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300 Boten und Logistikmitarbeiter hatte Kaufland eigens angeheuert.

© C. Klose/dpa

Onlinehandel: Kaufland stellt Bringdienst ein

Man habe erkennen müssen, dass Lebensmittel sich „nicht kostendeckend“ liefern lassen, sagt das Unternehmen. Am 23. Dezember wird zum letzten Mal Bestelltes in Berlin überbracht.

Von Maris Hubschmid

„Leider müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass wir unseren Lieferservice in Berlin zum 23.12.2017 einstellen werden.“ Mit dieser E-Mail verkündete Kaufland seinen Kunden am Freitagmorgen das Aus für den eigenen Bringdienst nach nur einem Jahr. Man habe erkannt, dass sich „ein Lieferservice im Lebensmittelbereich auf Sicht nicht kostendeckend betreiben“ lasse.

Im Oktober 2016 hatte die Kette das Angebot gestartet – und anfangs durchaus Erfolge vermeldet. Bereits nach wenigen Wochen wurden wegen der hohen Nachfrage zusätzliche Fahrer eingestellt. Offenbar blieb aber der Gewinn auf der Strecke: Sämtliche Produkte kosteten online genauso viel wie im Laden. Für die Lieferung wurden weniger als fünf Euro berechnet. Entgegen ursprünglicher Pläne weitete die Kette den Service nicht aus. Die angekündigte Expansion nach Hamburg sagte sie ab, als der US-Konzern Amazon in der Hansestadt mit „Amazon Fresh“ vorfuhr. Bestellungen werde man bis einschließlich 23. Dezember bedienen, erklärte Kaufland am Freitag. Dann ist die Pilotphase beendet.

300 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Für 300 Beschäftigte bedeutet das den Verlust des Arbeitsplatzes. „Wir bedauern sehr, dass wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Berlin keine langfristige Perspektive bieten können“, sagte Kauflands Vorstandsvorsitzender Patrick Kaudewitz. Für die Boten und Logistikmitarbeiter, die eigens angeheuert worden waren, werde man sich um sozialverträgliche Lösungen bemühen. Rund 80 Angestellte, die von der Firmenzentrale in Heilbronn aus die Geschäfte gesteuert haben, sollen intern unterkommen.

Die Supermarktbetreiber Rewe und Edeka bieten in Berlin nach wie vor Lieferung an. Edeka hat den Dienst „Bringmeister“ Anfang 2017 von Kaiser’s übernommen. Auch die Deutsche-Post-Tochter Allyouneedfresh liefert Milch, Eier und Gemüse, ebenso das reine E-Commerce-Unternehmen Mytime. Das Geschäft mit Lebensmitteln im Internet gilt als schwierig, weil zum Beispiel Kühlketten eingehalten werden müssen. Zudem sind insbesondere in Deutschland die Gewinnspannen gering. Erst kürzlich hat der Discounter Lidl seinen Onlinehandel mit Lebensmitteln stark eingeschränkt.

Dem Einstieg von Amazon hatten deutsche Lebensmittelhändler sorgenvoll entgegengesehen. Der Dienst ist inzwischen in Berlin, Hamburg und München aktiv. Insgesamt machen Online-Einkäufe im Lebensmittelsegment jedoch noch immer nur etwa ein Prozent des Umsatzes aus.

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