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Verschiedene Waffenmodelle des Rüstungskonzerns Heckler und Koch am Firmensitz in Oberndorf am Neckar.

© dpa

Rüstung: Heckler & Koch mit Finanzspritze und Hoffnung auf neue Waffendeals

Der deutsche Rüstungskonzern Heckler & Koch erhält 60 Millionen Euro und hofft auf neue Aufträge aus Deutschland und Frankreich.

Der schwer angeschlagene deutsche Rüstungskonzern Heckler & Koch erhält von seinem Mehrheitseigentümer, dem Investor Andreas Heeschen, rund 60 Millionen Euro. Die Finanzspritze soll dazu dienen, die Schuldenlast von bis zu 300 Millionen Euro zu reduzieren und die bisherigen Zinskosten um ein Drittel zu senken. Das Unternehmen mit Sitz in Oberndorf am Neckar geriet in den letzten Monaten durch Fehlentwicklungen bei seinem Maschinengewehr G36 in heftige Kritik von Seiten der Politik und Wirtschaft. Ratingagenturen bewerten den Konzern momentan mit "CCC", was auf ein sehr hohes Ausfallrisiko von Schulden hindeutet. Durch den hohen Schuldendruck seien vor allem Behörden, die wichtigsten Kunden von Heckler & Koch, verunsichert. Ziel sei es daher, das Unternehmen mit einem "B-Rating" wieder "salonfähig" zu machen, erklärte der 54-jährige Heeschen am Firmensitz in Oberndorf am Neckar. Heeschen war erst 2002 mit rund 51 Prozent Beteiligung bei Heckler & Koch eingestiegen und soll noch in diesem Jahr von dem früheren Rheinmetall-Manager Nicola Marinelli abgelöst werden.

Sorge um Nahen Osten - Hoffnung auf Frankreich

Insbesondere das umfangreiche Exportverbot für kleinkalibrige Waffen für Länder im Nahen Osten habe den operativen Gewinn im vergangenen Jahr um rund 35 Millionen Euro auf nun 25 Millionen Euro reduziert, erklärt Andreas Heeschen. Hoffnungen macht sich das Unternehmen dagegen auf Großaufträge für Gewehre aus Frankreich und Deutschland. Im Zuge der veränderten Sicherheitspolitik der Nato erwarte man eine stärkere Nachfrage nach kleinkalibrigen Waffen beispielsweise für Polizeikräfte, so Heeschen weiter: "Wir brauchen mehr Handfeuerwaffen als uns lieb ist." Wohl auch zu Marketingzwecken lässt sich Heckler & Koch seit Juli 2015 an der Pariser Börse Euronext listen. Erst vor wenigen Monaten kündigte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian an, eine Ausschreibung für ein neues Sturmgewehr für die französische Armee veröffentlichen zu wollen. Das Zinspapier von Heckler und Koch legte im Vergleich zum Montag um rund 2,5 Prozent zu.

G36 rehabilitiert - Image beschädigt

Als Grund für die hohe Überschuldung gibt der Rüstungskonzern die umfangreichen Probleme mit dem Standard-Sturmgewehr der deutschen Bundeswehr, dem G36, an. Erste Berichte über eine Überhitzung der Waffe durch Dauerfeuer und eine daraus resultierende Abnahme der Zielgenauigkeit kamen bereits 2011 an die Öffentlichkeit. Untersuchungen der Rüstungsabteilung des Ministerium für Verteidigung unter dem damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière bestätigten zunächst diese Berichte. Nachdem bereits 2014 ein Beschaffungsstopp für das G36 Sturmgewehr für die Bundeswehr verhängt worden war, schloss Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen im April 2015 eine weitere Beschaffung des Gewehrs aus. Die verbleibenden rund 170.000 Exemplare, die sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Bundeswehr befanden, sollen hingegen kurzfristig nachgebessert werden.

Ein im Oktober 2015 veröffentlichter Prüfbericht einer vom Bundesverteidigungsministerium eingesetzten Kommission widerspricht in Teilen den Ergebnissen des Verteidigungsministeriums: "Von Präzisionsmängeln im Gefecht haben die Soldaten nichts wahrgenommen", so der Prüfbericht. Damit widerspricht der Bericht in Teilen den im Mai 2015 durchgeführten Laboruntersuchungen, bei denen deutliche Präzisionsprobleme durch Erhitzung nachwiesen werden konnten. Das G36 sieht Heeschen deshalb wieder rehabilitiert: "Politisch ist das durch", erklärte er.

Daniel Mosler

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