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Immer älter: Schon heute beziehen Rentnerinnen und Rentner deutlich länger Rente als Menschen früher.

© imago images/Future Image

Reicht die Altersvorsorge?: Bundesbürger leben länger als sie glauben

Wer nach 1964 geboren ist, wird im Schnitt 87,5 Jahre alt. Doch das wissen nur die wenigsten, zeigt eine neue Umfrage. Das hat Konsequenzen für die Rente.

Viele Bundesbürger leben – statistisch gesehen – deutlich länger als sie glauben. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Forsa-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unter den ab 1964 Geborenen.

Im Schnitt schätzen die Befragten ihre Lebenserwartung auf 83,4 Jahre, woraus sich eine Rentenbezugsdauer von 16,4 Jahren ergäbe. Statistisch gesehen können sie jedoch mit 87,5 Jahren rechnen – also mit gut vier Jahren mehr. Nach jetzigem Recht können Menschen dieser Generation mit 67 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen.

Jede Generation wird fünf Jahre älter

Jeder Fünfte verschätzt sich sogar kräftig: Rund 19 Prozent setzen ihre Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre zu niedrig an. Vor allem Frauen liegen häufig daneben. Während sie ihre Lebenserwartung im Schnitt um 5,8 Jahre unterschätzen, liegen die Männer mit ihrer Prognose nur um durchschnittlich 2,8 Jahre darunter.

Grund für die Fehleinschätzung: Die Befragten orientieren sich gern am Alter der Großeltern oder der Eltern und blenden den medizinischen Fortschritt aus. „Jede Generation lebt ungefähr fünf Jahre länger als die vorangegangene“, betont Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV.

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Angesichts der teils deutlichen Abweichungen dringt der GDV auf einen Ausweis der Lebenserwartung im geplanten Online-Rentenportal. „Das Rentenportal wäre der geeignete Ort, um die Menschen über ihre statistische Lebenserwartung aufzuklären“, sagt Schwark. Für die Planung des Ruhestands sei die Information wichtig. „Wer die Rentendauer unterschätzt, sorgt möglicherweise unzureichend vor“, meint der GDV-Vertreter.

Bürger sollen besser über ihre Vorsorge informiert werden

Die digitale Rentenübersicht soll Ende 2022 in den Testbetrieb gehen und Bürgern einen besseren Überblick über die Altersvorsorge ermöglichen. Versicherte sollen über das geplante Internetportal abfragen können, in welcher Höhe sie bereits Ansprüche erworben haben, beziehungsweise zum Renteneintritt erreichen können. Dabei werden die drei Säulen der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge berücksichtigt.

Anhand dieses Gesamtüberblicks sollen die Bürger dann entscheiden können, ob sie genug vorsorgen oder ob Nachholbedarf besteht, heißt es bei der Deutschen Rentenversicherung. Die Teilnahme an der digitalen Renteninformation ist für die Vorsorgeeinrichtungen freiwillig. Wann das Angebot flächendeckend zur Verfügung stehen wird, ist noch offen und hängt von der Evaluierung des Testbetriebs ab. Vor 2024 ist damit jedoch nicht zu rechnen.

Börse statt Sparbuch: Immer mehr Menschen sorgen mit Wertpapieren für das Alter vor.
Börse statt Sparbuch: Immer mehr Menschen sorgen mit Wertpapieren für das Alter vor.

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Nach kürzlich veröffentlichten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung erhalten Rentnerinnen und Rentner in Deutschland ihre Altersbezüge im Durchschnitt schon jetzt über einen immer längeren Zeitraum. Im vergangenen Jahr wurde älteren Menschen ihre Rente durchschnittlich 20,2 Jahre lang ausbezahlt. Zehn Jahre zuvor hatte die Bezugsdauer im Durchschnitt noch bei 18,5 Jahren gelegen. Im Bewusstsein der Menschen ist das jedoch noch nicht angekommen, wie die aktuelle Forsa-Umfrage zeigt. So tippen die Befragten aktuell auf eine Rentenbezugsdauer von 18,6 Jahren.

Mehr Aktien zur Vorsorge

Immer mehr Menschen haben jedoch Zweifel an der gesetzlichen Rente. Wie eine ebenfalls am Montag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Dekabank ergab, erwarten 40 Prozent der Befragten ein sinkendes Rentenniveau. 41 Prozent gehen inzwischen davon aus, dass das Eintrittsalter für die Rente noch weiter erhöht wird. Bei einer Befragung im Jahr 2020 hatten dies nur 28 Prozent gesagt.

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Wenn es um die private Vorsorge geht, sparen immer mehr Bundesbürger heute mithilfe von Wertpapieren. Inzwischen legt jeder Vierte Geld auch in Aktien, Fonds, Anleihen und/oder Zertifikaten an. 2020 lag der Anteil noch bei 21 Prozent. Angesichts der niedrigen Sparzinsen stünden immer mehr Anleger Wertpapieren aufgeschlossener gegenüber, heißt es bei der Dekabank.

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