zum Hauptinhalt
90 Prozent der Bananen in Deutschland sind von der befallenen Sorte "Cavendish".

© dpa

Pilzkrankheit TR4: Warum Bananen bald teurer werden könnten

Die Bananenkrankheit TR4 hat weite Teile der Anbaugebiete in Kolumbien befallen, Gegenmittel gibt es nicht. Das Land hat den Notstand ausgerufen.

Eine bisher vor allem in Asien und Afrika auftretende Bananenkrankheit hat Plantagen des fünftgrößten Bananenexporteurs Kolumbien befallen. Nach Angaben des kolumbianischen Landwirtschaftsinstituts (ICA) sind Bananenstauden auf 175 Hektar im Department La Guajira im Nordosten des Landes betroffen. Davon seien 168,5 Hektar bereits gerodet worden.

Die Stauden sind nach Angaben des Deutschen Fruchthandelsverbands mit der Krankheit Tropical Race 4 (TR 4) infiziert. Der Pilz lasse die Pflanzen absterben. Betroffen sei die Sorte „Cavendish“, die auch nach Deutschland exportiert werde. Die befallenen Flächen müssten gerodet werden und seien für den Bananenanbau nicht mehr verwendbar, teilte der am Dienstag in Bonn mit.

„Cavendish“-Bananen hätten zurzeit einen Anteil von mehr als 90 Prozent auf dem deutschen Markt, erklärte der Verband. Nach Deutschland würden schätzungsweise mehr als eine Million Tonnen jährlich importiert. Davon stammten 99 Prozent aus Mittel- und Südamerika. TR 4 bedrohe das mit Abstand bedeutendste Herkunftsgebiet von Bananen für den europäischen und nordamerikanischen Markt.

Es gilt Angebot und Nachfrage

Bislang ist in Kolumbien nur ein recht kleines Gebiet von der Plage betroffen: Insgesamt werden in Kolumbien auf rund 49.000 Hektar Bananen angebaut. Zuletzt führte das südamerikanische Land rund 1,9 Millionen Tonnen Bananen aus. Hauptabnehmer waren Belgien, die USA und Italien.

Welche Folgen das Auftreten des Pilzes in Südamerika für die Bananenpreise in Deutschland hat, ist noch nicht klar. Der Fruchthandelsverband erklärte lediglich: „Es gilt auch im Fruchthandel das Gesetz von Angebot und Nachfrage in Bezug auf die Preise.“ Fällt eine großer Lieferant aber künftig weg, sind aber wenigstens kurzfristig höhere Preise wahrscheinlich, da es etwas Zeit brauchen wird, bis deutsche Händler Alternativen aufgetan haben. Die „Bild“-Zeitung zitierte den Chef von Chiquita Deutschland, Marc Seidel, mit den Worten: „Die Gefahr ist extrem hoch, dass es die Bananen, die wir kennen, in ein paar Jahren nicht mehr gibt.“

Um eine Ausbreitung des Pilzes auf andere Anbauregionen zu verhindern, erklärte die kolumbianische Regierung den Notstand. „Es wurde ein Sicherheitssystem eingerichtet“, sagte Landwirtschaftsminister Andrés Valencia zuletzt im Radiosender Caracol. „Alle Container mit Bananen für den Export werden desinfiziert und ständig kontrolliert, bis sie im Hafen ankommen.“

Pilz ist für Menschen ungefährlich

Die Behörden und Bauern setzen nun alles daran, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitet. „Der Pilz steckt im Boden und kann an den Schuhen hängenbleiben“, sagte Landwirtschaftsminister Valencia. „Arbeiter, die die Anbauflächen betreten, werden deshalb vorher und nachher auch desinfiziert.“

Für die Konsumenten stelle der Pilz aber keine Gefahr dar, sagte der Minister. „Der Pilz befällt nicht die Frucht, sondern nur die Pflanze.“ Auch der Deutsche Fruchthandelsverband versicherte, der Pilz sei für den Menschen ungefährlich. Bananen von befallenen Stauden könnten bedenkenlos verzehrt werden. Die Bananenkrankheit beeinflusse ausschließlich das Wachstum der Stauden.

Die Bananensorte „Cavendish“ hatte die bis in die 1960er Jahre vertriebene Sorte „Gros Michel“ ersetzt, die von der Panamakrankheit dezimiert wurde. „Cavendish“ ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TR1, der „Gros Michel“ heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TR4 nicht erwehren. Die UN-Welternährungsorganisation (FAO) hatte 2016 ein Papier zur Ausbreitung von TR4 veröffentlicht, in dem es heißt: „Das weltweite Problem mit TR4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt“. Der Pilz könne Jahrzehnte in der Erde überleben. (dpa/mum)

Zur Startseite