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Präsentation der Apple Card auf der Keynote in Cupertino.

© AFP

Neue Kreditkarte: Warum sich Apple jetzt mit Goldman Sachs zusammentut

Der Techkonzern Apple und die Investitionsbank Goldman Sachs haben eine neue Kreditkarte geschaffen. Am Ende könnten beide davon profitieren.

Von Carla Neuhaus

Glaubt man Apple-Chef Tim Cook, geht es um „die größte Kreditkarten-Innovation seit 50 Jahren“. Parallel zum neuen Streaming-Dienst hat der iPhone-Konzern nun seine erste eigene Kreditkarte vorgestellt. Ab Sommer soll die zunächst in den USA auf den Markt kommen. Damit dringt Apple noch ein Stück weiter ins Bankgeschäft vor.

Um mit ihrem iPhone etwa an der Supermarktkasse bezahlen zu können, müssen Kunden bislang beim Bezahldienst Apple Pay die Kreditkarte ihrer Bank hinterlegen. Das funktioniert aber nur, wenn die Bank auch einen entsprechenden Vertrag mit Apple abgeschlossen hat. Auf den wiederum lassen sich aber längst nicht alle Geldinstitute ein, weil der Techkonzern dafür von den Banken angeblich sehr hohe Gebühren verlangt – weshalb Kunden dieser Banken von Apple Pay bislang ausgeschlossen sind.

Apple löst dieses Problem nun eben auf seine Art: Statt sich weiter darauf zu verlassen, dass die Banken bei seinem Bezahldienst mitmachen, führt der Techkonzern nun eben seine eigene Kreditkarte ein.

Locken will Apple die Nutzer dabei über ein Cashback-Programm: Wer mit der Apple-Karte zahlt, bekommt einen kleinen Teil des Kaufpreises als Guthaben gutgeschrieben. Auch soll es wie sonst oft bei Kreditkarten üblich keine Jahresgebühr geben. Das ist offenbar ein Kampfpreis, um in den Markt zu kommen. Schließlich haben gerade Amerikaner schon jetzt drei bis vier Kreditkarten im Portemonnaie. Da muss Apple ihnen schon gute Argumente liefern, warum sie zusätzlich eine Apple-Karte brauchen.

Goldman Sachs hat es auf den Kleinsparer abgesehen

Wohl auch deshalb will der Techkonzern neben der virtuellen Karte fürs mobile Bezahlen nun auch gleich eine physische Kreditkarte herausbringen. Die sollen Kunden dann überall dort einsetzen können, wo man bislang noch nicht mit dem Smartphone zahlen kann. Weil diese Karte aber natürlich umso mehr in Konkurrenz zu den Karten der klassischen Banken steht, will Apple sie wie schon das iPhone zum Statussymbol erklären: Statt wie sonst üblich aus Plastik soll die Apple Card deshalb aus Titan sein. Auch soll man darauf keine Kartennummer mehr finden – was sie sicherer und auch schicker machen soll.

Hilfe bekommt Apple dabei ausgerechnet von einem Geldinstitut, das bislang selbst im Geschäft mit Kreditkarten noch gar nicht aktiv ist: die US-Investmentbank Goldman Sachs. Für sie soll sich Apple entschieden haben, weil sie als Newcomer in diesem Markt eher dazu bereit gewesen sein soll, auf die Wünsche des Techkonzerns einzugehen.

Dass Goldman Sachs nun mit Apple gemeinsame Sache macht, könnte sich am Ende für beide Seiten auszahlen. Denn während das Unternehmen aus Kalifornien auf diese Weise stärker ins Bankgeschäft vordringt, könnte der Investmentbank so endgültig der Einstieg in den Markt mit Kleinsparern gelingen. Und genau auf den hat Goldman Sachs es abgesehen.

Apple liefert Goldman Sachs die perfekte Zielgruppe

Dahinter steht ein krasser Strategieschwenk bei der Wall-Street-Bank. Schließlich ist sie eigentlich für das Geschäft mit Konzernen und besonders vermögenden Kunden bekannt. Goldman Sachs legt große Summen am Kapitalmarkt an, handelt mit Währungen und Rohstoffen oder fädelt Fusionen ein. Weil das aber ein hochriskantes Geschäft ist, mit dem sich zuletzt immer weniger Geld verdienen ließ, hat die Bank bereits unter Lloyd Blankfein stärker die Kleinsparer in den Fokus genommen. Und David Solomon, der Blankfein im Oktober als Chef abgelöst hat, will das nun offenbar konsequent fortsetzen.

Bereits 2016 hat Goldman Sachs mit „Marcus“ eine Onlinebank aufgebaut, die sich in erster Linie an Kleinsparer richtet. Bei der können Kunden aus den USA und Großbritannien Sparkonten eröffnen, auf die sie derzeit vergleichsweise hohe Zinsen bekommen. In den Vereinigten Staaten vergibt Marcus – benannt nach Bankgründer Marcus Goldman – inzwischen auch Kredite. Bis zu 40.000 Dollar können Privatkunden sich so bei der Investmentbank leihen. Nach den USA und Großbritannien will Goldman Sachs nun auch verstärkt in anderen Ländern um Kleinsparer werben – auch am deutschen Markt soll die Investmentbank dabei interessiert sein. Wann Goldman Sachs hierzulande mit Marcus aktiv wird, ist allerdings noch offen.

Gleichzeitig zeigt das aber schon, mit welch großen Ambitionen die New Yorker in den Privatkundenmarkt drängen. Wie andere Newcomer in diesem Geschäft stehen allerdings auch sie vor der Frage, wie es ihnen gelingt, möglichst schnell möglichst viele Kunden zu gewinnen. Und genau dabei könnte Apple nun helfen. Denn über die Kreditkarte fürs iPhone kommt Goldman Sachs eben an jene Kunden heran, die für ihre Onlinebank so interessant sind: Menschen, die technikaffin und meist auch solvent sind.

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