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Ab Mitternacht für deutsche Urlauber dicht: Dänemark verbietet Anreisen zu Ferienhäusern.

© dpa

Rein nach Dänemark, raus aus Italien: Welche Urlauber jetzt ganz schnell ihre Koffer packen sollten

Das Reisechaos geht weiter. Die Bundesregierung will Reiseveranstaltern und Wirten helfen. Heizpilze sollen bezahlt werden.

Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit, das Urlauber derzeit bewältigen müssen. Wer seinen Herbsturlaub in Italien verbracht hat, ist gut beraten, schon an diesem Freitag seine Rückreise anzutreten. Ab Samstag stehen weite Teile des Landes auf der Risikoliste des Robert-Koch-Instituts. Wer aus Rom, Mailand, Venedig, der Toskana oder Sardinien zurückkehrt, muss nach der Rückkehr in Quarantäne oder braucht einen negativen Coronatest, um die Zwangsisolation zu verhindern.

Anders herum sollten Menschen, die Urlaub in Dänemark machen wollen, möglichst schon jetzt ihre Koffer packen. Denn ab Samstag gilt für deutsche Feriengäste ein Einreisestopp, nur Menschen aus dem benachbarten Schleswig-Holstein oder Deutsche, die ein Ferienhaus in dem skandinavischen Land besitzen, sind ausgenommen.

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Tourismusbeauftragter: Einreiseverbot für Deutsche ist ärgerlich

Dänemark reagiert damit auf die steigenden Coronazahlen in Deutschland und im eigenen Land. In der deutschen Regierung stoßen die Nachbarn mit ihrem Vorpreschen auf Kritik. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, sprach am Freitag von einer "ärgerlichen" Entscheidung. Sicherheit gehe vor, räumte der CDU-Politiker ein, aber Maßnahmen müssten auch verhältnismäßig sein. Der Wirtschaftsstaatssekretär forderte die dänische Regierung auf, ihren Schritt noch einmal zu überdenken.

Bekannte Bilder: Die Coronakrise ist nach Italien - hier ein Bild aus Mailand - zurückgekehrt.
Bekannte Bilder: Die Coronakrise ist nach Italien - hier ein Bild aus Mailand - zurückgekehrt.

© REUTERS

Reisen ist in Corona-Zeiten zu einem Glücksspiel geworden. Die Lage verändert sich ständig. Deutschland hat inzwischen auch die Nachbarländer Polen und Schweiz, fast ganz Österreich und weite Teile Italiens als Corona-Risikogebiete eingestuft, Das gilt auch für Großbritannien mit Ausnahme der Kanalinseln und der Überseegebiete, Irland und Liechtenstein. Derzeit gibt es nur vier Länder, die ganz frei von Risikogebieten und -warnungen sind: Griechenland, Zypern, Monaco und San Marino.

Einen Lichtblick gibt es allerdings für die gebeutelte Tourismusindustrie. Die Kanarischen Inseln sind von der Liste der Risikogebiete gestrichen worden. "Für einige Reisende werden die Herbstferien damit doch noch gerettet", sagte der Chef von Tui Deutschland, Marek Andryszak. Der größte deutsche Reiseveranstalter plant für die kommenden zehn Tage knapp 50 Hin- und Rückflüge nach Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und Teneriffa. Am Samstag geht es los.

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Großdemo in Berlin

Für Reiseveranstalter, Reisebüros und Hotels ist das jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Tourismusindustrie mit ihren drei Millionen Beschäftigten in Deutschland gehört zu den größten Verlierern der Corona-Krise. Obwohl inzwischen feststehe, dass "touristische Aktivitäten kein signifikant höheres Infektionsrisiko darstellen", werde die Branche in "Sippenhaft" genommen, ärgert sich der Präsident des Tourismusverbands, Michael Frenzel. Mit einer Großdemo am kommenden Mittwoch in Berlin wollen Tourismus-, Veranstaltungswirtschaft und der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga für weitere Unterstützung durch den Staat werben.

Reisen erlaubt: Die Reisewarnung für die Kanaren, hier Teneriffa, ist aufgehoben worden.
Reisen erlaubt: Die Reisewarnung für die Kanaren, hier Teneriffa, ist aufgehoben worden.

© mauritius images

Darauf können sie aber wohl jetzt schon zählen. "Wir sind entschlossen, unsere Hilfsanstrengungen im Rahmen dessen, was die EU-Kommission uns ermöglicht, auszubauen und zu erhöhen", kündigte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Freitag an. Die staatlichen Überbrückungshilfen sollen ins nächste Jahr verlängert werden. Bareiß geht davon aus, dass die Unternehmen noch bis Mitte, Ende nächsten Jahres auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Um den Gastronomen auch im Winter Geschäft zu ermöglichen, sollen aus dem 50-Milliarden-Euro-Programm des Bundes auch Heizpilze und Zelte gefördert werden, betonte der Staatssekretär. Die Mehrwertsteuerermäßigung auf Speisen, die bislang auf den 30. Juni 2021 beschränkt ist, soll auf unbegrenzte Zeit verlängert werden.

Zudem soll es im kommenden Jahr ein branchenspezifisches Hilfsprogramm geben, das Unterstützung bei der Digitalisierung und bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten enthalten soll. Die Bundesregierung arbeitet auch an einer Tourismusstrategie für die Zeit nach Corona. Dabei soll es etwa um die Sicherung von Fachkräften in der Branche gehen.

Einige Hotels verlangen weiterhin negative Corona-Tests

"Deutschland kann sicheres Reisen gewährleisten", versicherte Bareiß. Die Menschen müssten aber wieder Vertrauen fassen. Entscheidungen müssten dazu "intensiv durchdacht werden", kritisierte der Tourismusbeauftragte das Chaos um die innerdeutschen Beherbergungsverbote. Obwohl diese inzwischen in fast allen Bundesländern aufgehoben sind, hält das Durcheinander an. So verlangen einige Hotels, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, weiterhin einen negativen Corona-Test von ihren Gästen und berufen sich dabei auf ihr Hausrecht.

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