: Mit stolzen 15 Milliarden Dollar wurde der Wert des Unternehmens von Experten veranschlagt, in einer Liga mit dem Sportartikelgiganten Adidas.

Die fantastischen Zahlen nähren die Sorge zahlreicher Branchenbeobachter, da wachse eine neue Spekulationsblase heran. Der amerikanische IT-Analyst Rob Enderle etwa fragt kritisch: „Inwiefern rechtfertigen die Zahlen so hohe Investionen?“ Der Internetboom ähnele dem in den Neunzigerjahren, als die Anleger sich um die Aktien unbekannter Startup-Unternehmen rissen und binnen weniger Jahre insgesamt fünf Billiarden Dollar an der Börse verbrannten.

Die nächste Blase – die Dotcom-Krise 2.0 quasi – könnte also nach Meinung der Pessimisten bald folgen. Diesmal mit noch abstruseren Summen und effektvollen Namen: Microsoft kaufte unlängst den Internettelefonanbieter Skype für 8,5 Milliarden Dollar, obwohl der keine Gewinne einfährt. Der Internetspiele- Entwickler Zynga, der Facebook zuliefert, steigerte seinen Wert innerhalb eines Quartals um 81 Prozent auf acht Milliarden Euro. Und Facebook selbst wurde von der Investmentbank Goldman Sachs auf die Rekordsumme von 50 Milliarden Dollar taxiert. Allgegenwärtiges Argument: Die wachsenden Nutzerzahlen. Allein, wie damit bei gleichbleibend kostenlosem Dienstleistungsangebot irgendwann einmal Geld verdient werden soll, weiß niemand.

Etwas anders sind die Ausgangsbedingungen des neuerlichen Goldgräberfiebers im Vergleich zum letzten Hype aber durchaus: Viele der Hoffnungsträger haben zumindest schon bewiesen, dass ihre Idee funktioniert. Auch das Geschäftsmodell von Groupon ist bereits so etabliert, dass nun auch andere, wie etwa Google, vergleichbare Dienstleistungen anbieten wollen. Wann und wo Groupon an der Börse startet, steht noch nicht fest. Ob künftige Aktienkäufer dann ein Schnäppchen machen, auch nicht.

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