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Freuen sich, weil’s aufwärts geht. Der Investor B. Hausen, H.-C. Gützow und P. Boisseau von Total, der Regierende Klaus Wowereit sowie der Architekt Frank Barkow (von l.).

© dpa

Neues Hochhaus: Öl-Riese Total residiert jetzt in Moabit

Franzosen weit oben: Ein Hochhaus in Moabit ist der neue Deutschlandsitz des Mineralölkonzerns Total. Nicht nur dessen Vorstand, auch Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit verspricht sich eine Menge davon.

Von Maris Hubschmid

3000 Tonnen Stahl sollen ein Zeichen setzen. „Wir bekennen uns zum Standort Berlin und unterstreichen das Ziel, in Deutschland weiter wachsen zu wollen“, erklärte Philippe Boisseau, Vertriebsvorstand des französischen Mineralölkonzerns Total, bei der Eröffnung des neuen Deutschland-Firmensitzes in Moabit. Der „Tour Total“ nördlich des Hauptbahnhofs ist 69 Meter hoch, verfügt über 17 Stockwerke und knapp 14 000 Quadratmeter Bürofläche. Unübersehbar und im Zentrum eines neuen Trendviertels, das hier entstehen soll, will das Unternehmen von hier oben aus künftig sein Energiegeschäft vorantreiben. Das Haus, dessen Erstmieter Total ist, ist das erste fertiggestellte Gebäude der sogenannten Europacity, von der schon bald neue Impulse für die Stadt ausgehen sollen.

„Das Areal ist doppelt so groß wie der Potsdamer Platz und bietet vielfältige Potenziale für weitere Ansiedlungen“, sagte Bürgermeister Klaus Wowereit. Baulich liegt das Gebiet in der Hand der Investorgesellschaft CA Immo aus Wien. „Die zahlreichen, vielmehr unzähligen Kräne, die man hier sehen kann, zeigen deutlich die Prosperität und Entwicklungsfähigkeit dieser Stadt“, sagte Wowereit. Vom 15. Stock des Gebäudes aus hatte der SPD-Politiker an diesem Nachmittag besten Überblick über seine Großbaustelle. Er lobte den Konzern nicht nur für den Entschluss, quasi die Patenschaft für das – vom Hamburger Bahnhof und dem Kunst-Campus abgesehen – noch weitgehend brachliegende Gelände zu übernehmen, sondern auch für sein Engagement in Berlins Hochschullandschaft und speziell beim Thema Elektromobilität. Erst kürzlich hat das Unternehmen in Deutschland seine fünfte Wasserstofftankstelle installiert, drei davon befinden sich in Berlin. In der Tiefgarage der eigenen Zentrale in Moabit sind Ladesäulen für Elektroautos geplant.

Der Turm setzt Maßstäbe beim Energiesparen

In anderthalb Wochen, am 22. Oktober, sollen 500 Konzernmitarbeiter, die derzeit im Mosse-Zentrum in Mitte beschäftigt sind, im Tour ihre Arbeit aufnehmen. Noch sind nicht alle Etagen ausgebaut. Total-Deutschland-Geschäftsführer Hans-Christian Gützkow aber ist zuversichtlich, immerhin ist der Turm, in den 66 Millionen Euro geflossen sind, sowohl im Kosten-, als auch im zeitlichen Rahmen geblieben. Und das ist, wie Architektin Regine Leibinger vom Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger betonte, „nicht nur in Berlin erwähnenswert“.

Auch in Punkto Energieeffizienz darf der Turm als vorbildlich gelten. Gegenüber Standardbauweisen spart er pro Jahr die Energie von etwa 35 Einfamilienhäusern ein. Die in der Energiesparverordnung festgelegten Grenzwerte unterschreitet er um 50 Prozent.

Optisch fällt er außer durch seine Höhe und den – noch – ungewöhnlich hellen Beton vor allem dadurch auf, dass alles ein bisschen schief ist. Das Architekten-Ehepaar nennt das Dynamik. „Es irritiert optisch etwas, aber das ist Absicht“, sagt Frank Barkow. „Viel Wert haben wir auf das Spiel von Licht und Schatten gelegt. Je nachdem, von wo man guckt, wirkt der Turm weich oder hart, offen oder geschlossen.“ Zu Beginn der Bauarbeiten 2010 hatte es Diskussionen über die geplante Nutzung der Fläche gegeben. „Viele wollen keine Veränderung. Sie haben Pech. Hier tut sich was“, hatte Wowereit damals gesagt.

Am Wochenende öffnet Total die Türen

An diesem sonnigen Nachmittag signalisierte Deutschlandchef Gützkow nun, dass Total der nachbarschaftliche Frieden ausgesprochen wichtig sei. Nachdem am Donnerstagabend rund 150 Gäste aus Politik und Wirtschaft den Anfang machten, ist am Wochenende die restliche Bevölkerung, „in erster Linie unsere neuen Nachbarn in Moabit“, zum Tag der offenen Tür eingeladen. Von 12 bis 18 Uhr können sie einen Blick in die oberste Etage des neuen Hochhauses werfen – und hinaus.

Vielleicht kein ganz uneigennütziges Angebot des Konzerns: Einige Etagen bleiben zunächst leer und sollen extern vermietet werden. Interessenten können sich also am Samstag und Sonntag in Ruhe umsehen. Obwohl Wowereit schon deutlich gemacht hat, was ihm lieber wäre: „Wenn Sie sich entschließen, hier noch mehr zu expandieren – und die übrigen Stockwerke selber nutzen.“

Auch, wenn es keiner der Konzernchefs ausgesprochen hat – der Turm ist eindeutig auf Zuwachs gebaut. Mit etwas Glück bringt er langfristig nicht nur eine Veränderung im Stadtpanorama, sondern auch mehr Arbeitsplätze.

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