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Umbau bei der Commerzbank: Er wird schmerzvoll für Beschäftigte und Kunden.

© dpa

Neue Strategie: Für die Kunden der Commerzbank dürfte es bald teuer werden

Leistungen des Instituts werden „entsprechend bepreist“, kündigt Vorstandschef Zielke an. Er selbst muss sich auf Gespräche mit Verdi gefasst machen.

Kunden der Commerzbank und auch der Direktbank Comdirect müssen sich auf steigende Preise einstellen, der Vorstand auf einen Konflikt mit der Arbeitnehmervertretung und den Gewerkschaften. Den angekündigten Abbau von 4300 Vollzeitstellen will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zumindest mit Blick auf die Filialen nicht mittragen.

Die von der Schließung und Zusammenlegung von Filialen betroffenen Beschäftigten sollen auf die übrigen Ableger verteilt werden. Die Commerzbank will bei ihrem neuerlichen Sanierungsprogramm, das der Aufsichtsrat am Donnerstag billigte und das Vorstandschef Martin Zielke am Freitag noch einmal erläuterte, in den nächsten drei Jahren 200 von derzeit 1000 Filialen schließen.

Welche wo betroffen sein könnten, hält Zielke noch unter Verschluss. Vermutlich dürften vor allem Filialen in Ballungsgebieten betroffen sein und solche, bei denen die Mietverträge bis 2023 auslaufen. Auch Details über den Stellenabbau lässt der Vorstandschef offen und verweist auf die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, die rasch beginnen sollen. Generell wird der Abbau, wie Finanzvorstand Stephan Engels am Freitag erläuterte, Beschäftigte in den Filialen, bei der Onlinebank Comdirect – sie wird in die Commerzbank integriert – und in Verwaltungsbereichen treffen. Umgekehrt sollen rund 2000 Stellen neu geschaffen werden, etwa 150 im Vertrieb und weitere in der IT.

Was passiert mit Comdirect?

Völlig offen ist, was mit der Zentrale der Comdirect in Quickborn bei Hamburg passiert und mit den rund 1500 Jobs bei der Tochter, die Zielke als „erstklassige Direktbank“ ausdrücklich lobt. Mittlerweile aber hätten sich die Geschäftsmodelle von Mutter und Tochter weiter angenähert, sodass die Bündelung der Kräfte und die Konzentration auf eine Marke Sinn ergebe.

Die Comdirect verliert ihre Eigenständigkeit als börsennotiertes Unternehmen, die Commerzbank will die restlichen Anteile übernehmen. Sie hält bereits 82 Prozent der Aktien. Den ausstehenden Aktionären wird sie ein Angebot mit einem Aufschlag von 25 Prozent auf den Kurs vom 20. September unterbreiten.

Insgesamt soll die Zahl der Vollzeitbeschäftigten bei Deutschlands zweitgrößter Bank bis Ende 2023 auf dann nur noch 29.300 sinken. Ende Juni waren es noch 40.700. Allerdings fallen auch 6600 Stellen durch den geplanten Verkauf der mBank, der Commerzbank-Tochter in Polen, weg. Seit der Übernahme der Dresdner Bank Ende 2008 wird die Commerzbank bis Ende 2023 mehr als die Hälfte der damals noch 61.300 Stellen gestrichen haben.

Der neuerliche Stellenabbau wird die Bank nach Angaben von Engels rund 700 Millionen Euro kosten, weitere 150 Millionen fallen für die Einschnitte im Filialnetz an. Obwohl die Bank 2019 auch wegen des schwierigen Umfeldes mit Niedrigzinsen, Konjunkturabschwächung, Handelskonflikten und Brexit mit sinkenden Erträgen rechnet, soll es wieder einen Gewinn geben und für die Aktionäre eine Dividende. Analysten erwarten einen Nettogewinn von 880 Millionen Euro und eine Dividende von 15 Cent.

Commerzbank will wieder "aktiver Spieler" werden

Insgesamt wendet die Commerzbank für den neuerlichen Umbau rund 1,6 Milliarden Euro auf. Im Gegenzug sollen die Kosten pro Jahr ab 2023 um 600 Millionen auf 5,5 Milliarden Euro sinken. Dann sieht Vorstandschef Zielke die Commerzbank wieder so aufgestellt, dass sie sich sogar an der Konsolidierung des Bankenmarktes in Deutschland und Europa als „aktiver Spieler“ beteiligen könnte.

Teurer dürfte es für die rund 11,1 Millionen Kunden der Bank werden. Leistungen des Instituts würden „entsprechend bepreist“, sagt Zielke. „Das ist aber nicht die Einstimmung auf den Abschied vom kostenlosen Girokonto“, versichert er. Er betont auch, dass die günstigen Preise für Kunden der Comdirect beibehalten würden. Für sie ändere sich nichts.

Andererseits sagt er, dass die Preise von Commerzbank und Comdirect „zusammengeführt“ würden. Fest steht aber, dass der Name „Comdirect“ künftig nur noch für einzelne Produkte verwendet wird. Geschäftskunden und vermögende Privatkunden müssen im Übrigen bei der Commerzbank mit noch tieferen Negativzinsen rechnen. „Für Kunden mit Einlagen bis zu 100.000 Euro kann ich mir das aber nicht vorstellen“, sagt Zielke.

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