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Christian Sewing (links) plant einen grundlegenden Umbau der Deutschen Bank, Aufsichtsratschef Paul Achleitner darf trotzdem bleiben.

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Radikalumbau der Deutschen Bank: Ein überzeugendes Geschäftsmodell fehlt noch immer

18.000 Jobs weniger, gestutztes Investmentbanking: Der Umbau der Deutschen Bank ist zwingend notwendig. Doch viele Fragen bleiben offen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rolf Obertreis

Ist das jetzt der Befreiungsschlag? Drei Top-Manager müssen gehen, 18.000 Stellen werden gestrichen, wohl vor allem in den USA. Das Investmentbanking wird zusammengestutzt. Die Deutsche Bank verabschiedet sich endgültig von ihrem Anspruch, einst gesetzt vor allem von Josef Ackermann, mit den ganz großen der Welt, vor allem den US-Investmentbanken auf Augenhöhe zu agieren. Das ist ein paar Jahre vermeintlich gut gelaufen. Diese Zeiten sind aber längst vorbei.

Die Investmentbanker der Deutschen Bank haben jahrelang gezockt. Und nicht immer auf die Regeln geachtet. Strafen in Milliardenhöhe waren die Folge, ebenso wie enttäuschende Ergebnisse. Trotzdem wurden satte Boni ausgeschüttet, auch noch im vergangenen Jahr. Der Vorstand nicht ausgenommen.

Vorstandschef Christian Sewing hat vor 15 Monaten ein schwieriges Amt übernommen. Aber auch bei ihm hat es gedauert - bis heute - bis er verstanden hat, wie schwierig es wirklich ist. Jetzt greift er - endlich - richtig durch. Trotzdem bleibt er eine wirklich überzeugende Antwort auf die Frage schuldig, wo und wie die Bank mittel- und langfristig ihr Geld verdienen will.

Es gibt jetzt eine Unternehmensbank. Aber laufen deshalb Firmen zur Deutschen Bank über? Brauchen sie, wie oft behauptet wird, die Deutsche Bank, wenn sie Auslandsgeschäfte machen wollen? Es gibt genügend andere, auch europäische Institute, die das mindestens genauso gut erledigen. Und es gibt die Commerzbank, die heute mit der Hälfte an Beschäftigten, doppelt so viel verdient wie die Deutsche Bank.

Bemerkenswert, dass der erfolglose Aufsichtsratschef bleiben darf

Und wer braucht im Privatkundengeschäft heute noch eine Filiale? Wer einen Berater, der in Wahrheit, was legitim ist, ein Verkäufer ist? Direktbanken, Volksbanken oder Sparkassen vor Ort können es genau so gut, etwa wenn es um die Finanzierung einer Immobilie geht. Teurer sind sie auch nicht. Im Gegenteil.

Zahlungsverkehr? Die Konkurrenz wird immer größer. Auch durch Tech-Konzerne, wie gerade Facebook mit seiner Währung Libra andeutet. Deutsche-Bank-Chef Sewing geht zweifellos einen wichtigen und mutigen Schritt, will satte 13 Milliarden Euro in die Digitalisierung stecken. Aber die Deutsche Bank steckt so tief im Schlamassel, dass es Jahre dauern wird, bis sie da raus kommt. Und acht Prozent Rendite schon in drei Jahren, die Ankündigung erstaunt.

Bemerkenswert bleibt, dass sich ein Mann halten kann: Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Er steht seit sieben Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums und hat - gelinde gesagt - für die Bank und ihre Eigentümer, die Aktionäre, wenig erreicht.

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