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Ein SUV fährt auf einer Straße.

© Sina Schuldt/dpa

Rote Ampel überfahren: Autofahrer muss mehr Bußgeld zahlen – auch weil er SUV fährt

Ein BMW-Fahrer überfährt eine rote Ampel. Weil das Gericht durch die SUV-Bauart eine „erhöhte“ Gefahr feststellte, wurde ein höheres Bußgeld erhoben.

Ende 2021 fährt ein SUV-Fahrer mit einem BMW über eine rote Ampel. Sieben Monate später entscheidet das Amtsgericht in Frankfurt am Main, dass die beschuldigte Person ein erhöhtes Bußgeld zahlen muss, weil es sich bei dem Fahrzeug um einen SUV handelt.

Bei der Urteilsverkündung stellte das Gericht aufgrund der Fahrzeugbauart eine „erhöhte Betriebsgefahr“ fest. Wegen der „kastenförmigen Bauweise und den höher angeordneten Frontstrukturelementen“ stelle der SUV „eine größere Gefährdung für andere Verkehrsteilnehmer dar.“ Im Gerichtsbeschluss heißt es, dass die Gefährdung durch das Fahrzeug „gravierender“ als im Normalfall ausfalle.

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Normalerweise beträgt der Regelsatz für das Bußgeld in einem vergleichbaren Fall 200 Euro. Weil die beschuldigte Person aber schon zuvor mehrere Punkte in Flensburg gesammelt hatte und aufgrund der größeren Gefährdung durch die Bauart beträgt das Bußgeld in diesem besonderen Fall 350 Euro. Damit steigt die Höhe der Strafzahlung um 75 Prozent.

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Wie gefährlich sind die „Straßenpanzer“?

Ob SUV-Fahrer wegen der erhöhten Bauweise ihrer Autos mit höheren Bußgeldern und Strafen konfrontiert werden sollten, wird bereits seit mehreren Jahren kontrovers diskutiert.

Bereits 2019 hatte ein schwerer Verkehrsunfall in der Berliner Innenstadt die Frage aufgeworfen, ob SUVs für eine erhöhte Gefährdung im Straßenverkehr verantwortlich seien. Damals erlitt ein SUV-Fahrer während der Fahrt am Steuer einen epileptischen Anfall und raste auf der Invalidenstraße in eine Fußgängergruppe. Bei dem Unfall starben vier Personen, darunter ein dreijähriger Junge.

Kritiker bezeichnen die „Sport Utility Vehicles“ aufgrund ihrer Größe gerne als „Monster SUV“ oder „Straßenpanzer“. Nach Meinung des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Mitte, Stephan von Dassel, gehören „solche panzerähnlichen Autos“ generell nicht in die Stadt. Bereits 2019 bezeichnete er SUVs als „Klimakiller, auch ohne Unfall bedrohlich. Jeder Fahrfehler wird zur Lebensgefahr für Unschuldige.“

[Lesen Sie auch: Fuhrpark-ABC im Rathaus Berlin-Spandau - Ist der Dienstwagen der Bürgermeisterin ein Klimakiller? (T+)]

Und tatsächlich fanden Unfallexperten heraus, dass kleinere Autos bei einer Kollisionen mit einem SUV in der Regel einen höheren Unfallschaden davontragen.

Verkehrsexperten wie der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann, weisen allerdings darauf hin, dass SUVs trotz höherer Unfallschäden nicht zwangsweise auch eine besondere Gefahr für andere Autofahrer darstellen müssten. Nicht die Masse sei entscheidend, sondern die Geschwindigkeit. So sei ein Kleinwagen, der mit 70 Kilometern pro Stunde unterwegs sei, im Straßenverkehr gefährlicher, als ein SUV, der mit nur 40 Kilometern pro Stunde fahre.

SUVs: Geräumiger Geländewagen oder „Klimakiller“?

Auch in puncto Nachhaltigkeit haben SUVs mit einen schlechten Ruf zu kämpfen. Weil die Geländewagen mit teilweise mehr als zwei Tonnen fast doppelt so viel Gewicht wie ein Kleinwagen auf die Waage bringen, wird für SUVs sehr viel mehr Material benötigt, was wiederum mehr CO2-Emissionen verursacht. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace kritisieren SUVs für ihren mutmaßlich erhöhten Energieverbrauch.

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Erst im Februar dieses Jahres hatten Umweltaktivisten in verschiedenen Berliner Bezirken nachts die Luft aus den Reifen von etwa 150 Autos gelassen. Bei den Fahrzeugen, darunter vornehmlich SUVs, wurden Botschaften wie „Verkehrswende jetzt!“ oder „Fuck SUV“ hinterlassen.

Der Aspekt des Klimaschutzes und die vermeintlich erhöhte Unfallgefahr von SUVs wird von der Autobranche häufig als einseitige Stimmungsmache abgekanzelt. Trotz aller Kritik wächst der Markt für SUVs stetig.

SUV-Liebhaber halten den großen Geländewagen zugute, dass man als Fahrer dank der erhöhten Sitzposition die ganze Straße im Blick habe. Neben der Übersichtlichkeit würde die Bauweise vor allem älteren oder körperlich eingeschränkten Personen den Einstieg erleichtern. Zu guter Letzt seien die Insassen eines SUV bei Unfällen besser geschützt.

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