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Ein Starlink-Satellit überfliegt Uruguay.

© AFP

Rückschlag für Elon Musk: Sonnensturm zerstört 40 SpaceX-Satelliten

Das Satelliten-Programm Starlink ist umstritten. Nun verliert Elon Musks Unternehmen Material für viele Millionen Dollar.

Elon Musk verschmutzt nicht nur die Umwelt in Brandenburg, sondern auch den Weltraum. So sehen es zumindest seine Kritiker:innen. Denn der Milliardär, der in Grünheide eine Tesla-Fabrik bauen lässt, die Sorgen um Schadstoffe und Grundwasser nährt, will gleichzeitig mit seinem zweiten Unternehmen SpaceX Zehntausende Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen.

Nun zeigte sich, wie schnell diese zu Weltraumschrott werden können. Ein Sonnensturm habe bis zu 40 der 49 neuen Kleinsatelliten zerstört, die SpaceX erst vergangene Woche ins All geschossen hatte, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Schaden wird auf bis zu 100 Millionen Dollar geschätzt.

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Musks Firma spricht von einer „einzigartigen Situation“. Ein geomagnetischer Sturm, ausgelöst von einer Sonneneruption, habe den atmosphärischen Widerstand auf die Satelliten um bis zu 50 Prozent erhöht, wodurch sie an Höhe verloren hätten. Das Bodenpersonal habe vergeblich versucht, die Flugobjekte zu schützen, indem es sie in eine Art Ruhezustand versetzte, in dem sie dem Sturm weniger Angriffsfläche boten. Auch der spätere Versuch, die Satelliten wieder in eine höhere Umlaufbahn zu bringen, sei gescheitert. Nun würden sie in die Atmosphäre eintreten und verglühen. So könnten keine Trümmer die Erdoberfläche treffen und kein Weltraumschrott bleibe in der Umlaufbahn zurück, so SpaceX. Es bestehe „null Kollisionsrisiko“ mit anderen Flugobjekten.

Nasa warnt vor Zusammenstößen

Doch genau davor warnt die US-Raumfahrtbehörde Nasa. Man sei „besorgt über die potenzielle Zunahme von Zusammenstößen und mögliche Auswirkungen auf wissenschaftliche und bemannte Raumfahrtmissionen“ durch Musks Satelliten, teilte sie der Branchenaufsicht FCC mit. SpaceX hat beantragt, weitere 30.000 Satelliten in die Umlaufbahn bringen zu dürfen. Rund 2000 der 260 Kilogramm schweren Flugobjekte kreisen dort schon. Musks Pläne würden „würde die Anzahl der überwachten Objekte in der Erdumlaufbahn mehr als verdoppeln und die Anzahl der Objekte unter 600 Kilometer mehr als verfünffachen“, so die Nasa.

Kessler-Syndrom heißt im Raumfahrtjargon das Horrorszenario einer Kettenreaktion: Satelliten kollidieren miteinander, ihre Trümmer treffen wiederum andere Objekte, es entststeht immer mehr immer kleinteiligerer Weltraummüll. Im Juni und Oktober sollen zwei SpaceX-Satelliten fast mit der chinesischen Raumstation „Tiangong“ zusammengestoßen sein. Die Astronauten an Bord seien zu Ausweichmanövern gezwungen gewesen, hieß es aus Peking. Im November musste sich dann die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS in Sicherheit bringen, weil Trümmer eines abgeschossenen russischen Satelliten ihr gefährlich nahekamen.

„Große Zahl von Satelliten stört astronomische Beobachtungen“

Mithilfe seines Starlink genannten Satellitennetzes will SpaceX weltweit schnelles Internet anbieten, auch in entlegene Regionen. Bislang ist der Dienst in 25 Ländern verfügbar. 2025 soll er einen Umsatz von 30 Milliarden Dollar machen, das wäre sechsmal mehr, als das Raketenstartprogramm von SpaceX einbringt. Auch Amazon, das mit Project Kuiper Ähnliches vor hat, beschwerte sich schon bitter bei der FCC über Musk. Bei seinen Weltraumaktivitäten halte er sich nicht an Vorgaben der Regierung und glaube offenbar, dass Regeln nur für andere gelten. „Würde die FCC Heuchelei regulieren, wäre sie mit SpaceX sehr beschäftigt“, so Amazon. Der Konzern fürchtet sich vor allem vor sogenanntem Orbital Overlap – dass neben Zehntausenden Starlink-Satelliten kein Platz mehr für die eigenen sein könnte.

Astronom:innen kritisieren Starlink schon länger. „Wir sind besorgt über die große Anzahl von Satelliten. Diese stören astronomische Beobachtungen“, sagte Jonathan McDowell, Astrophysiker am Harvard-Smithsonian-Institut. Ein Kritikpunkt ist die glänzende Oberfläche der SpaceX-Flugobjekte. „Ich denke, wir brauchen mehr Erfahrung mit einigen Tausend Satelliten im Orbit, bevor wir Zehntausende weitere starten können“, so McDowell.

SpaceX-Rakete wird auf den Mond stürzen

Ein anderer Stück Technik aus dem Hause SpaceX macht Forscher:innen mehr Freude: Anfang März soll ein Teil einer Falcon-Rakete, die schon 2015 gestartet war und seitdem durchs All trudelt, mit dem Mond zusammenstoßen. Eigentlich können SpaceX-Raketen zur Erde zurückkehren, doch bei dieser reichte dazu der Treibstoff nicht. Die Sonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“, soll den Einschlagskrater auf dem Erdtrabanten untersuchen. „Dieses einmalige Vorkommnis stellt eine aufregende Forschungsmöglichkeit dar“, heißt es von der NASA.

Sorgen machen sollte SpaceX etwas anderes: Der jüngste Sonnensturm wurde von der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde nur als „moderat“ eingestuft. Bei Sonneneruptionen werden Plasmaströme aus der Korona des Sterns ins All und in Richtung Erde geschleudert. Laut „New York Times“ schwankt diese Aktivität der Sonne in Zyklen von rund elf Jahren, ihren nächsten Höhepunkt soll sie 2025 erreichen. Deswegen sei er sich sicher, dass wir in den kommenden Jahren „ein extremes Ereignis erleben werden“, sagte der britische Physiker Hugh Lewis der Zeitung. Wenn der jüngste, vergleichsweise schwache Sonnensturm also schon 40 Satelliten zum Absturz bringt, welche Schaden kann dann eine größere Eruption bei SpaceX anrichten? Er sei überrascht, sagte McDowell laut „New York Times“, dass das Unternehmen darauf offenbar nicht vorbereitet sei. Und die Astronomin Samantha Lawler fragt: „Wirklich? Haben die daran nicht gedacht?“

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