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Tesla-Chef Elon Musk. Auf der Bühne groß, doch in der Produktion der Elektroautos hakt es.

© REUTERS

Pläne zum Börsenrückzug: Teslas Multi-Milliarden-Dollar-Show

Der US-Elektroautobauer erwägt einen Rückzug von der Börse – das versetzt Investoren und Spekulanten in Aufregung.

Elon Musk dreht das ganz große Rad. Der Tesla-Chef baut eine Fabrik in China, plant neue E-Auto-Modelle, sucht einen deutschen Standort und verbrennt eine Milliarde nach der anderen. Jetzt will Musk das Unternehmen den Aktionären abkaufen. Alles scheint möglich – bis zu einer Pleite.

Es ist eine Multi-Milliarden-Dollar- Show. Genau 29 Minuten, nachdem die „Financial Times“ am Dienstag enthüllt hatte, dass sich Saudi-Arabien für zwei Milliarden Dollar bei Tesla eingekauft hat, twitterte Firmengründer Elon Musk: „Erwäge, Tesla zu privatisieren.“ Sprich: das Unternehmen von der Börse zu nehmen, also den Aktionären abzukaufen. Was folgte war eine Börsen-Bonanza: Um elf Prozent kletterte der Aktienkurs in wenigen Stunden und machte Tesla auf dem Papier um 1,4 Milliarden Dollar reicher. Am Mittwoch tendierte das Papier etwas schwächer. Mitglieder des Tesla-Aufsichtsrates bestätigten, dass es Pläne für einen Börsenrückzug gibt.

Wenige Investoren können Musks Pläne finanzieren

Mit der von Musk genannten Bewertung von 71 Milliarden Dollar wäre der Rückzug einer der spektakulärsten Deals in der US-Wirtschaftsgeschichte und der größte fremdfinanzierte „Buyout“ überhaupt. Als Finanzinvestoren vor einigen Jahren Burger King übernahmen, ging es um 18 Milliarden Dollar und als Dell-Gründer Michael Dell sich den Computerhersteller von Aktionären zurückholte, waren 24 Milliarden Dollar im Spiel. Nicht viele finanzstarke Investoren könnten Musk bei seinen Plänen helfen.

„Unterstützung durch Investoren gesichert“, twitterte Musk gewohnt kryptisch drei Stunden nach dem Bekanntwerden des Saudi-Einstiegs. Ob das stimmt und was das genau heißt, weiß nur der 47-Jährige selbst. Vielleicht spielt er nur den Trittbrettfahrer. Denn die Investition von Saudi-Arabien in das Unternehmen passt bestens in die Vision des Landes, sich vom Öl zu lösen. Länger schon werden in der Wüste Solarparks geplant und Infrastrukturprojekte angeschoben. Tesla könnte ins Portfolio passen. Möglich, dass Musk diese Spekulationen nur anheizen will.

Ein Ablenkungsmanöver kann Musk so oder so gut gebrauchen, denn Tesla mag zwar an der Börse mehr Wert sein als General Motors oder Ford. Geld verdient das Unternehmen aber nicht. Im Gegenteil: Die Probleme bei der Produktion des neuen Model 3, mit dem der Durchbruch auf dem Massenmarkt gelingen soll, haben Milliarden gekostet.

Zwei Lage unter den Analysten

Gleichzeitig entsteht gerade in China, dem wichtigsten E-Auto-Markt der Welt, für fünf Milliarden Dollar eine neue Großfabrik. Ein wichtiger Schritt, um sich von einem kalifornischen Start-up in einen globalen Autobauer zu wandeln. Und riskant: Keiner weiß aktuell, wie sich der Handelsstreit zwischen US-Präsident Trump und China entwickelt. Die Volksrepublik droht bereits mit mehr als Strafzöllen und könnte auch einzelne US-Firmen treffen – und so Teslas Pläne torpedieren, ab 2020 eine halbe Millionen Autos in Schanghai zu produzieren.

Bislang gibt es unter Analysten zwei völlig unterschiedliche Tesla-Meinungen: Die -Fans finden, dass der Elektropionier ein ganz neues Marktsegment begründet hat und deshalb in Zukunft eine führende, wenn nicht dominierende Rolle spielen könnte. Auch, weil sich traditionelle Autobauer, vor allem die aus Deutschland, bislang recht zögerlich an das Thema gewagt haben. Diese Sicht spiegelt sich im Börsenkurs wider, der ein Versprechen auf die Zukunft ist.

Schein einmal war die Pleite nah

Die Skeptiker dagegen glauben, dass Tesla als eigenständiges Unternehmen bald Geschichte sein könnte. Denn so bald die etablierten Autobauer die Produktion von E-Fahrzeugen hochfahren, können sie ihre Größenvorteile ausspielen und Elektroautos zu niedrigeren Kosten herstellen. Daimler, BMW und Volkswagen würden mit ihrer Aufholjagd Tesla einfach überrollen – und am Ende vielleicht schlucken, um sich die attraktive Marke zu sichern. Oder die Chinesen greifen zu. Sie sind schon jetzt die härtesten Konkurrenten von Tesla. Eine Übernahme könnte zukünftig auch günstiger werden, als es heute den Anschein hat.

Zum Beispiel dann, wenn Tesla das Geld ausgeht und die Pleite droht. Das war schon einmal fast der Fall. Einflussreiche Anleger wetten laut Reuters aktuell mit Leerverkäufen in einer Höhe von 13 Milliarden Dollar auf fallende Tesla-Kurse. Sie würde Musk mit dem Börsenausstieg gerne loswerden, wie er selbst sagt.

Felix Wadewitz

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