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Bis zu zwölf Milliarden Euro will die Deutsche Bahn in neue Züge investieren.

© imago images/Future Image/C. Hardt

Update

„Rückenwind fast mit Sturmstärke“: Deutsche Bahn investiert zwölf Milliarden Euro in neue Züge

Es ist die größte Investition in der Geschichte der Deutschen Bahn. Mit den neuen Zügen will sie einen 30-Minuten-Takt zwischen Großstädten ermöglichen.

Die Deutsche Bahn will bis 2026 rund zwölf Milliarden Euro in neue Züge investieren. Dies sei "eine Rekordsumme in der Geschichte der Bahn", erklärte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber am Montag in Berlin. Der größte Posten dabei sind die neuen ICE4-Züge, deren Flotte von 39 auf 137 wachsen soll. Hinzu kommen Doppelstock-Intercitys, Eurocitys, Regionalzüge und S-Bahnen, wie Huber sagte. Mit den neuen Zügen sollen die Fahrgastzahlen deutlich steigen.

Das bundeseigene Unternehmen ist im Investitionsmodus: Um die Klimaziele zu erreichen, fließt deutlich mehr Geld in das Netz, und der Bund stockt auch das Eigenkapital der Bahn auf. Inzwischen sollen sogar stillgelegte Strecken reaktiviert werden. Bahnchef Richard Lutz spricht von „Rückenwind fast mit Sturmstärke“. Jahrelang habe die Politik mit der Bahn gefremdelt, jetzt werde geklotzt.

Die neuen Fernzüge finanziere man aber selbst, betont die Bahn. Dabei hilft die geplante Mehrwertsteuersenkung für Fernzugtickets. Die billigeren Fahrkarten werden fünf Millionen zusätzliche Fahrgäste im Jahr bringen, kalkuliert der Konzern. Diese Mehreinnahmen finanzieren die 30 zusätzlichen Schnellzüge, die weitere sechs Millionen neuer Fahrgäste bringen, so Hubers Erwartung.

Zwischen den großen Städten will die Bahn Fernzüge im 30-Minuten-Takt fahren lassen. „Am Ende bedeutet das, dass wir den Fernverkehr ausbauen wollen zu einer metropolenverbindenden S-Bahn“, sagte Huber. Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis dieses Ziel umgesetzt ist, wie Huber deutlich machte.

Heute ist ein Fernzug im Schnitt 22 Jahre alt, 2025 sollen es nur noch 15 Jahre sein. Seit Sonntag werden auf mehreren Verbindungen die mehr als 40 Jahre alten Intercity-Wagen ausrangiert und durch ICE-Züge ersetzt.

Es könnten künftig auch mehr Doppelstockzüge fahren

Die Konzernzentrale denkt auch über einen Nachfolger für den ICE3 nach, den Zug mit der runden Nase, der seit dem Jahr 2000 fährt. In acht oder neun Jahren sollen die ersten Neulinge kommen - mit möglicherweise ungewöhnlicher Bauweise für einen Zug, der bis zu 330 Kilometer pro Stunde fahren soll, wie Huber andeutet: „Es könnte auch ein Doppelstockzug werden.“

Denn die Bahn ist überzeugt, dass sie deutlich mehr Fahrgäste befördern könnte, wenn das Netz es nur hergäbe. „Der Markt ist nicht der begrenzende Faktor, es ist die Kapazität.“ Manche Gleisabschnitte sind echte Staufallen für Züge, etwa zwischen Köln und Dortmund oder um Hamburg.

Seit 2015 sei die Auslastung der Fernzüge von durchschnittlich 43 auf 56 Prozent gestiegen. Hubers Überlegung: Wüchse die Bahn mit weiteren Doppelstöckern nun auch in der höchsten Zugklasse in die Höhe, würde das Probleme zumindest nicht verschärft.

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Eine Reservierungspflicht für Fahrgäste lehnt die Bahn dagegen weiter ab. Einsteigen, wann immer man wolle - diesen Vorteil gegenüber dem Flugzeug wolle man nicht aufgeben, sagte Huber. „Nie und nimmer.“

Linkspartei-Chefin Katja Kipping forderte unterdessen als Klimaschutz-Maßnahme eine kostenfreie Bahncard 50 für alle Bürger. Anstelle der Subventionierung von Elektroautos solle es lieber diese Bahncard kostenlos für alle geben, sagte sie der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf. E-Autos könnten sich nur Menschen leisten, die mehr als 30.000 Euro für einen Wagen übrig hätten, merkte Kipping an.

Die Bahncard 50 der Deutschen Bahn kostet derzeit 255 Euro pro Jahr in der zweiten Klasse. Mit der Karte erhält der Reisende für Fahrten innerhalb Deutschlands einen Rabatt von 50 Prozent auf die sogenannten Flexpreise und einen Rabatt von 25 Prozent auf die Super-Spar- und Sparpreise. Kipping forderte noch weitere Verbesserungen bei der Bahn, um deren Beitrag zum Klimaschutz zu steigern. So müsse es etwa mehr Platz für Fahrräder in den Wagen sowie eigene Abteile mit Arbeitsplätzen für Berufspendler geben, die während der Zugfahrt arbeiten. dpa/AFP

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