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Hoffnungsträger für Tesla und den E-Auto-Markt: das neue, günstigere Model 3.

© Tesla Motors/Reuters

Update

Premiere des Model 3: Tesla enthüllt seinen Masterplan

Mit dem elektrischen Model 3 will der US-Autobauer den Massenmarkt überzeugen – und die deutschen Hersteller angreifen. In der Nacht zu Freitag wurde der Wagen präsentiert.

Tesla unterliegt Apple: Am Donnerstagmorgen, kurz vor zehn, ist die Schlange vor dem Apple-Store am Ku’Damm länger. Gut 50 Menschen harren aus, um beim Verkaufsstart des neuen iPhones SE dabei zu sein. Gleich nebenan, vor dem Tesla-Flagshipstore, warten nur etwa 20. Sie wollen die ersten in der Hauptstadt sein, die das neueste Modell des US-Elektroautoherstellers bestellen – den Tesla, Model 3.

„Es ist wie früher beim Piratenschiff von Playmobil“, sagt Hendrik Hendriks, ein Charlottenburger Anwalt. „Das wollte ich auch als Erster haben.“ 1000 Euro wird er später anzahlen, um auf der Bestellerliste weit oben zu stehen. Wie alle künftigen Käufer hat er den neuen Tesla, der rund 31 000 Euro (35 000 Dollar) kosten dürfte, noch nicht gesehen, geschweige denn gefahren. Und erst in zwei Jahren, Anfang 2018, wird das Elektroauto in Deutschland ausgeliefert – wenn alles glatt läuft bei der Produktion.

Bei Tesla gibt es etwas wirklich Neues, sagt ein Kunde

Verrückt? „Nein“, sagt Hendriks. „Verrückt sind die Leute drüben bei Apple.“ Bei Tesla gebe es wirklich etwas Neues, Innovatives zu kaufen. Eine Revolution finde statt: Das Model 3 sei das erste massentaugliche Elektroauto, in der Größe eines Audi A4, mit einer Reichweite von mehreren hundert Kilometern, zu einem vertretbaren Preis. Dafür, sagt der Verkehrsrechts-Anwalt, lohne es sich, ein paar Minuten zu warten. Ist der i3 von BMW, den man schneller haben kann, keine Alternative? Hendriks lächelt. „Für den gleichen Preis bekomme ich bei Tesla ein richtiges Auto.“

Wenn die Schlange bei Tesla an diesem Morgen auch kürzer als bei Apple ist – es gibt immerhin eine. Das freut besonders die PR-Abteilung, die sich so sehr wünscht, dass der US-Autobauer den gleichen Hype auslösen möge wie der iPhone-Konzern. Ein Meister der Inszenierung ist Tesla-Chef Elon Musk schon jetzt. Am Donnerstagabend, um 20 Uhr 30 Ortszeit, lüftete der Selfmade-Milliardär das Geheimnis um den Tesla 3 im kalifornischen Designstudio, „den letzten Schritt des ,geheimen Masterplans’“ tun, wie Tesla ankündigt. In Deutschland war das Ereignis am Freitagmorgen per Livestream ab 5 Uhr 30 zu verfolgen.

Zu sehen gab es dann einen Wagen, der wie eine geschrumpfte Variante des großen Model S daherkommt. In der Basisvariante soll das Model 3 eine Reichweite von gut 345 Kilometern pro Batterieladung haben und sich in sechs Sekunden von null auf eine Geschwindigkeit von 60 Meilen (knapp 97 Kilometer) pro Stunde beschleunigen lassen. Laut Tesla-Chef Musk sind binnen 24 Stunden bereits 115 000 Vorbestellungen eingegangen. Die finale Serienversion des Model 3 soll erst zu einem späteren Zeitpunkt gezeigt werden.

Seit 13 Jahren ohne Gewinn - jetzt muss Tesla liefern

Der dritte Tesla ist für das 2003 gegründete Unternehmen eminent wichtig. Auch wenn viele Marktbeobachter Musk zutrauen, mit seinem Mittelklasse-Stromer BMW (i3) oder VW (E-Golf) anzugreifen, geht Tesla ein großes Risiko ein. Bislang ist der Hersteller mit der 100 000 Euro-Limousine Model S und dem Luxus-SUV Model X ausschließlich mit Premium-Angeboten für dicke Geldbeutel unterwegs.

Der Tesla für den Massenmarkt dürfte eine deutlich kleinere Marge abwerfen – wenn Tesla überhaupt damit Geld verdient. Das wäre dringend nötig. Elon Musk hat in 13 Jahren noch keinen Gewinn erzielt, nimmt aber dennoch hohe Kosten in Kauf. Der riskante Plan, bis zum Jahr 2020 jährlich 500 000 Fahrzeuge zu produzieren, muss bald aufgehen. 2015 liefen 50 000 Teslas vom Band. Die Erwartungen an das Model 3 sind riesig: Die Schweizer Credit Suisse kalkuliert mit 100 000 Vorbestellungen.

„Tesla wird zu einem ernsten Wettbewerber für die deutschen Hersteller“, glaubt Cosimo De Carlo vom Beratungsunternehmen Altran. „Die Produktpalette war bislang begrenzt, das ändert sich jetzt.“ Tesla spreche Autokäufer an, die sich von anderen unterscheiden wollten und im Zweifel bereit seien, dafür mehr Geld auszugeben. Außerdem sei Tesla wie ein Start-up technologisch schneller und flexibler.

„Die klassischen Autohersteller haben die Gefahr erkannt – jetzt geht darum, wie schnell sie reagieren“, sagt De Carlo. Tesla sei deutlich weiter, als alle vor drei Jahren vermutet haben, meint Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger CAR-Institut. „Die Verkaufszahlen des Tesla 3 werden nach unserer Einschätzung deutlich besser sein als beim BMW i3, denn das Preis-Leistung-Verhältnis spricht für den Tesla 3.“

"Meine Eltern fahren das Model S"

In der Schlange am Ku’Damm wartet am Donnerstag auch Rupert Diesch. Drinnen wird inzwischen Sekt ausgeschenkt, Häppchen werden gereicht. Der 27-jährige Student will mit dem Model 3 in der Familientradition bleiben. „Meine Eltern fahren das Model S und haben das Model X bestellt.“ Der angehende Wirtschaftsingenieur hofft, bald einen Job zu finden, mit dem er die Anschaffung finanzieren kann. „Für mich zählt vor allem die Reichweite von mehr als 300 Kilometern“, sagt er. Weiter als Tesla ist bislang noch kein Elektroautohersteller gekommen. (mit dpa)

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