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Selbst Schiffe werden bei Ebay Kleinanzeigen angeboten.

© Katharina Wiechers

Neue Bezahlfunktion: Ebay Kleinanzeigen wandelt sich

Der größte Gebrauchtwaren-Marktplatz führt eine Bezahlfunktion ein. Weitere Änderungen dürften nach der Abspaltung von Ebay folgen. 

Das Gebrauchtwarenportal Ebay Kleinanzeigen hat ein erstaunliches Wachstum hinter sich. Viele Deutsche nutzen die Seite, doch die wenigsten dürften wissen, dass Ebay Kleinanzeigen inzwischen zum meistbesuchten Onlineportal in Deutschland aufgestiegen ist: Mit 35 Millionen Nutzern lag die Seite im September laut den Werbevermarktern der AGOF deutlich vor T-Online und Focus Online. Google, Youtube oder Amazon werden dabei nicht mit gezählt, berücksichtigt man alle Internetseiten liegt Ebay Kleinanzeigen immer noch auf Rang Acht und damit zwei Plätze vor Facebook. 

Bezahlfunktion soll Versand erleichtern

Künftig könnte die Nutzerzahl weiter steigen, denn mit einer neuen Bezahlfunktion soll Ebay Kleinanzeigen noch attraktiver werden. Ab heute haben Nutzer damit erstmals die Möglichkeit, Artikel auch direkt über die Seite zu bezahlen. Da die Gebrauchtwaren in der Regel an Selbstabholer abgegeben werden, bezahlen diese bisher meist bei der Übergabe in bar. Doch nun soll auch der Versand von Artikeln einfacher und sicherer werden.

Auch bislang ist das Verschicken zwar grundsätzlich möglich, Anbieter und Käufer müssen sich dann aber untereinander immer über die Zahlungsmöglichkeiten verständigen. Mit der neuen Bezahlfunktion sollen Käufer zudem das Geld zurückerhalten, falls sie einen Artikel nicht erhalten oder dieser wesentlich von der Beschreibung abweicht. Der Betrag wird dazu bis zu 14 Tage auf einem Treuhandkonto verwahrt und erst ausgezahlt, wenn der Erhalt des Artikels bestätigt wurde. Das gilt für Kaufpreise von bis zu 1000 Euro.

Die neue Funktion ist zunächst nur in einigen Kategorien wie „Spielzeug“, „Handy & Telefon“ oder „Notebooks“ verfügbar, soll aber schrittweise ausgeweitet werden. Als Zahlungsmethoden stehen zu Beginn Überweisungen und Kreditkarte zur Verfügung. Die Nutzung der neuen Funktion ist freiwillig – Käufer und Verkäufer können sich weiterhin auf andere Zahlungsmethoden verständigen.

„Mit der Einführung der Bezahlfunktion reagieren wir auf oft geäußerte Wünsche unserer Nutzer“, sagt Paul Heimann, Geschäftsführer von Ebay Kleinanzeigen. Das Interesse am Handel über größere Entfernungen ist tatsächlich groß. So enthalten in der Kategorie Baby- und Kinderkleidung, mit fast fünf Millionen Anzeigen auch eine der Größten, schon jetzt 85 Prozent der Angebote die Kennzeichnung „Versand möglich“. Bei Handys sind es dagegen nur sieben Prozent – womöglich auch aus Sicherheitsbedenken. „Die Möglichkeit, die Bezahlung über die Plattform abzuwickeln, bietet sowohl für Käufer als auch Verkäufer ein Plus an Sicherheit“, sagt Heimann. Die neue Funktion komme zudem Nutzern zugute, die Artikel nicht vor Ort abholen können. „Im Fokus steht aber weiterhin der Handel in der Nachbarschaft.“

Trotzdem wird mit der neuen Option Ebay Kleinanzeigen der bisherigen Mutter ähnlicher. Bisher gab es eine klare Arbeitsteilung: Auf Ebay wurden Artikel unabhängig vom Standort gehandelt und zudem inzwischen vor allem auch Neuwaren gewerblicher Anbieter. Bei Kleinanzeigen fand dagegen der Gebrauchthandel im näheren Umkreis statt.

Ebay verkauft Anzeigenportale für 9 Milliarden

Dass sich Ebay Kleinanzeigen davon nun emanzipiert, ist wohl kein Zufall. Denn im Sommer hat Ebay seine Anzeigensparte abgespalten und an das norwegische Unternehmen Adevinta verkauft. 9,2 Milliarden Dollar zahlen die Skandinavier für den Geschäftsbereich, zu dem auch weitere Portale wie Mobile.de gehören. Adevinta wird so zum weltgrößten Anbieter von Online-Kleinanzeigen.

Noch ist die Übernahme nicht abgeschlossen, geplant ist das für das erste Quartal 2021. Dann wird Adevinta auch sehen, wie es bei der Neuerwerbung die Einnahmen steigern kann. Die sind bisher überschaubar: Im zweiten Quartal 2020 erreichte die Ebay-Kleinanzeigensparte insgesamt einen Umsatz von 201 Millionen US-Dollar.

Denn die Nutzung des Marktplatzes ist meist kostenlos, in den meisten Kategorien werden für Privatanbieter erst Gebühren fällig, wenn sie 50 Anzeigen schalten. Mit der neuen Zahloption und dem Käuferschutz kommt eine neue Einnahmequelle dazu, denn dafür muss der Käufer eine Gebühr im niedrigen einstelligen Prozentbereich zahlen. Zudem will Adevinta verstärkt auf gewerbliche Anbieter setzen. Im Blick sind dabei beispielsweise Makler, denn auch Immobilien werden inzwischen in großer Zahl auf dem Kleinanzeigenportal angeboten.

Ändert Ebay Kleinanzeigen den Namen?

Eine große Frage, die sich nach Abschluss der Übernahme stellt, ist zudem die nach dem künftigen Namen. Für eine ganze Weile wird das Portal zwar noch Ebay Kleinanzeigen heißen, doch Branchenkenner gehen davon aus, dass Ebay die Nutzung nur für eine Übergangszeit von wenigen Jahren einräumt.

Dann muss wahrscheinlich ein anderer her – entweder ein ganz neuer oder eine Marke aus dem bisherigen Portfolio. Die Norweger haben schon jetzt ein Netz von weltweit 30 Marktplätzen weltweit vereint, darunter das größte französische Kleinanzeigenportal LeBonCoin oder den auch hierzulande aktiven österreichischen Anbieter Shpock. Von Ebay werden nun zudem auch die Portale Gumtree oder Kijiji übernommen – letzteres gab es auch hierzulande einmal. Bis Kijiji dann 2009 umbenannt wurde – in Ebay Kleinanzeigen.

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