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Viele Pillen: Bei Spezialtherapien zahlt man in den USA mehr als in Deutschland.

© Matthias Hiekel/dpa

Preise für Medikamente sinken: Donald Trump kocht Pharmakonzerne weich

US-Präsident Trump hat die Pharmahersteller heftig kritisiert. Nun verzichten Konzerne auf Preiserhöhungen oder senken die Preise. Ein Muster für Deutschland ist das aber nicht.

Die harsche Kritik von US-Präsident Donald Trump an den Pharmakonzernen zeigt Wirkung. Nach der Zusage des US-Unternehmens Pfizer und des schweizerischen Konkurrenten Novartis, auf Preiserhöhungen zu verzichten, kündigte der US-Konzern Merck & Co. am Freitag sogar Preissenkungen an. So soll das Hepatitis-Medikament Zepatier um 60 Prozent günstiger werden. Bei anderen Produkten will Merck & Co. zehn Prozent weniger verlangen.

Trump hatte Pfizer am Dienstag vergangener Woche bei Twitter scharf angegriffen - der US-Konzern solle sich schämen, ohne Grund Arzneimittelpreise anzuheben. Noch bevor das Unternehmen sein Statement abgeben konnte, twitterte der Präsident: „Pfizer nimmt seine Preiserhöhungen zurück, so dass amerikanische Patienten nicht mehr zahlen.“ Er hoffe, dass andere Firmen das Gleiche täten.

Nach der Ankündigung des Novartis-Chefs Vas Narasimhan, in diesem Jahr die Preise für Medikamente in den USA nicht zu erhöhen, bedankte sich Trump über Twitter: „Vielen Dank an Novartis, dass Sie Ihre Preise für verschreibungspflichtige Medikamente nicht erhöht haben. Gleiches gilt für Pfizer.“ Man sei dabei, einen großen Schritt zu machen, um die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente zu reduzieren oder sogar „substanziell“ zu senken, erklärte Trump.

Medikamente in den USA sind teuer

US-Pharmakonzerne stehen schon lange wegen ihrer Preispolitik in der Kritik. Pfizer ist als Branchenführer dabei besonders im Fokus. Das US-Gesundheitssystem leidet unter steigenden Versicherungskosten und gilt als eines der teuersten und ineffizientesten weltweit. So kostet etwa eine Behandlung mit dem neuen Novartis-Krebsmedikament Kymriah 475.000 Dollar, hatte die Novartis-Deutschland-Chefin Sidonie Golombowski-Daffner vor einiger Zeit im Tagesspiegel-Interview berichtet. Die Therapie ist allerdings für eine sehr kleine Gruppe von Patienten gedacht, nämlich Kinder und junge Erwachsene mit Blutkrebs, die bereits zwei oder drei gescheiterte Vortherapien hinter sich haben. Das Produkt basiert auf der Gentherapie und wird für jeden Patienten einzeln hergestellt.

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Auch in Deutschland gibt es kostspielige Medikamente

In Deutschland hatte der US-Konzern Gilead vor einigen Jahren für Aufsehen gesorgt. Für Sovaldi, ein neues, hochwirksames Hepatitis-Medikament, verlangte der Hersteller bei seiner Einführung im Jahr 2014 rund 1000 Dollar – pro Pille! Allerdings ist in Deutschland die Zeit, in der ein Hersteller den Preis nach Gutdünken festsetzen kann, auf ein Jahr limitiert. Danach entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, in dem Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen vertreten sind, ob ein Medikament einen medizinischen Zusatznutzen hat und wie groß dieser ist. Falls ja, verhandelt der Spitzenverband der Krankenkassen, der GKV-Spitzenverband, mit dem Hersteller über den Preis. So auch bei Sovaldi: Der Preis für eine Behandlung mit Sovaldi ist 2015 von 45.938,52 Euro auf 43.562,52 Euro gesunken.

Schlechter ist es für die Hersteller, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss keinen Zusatznutzen erkennt. Dann fällt das Produkt unter das bestehende Preisregime für ältere, billigere Medikamente. „In Deutschland sind die Preise für neue Arzneimittel verhandelt. Das geschieht auf Grundlage einer medizinischen  Leistungsbewertung", sagte am Freitag auf Tagesspiegel-Anfrage ein Sprecher des Verbandsforschender Arzneimittelhersteller. "Verhandelt wird zwischen Krankenkassen und einzelnen Pharma-Unternehmen. Darüber hinaus gilt in Deutschland für ältere Medikamente ein staatlicher Preis-Stopp. Deshalb sehen wir die amerikanische Debatte nicht als auf Deutschland übertragbar an.“ (mit dpa)

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