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Der Industrieanlagenbau hinkt derzeit noch hinterher. Die Situation in der Investitionsgüterbranche insgesamt bleibt schwierig.

© picture alliance / dpa

Neue Konjunkturprognose: Die Wirtschaft läuft besser als befürchtet

Forschungsinstitut korrigiert Prognose: Ende 2021 könnte das Niveau von 2019 erreicht werden. Lob für die Krisenpolitik.

Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft werden immer optimistischer. Nachdem bereits die Bundesregierung ihre Erwartung für dieses Jahr angehoben hatte, überraschte am Mittwoch das gewerkschaftliche IMK mit dem bislang besten Ausblick: Danach fällt das Bruttoinlandsprodukt in diesem Coronajahr nur noch um 5,2 Prozent, im Juni hatte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung mit minus 6,2 gerechnet. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte seinen Ausblick von minus 6,2 auf 5,8 Prozent korrigiert. Etwas skeptischer sind noch das Berlin DIW (minus 6,0 Prozent) und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit minus 6,25 Prozent. Indes liegen die letztgenannten Prognosen bereits einige Wochen zurück.

Erholung läuft besser als in den USA

Die Erwartungen für 2021 laufen gleichfalls auseinander. Hier ist das DIW mit 4,1 Prozent am unteren Ende; die Bundesregierung erwartet ein Wachstum von 4,4 und das IW von 4,5 Prozent. Das IMK steht mit 4,9 Prozent am oberen Ende. „Damit verläuft die Erholung hierzulande etwas dynamischer als in anderen großen Euro-Ländern und den USA“, teilte das IMK am Mittwoch mit.

Dass die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs beherrschbar geblieben sind, rechnen die Ökonomen „zu einem erheblichen Umfang der entschlossenen Krisenpolitik“ der Bundesregierung zu. Die Maßnahmen zur Stützung von Konjunktur, Unternehmen und Einkommen, insbesondere auch das Kurzarbeitergeld, hätten sich bewährt. Das betrifft vor allem die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitsplätze. Die Arbeitslosenzahl steigt nach Berechnungen des IMK in diesem Jahr um etwa 450 000, so dass im Jahresmittel rund 2,71 Millionen Personen ohne Job sein werden. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent.

3,35 Millionen in Kurzarbeit

Im kommenden Jahr wächst die Wirtschaft zwar wieder, doch das macht sich in der Statistik kaum bemerkbar: Das IMK erwartet einen minimalen Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um gut 20 000 Personen und eine unveränderte Quote. Gleichzeitig kehrt ein Großteil der Kurzarbeiter zurück. Nach 3,35 Millionen Kurzarbeitenden in diesem Jahr werden im Jahresdurchschnitt 2021 etwa 680 000 erwartet.

Eher skeptisch sind die Wirtschaftswissenschaftler für die Investitionsgüterbranchen, wozu vor allem der Maschinen- und Anlagenbau gehört. „Die Ausrüstungsinvestitionen bleiben die Schwachstelle der wirtschaftlichen Entwicklung“, teilte das IMK mit. Hierzulande würden die Investitionen auch Ende 2021 noch gut zehn Prozent niedriger liegen als vor der Coronakrise. „Die Bundesregierung sollte vorbereitet sein, bei Bedarf mit zusätzlichen Investitionen rasch gegenzusteuern“, empfehlen die Ökonomen. Handlungsfelder dafür gebe es vor allem mit Blick auf den Klimaschutz, für den „immense private und öffentliche Investitionen erforderlich“ seien. „Je schneller diese begonnen werden, desto stabiler wird die Erholung ausfallen und desto wahrscheinlicher ist es, dass die deutsche Industrie auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Produktion innovativer Produkte spielt“, schreiben die Wissenschaftler.

Der Staat hat noch Spielraum

Finanzieller Spielraum sei trotz der staatlichen Direkthilfen, Kreditgarantien und Konjunkturpakete noch immer vorhanden. Die Schuldenstandsquote des Staates werden 2020 unter 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bleiben.

Zu den Risiken der kommenden Monate zählt das IMK neben einer zweiten Coronawelle den Kurs der USA nach den Präsidentschaftswahlen sowie einen ungeordneten Brexit.

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