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Die Restaurant-Kette Vapiano konnte an die Erfolge ihrer Anfangsjahre zuletzt nicht mehr anknüpfen.

© dpa

Rücktritt von Restaurant-Chef Everke: Wie Vapiano in die Krise schlitterte

Hygienemängel und Fehlentscheidungen des Managements - die Restaurantkette Vapiano steckt seit Jahren in der Krise. Kann ein Führungswechsel Besserung bringen?

Wer am Wochenende in der Vapiano-Filiale am Kurfürstendamm etwas essen will, kann kaum glauben, dass die Restaurantkette in Schwierigkeiten steckt. Doch nach der Mahlzeit hat man möglicherweise eine Idee, warum das Geschäft trotz des überdurchschnittlich gut gefüllten Ladens nicht gut läuft. Denn die Organisation lässt zu wünschen übrigen. Lange Schlangen mindern nicht nur die Laune der Gäste, sondern auch den Umsatz. Nicht nur in den neun Filialen in Berlin gibt es beim für eine schnelle Gastronomie so wichtigem Thema Effizienz häufig Luft nach oben.

Tatsächlich steckt Vapiano seit Jahren in der Krise. Deutlich wurde das in dieser Woche, als der Chef Cornelius Everke nach nicht einmal neun Monaten zurücktrat. Aus persönlichen Gründen, wie es offiziell hieß. Doch der Zeitpunkt, just vor der Hauptversammlung am Mittwoch wirft doch Fragen auf. Auch bei den Aktionären; der Kurs des Unternehmens ist seit über einem Jahr im Abwärtstrend, am Montag fiel er auf den Tiefststand von unter fünf Euro.

"Nudeln mit grünlichem Schimmer"

Bis vor vier Jahren genoss Vapiano bei vielen Kunden ein gutes Image. Das Konzept, dass jedes Essen frisch vor den Augen des Gastes zubereitet wird, kam an. Die Kölner Restaurant-Kette wurde zu einem beliebten Treffpunkt für Touristen ebenso wie für junges Publikum, das es günstiger halten wollte als in einem klassischen Restaurant mit Bedienung.

Doch 2015 machten erste Berichte die Runde, wonach es Hygienemängel in einzelnen Filialen gäbe. Mitarbeiter berichteten von "Nudeln mit grünlichem Schimmer", Kunden beschwerten sich vermehrt über unsachgemäße Zubereitung. Es wuchsen die Zweifel, ob kurzfristig angelernte Aushilfskräfte wirklich die besten Köche für Speisen auf Restaurant-Niveau sein könnten.

Der Chef der angeschlagenen Restaurantkette Vapiano, Cornelius Everke, hat am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt.
Der Chef der angeschlagenen Restaurantkette Vapiano, Cornelius Everke, hat am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt.

© Oliver Berg/dpa

Dazu kamen folgenreiche Fehleinschätzungen des Managements. Die Auslandsexpansion - insgesamt betreibt Vapiano 230 Restaurants - wurde zu einem Desaster. Märkte wie Schweden entpuppten sich als Verlustgeschäfte. Auch deshalb wäre eine der Hauptaufgaben Everkes gewesen, einen Käufer für das US-Geschäft zu finden; bislang allerdings erfolglos. Im vergangenen Jahr häufte Vapiano insgesamt ein Minus von 101 Millionen Euro bei einem Umsatz von 372 Millionen an. Unrentable Standorte sollen daher geschlossen, das Expansionstempo gedrosselt werden.

Eine Britin übernimmt

Doch erste Weichen für eine Sanierung hat Everke bereits gestellt. In den Restaurants setzte er auf schlankere Speisekarten und verbesserte Arbeitsabläufe. Für die Bilanzen holte er sich eine Finanzspritze - allerdings zu derart schlechten Konditionen, dass Beobachter das frische Geld fast schon als weiteres Krisenindiz deuteten. Denn das Finanzpaket enthält ein Darlehen über 18 Millionen Euro von drei Großaktionären, für die Zinsen zwischen 10 und 13 Prozent anfallen. In Zeiten der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank sind das sehr hohe Werte. Doch Everke gab sich stets optimistisch. Für 2021 plante er die Rückkehr in die Gewinnzone.

Für dieses Ziel ist nun Vanessa Hall zuständig. Die Britin war bislang Aufsichtsratschefin bei Vapiano und übernimmt nun zunächst übergangsweise die Geschäftsführung. Die 52-Jährige kann langjährige Erfahrung als Führungskraft in der Gastronomie vorweisen, unter anderem bei den britischen Ketten Yo!Sushi, Mitchells & Butler oder All Bar One. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, man ziehe Hall auch als "langfristige Kandidatin" in Betracht.

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