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Auf und ab an der Börse. Ein Händler an der New Yorker Wall Street.

© Johannes EISELE/AFP

Nervöse Börsen: Die große Angst vor der inversen Zinskurve

Die Sorgen um den Handelsstreit und bedrohliche Signale bei Staatsanleihen führen zu einer Berg- und Talfahrt an den Aktienbörsen.

Von Andreas Oswald

Hoch und runter ging es am Donnerstag an den Börsen. Nach dem Ausverkauf am Vortag, als der Dax wie auch andere große Aktienindizes der Welt jeweils um mehr als zwei Prozent einknickten, kam am Vormittag zunächst etwas Erleichterung auf. Aber schnell ging es wieder abwärts. Wie eine Achterbahn sah der Kursverlauf später aus. Hintergrund sind widersprüchliche Signale im Zollstreit zwischen den USA und China. Peking drohte einerseits mit Gegenmaßnahmen, andererseits kamen aus Chinas Außenministerium versöhnlichere Töne.

Angesichts der Börsenturbulenzen empfiehlt Elga Bartsch, Research- Chefin des Vermögensverwalters Blackrock, Anlegern, ihr Portfolio robuster aufzustellen. Gemeint ist, riskantere Anlagen abzubauen. Relativ optimistisch äußert sich Chris Hyzy, Investment-Chef von Merrill Lynch, über die US-Konjunktur. „Obwohl die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, glauben wir, dass die Vereinigten Staaten in den nächsten zwölf Monaten eine Rezession vermeiden können“, heißt es in einer Erklärung. Hyzy verweist auf einen starken Konsum, einen gesunden Arbeitsmarkt und das Potential, das die Fed hat, um die Geldpolitik weiter zu lockern.

Diskutieren. Händler an der New York Stock Exchange.
Diskutieren. Händler an der New York Stock Exchange.

© Eduardo Munoz/REUTERS

Nun sind Börsianer es inzwischen gewohnt, dass Twittermeldungen aus dem Weißen Haus jederzeit schlechte Stimmung verbreiten können. Insofern dürften Überraschungen aus dieser Richtung zumindest teilweise in den Kursen eingepreist sein. So sind es inzwischen andere Themen, die die Märkte umtreiben, zuvorderst die Angst vor einer drohenden Rezession.

Als Hauptgründe für diese Angst gelten unter Marktteilnehmern die extrem sinkenden Renditen der Staatsanleihen und vor allem die sogenannte inverse Zinskurve, die derzeit das ganz große Thema an den Börsen ist. Am Mittwoch war zum ersten Mal seit 2007 die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen höher als die Rendite der zehnjährigen Bonds gestiegen. Viele Beobachter sehen das als Alarmsignal. Eine inverse Zinskurve bedeutet, dass Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit mehr abwerfen als als solche mit längerer Restlaufzeit.

Wann Anleger Aktien kaufen sollten - was Profis sagen

Normalerweise wollen Investoren eine höhere Rendite, wenn sie für längere Zeit dem Staat Geld leihen. Sind dagegen die kurzlaufenden Renditen höher, befürchten die Marktteilnehmer in Kürze eine Rezession. Wie bedeutsam die Inversion ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Mark Haefele, Investment-Chef der UBS, warnte am Donnerstag davor, deswegen jetzt Aktien zu verkaufen. In einer Erklärung verwies er darauf, dass in der Vergangenheit teilweise Zeiträume von bis zu 22 Monaten zwischen einer Inversion und dem Beginn einer Rezession lagen und die Aktien in dieser Zeit noch erheblich zulegten.

Demgegenüber ist Uwe Heller, Investment-Stratege der Schweizer Privatbank Dreyfus Banquiers davon überzeugt, dass die Inversion eine große Bedeutung hat. Er und seine Kollegen haben ausgerechnet, dass ein Aktienverkauf bei einer Inversion, und dann wieder ein Aktienkauf, wenn die Renditen normales Niveau erreicht haben, einen höheren Gewinn abwirft, als wenn man die Aktien behält. (Eine ausführlichere Darstellung dieses Ansatzes finden Sie hier.)

Die Kritik, dass die US-Notenbank Fed mit ihren Leitzinserhöhungen bis vor Kurzem die Zinskurve manipuliert hätten, lässt er nicht gelten. Vor früheren Rezessionen invertierte die Zinskurve ebenfalls, wenn die Fed die Leitzinsen erhöhte, argumentiert Heller. „Das war früher auch der Fall“, sagte er dem Tagesspiegel. Heller empfiehlt, einen Fonds mit US-Aktien zu kaufen, wenn die zehnjährigen US-Staatsanleihen mit mehr als drei Prozentpunkten über den dreimonatigen rentieren.

Einen ganz anderen Ratschlag hat die Wirtschaftsdatenagentur DataTrek. Sie empfiehlt Aktienkäufe, wenn der sogenannte Volatilitätsindex auf US-Aktien („CBOE Vix“, Sie finden ihn hier.) auf einen Wert über 30 steigt. Diesen Wert erreicht er nur, wenn die Aktien extrem gefallen sind. Derzeit ist das noch nicht der Fall. Der CBOE Vix bewegte sich am Donnerstag unter 20 Punkten.

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