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Malaysia Airlines kämpft ums Überleben.

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Nach Katastrophen um MH17 und MH370: Malaysia Airlines muss vom Staat gerettet werden

Nach dem Verschwinden von Flug MH370 und dem Absturz von MH17 über der Ukraine kämpft Malaysia Airlines um seinen Ruf und das wirtschaftliche Überleben. Jetzt soll der staatliche Vermögensfonds Khazanah einspringen.

Wer Malaysia Airlines hört, denkt unweigerlich „Katastrophe“. Auch, wenn die Airline womöglich völlig unschuldig ist: Zwei Tragödien mit mehr als 500 Toten, und das innerhalb von weniger als fünf Monaten, das kann für eine Airline, die schließlich vom Vertrauen der Passagiere lebt, der Todesstoß sein.

„In ihrer jetzigen Form glaube ich fest, dass Malaysia Airlines nicht überleben kann“, sagte Analyst Mohshin Aziz von Malayan Banking dem Sender Bloomberg Television. „Sie werden ihr Kapital verpulvern und Mitte nächsten Jahres kein Geld mehr haben, um weiterzufliegen.“ Da hilft nur eine Radikalkur. Der Mehrheitseigner, der staatliche Vermögensfonds Khazanah, hat nun grünes Licht gegeben für alles, was das Überleben der Airline sichert, wie Ministerpräsident Najib Razak erklärte. Er appellierte an Management, Mitarbeiter, Gläubiger, Passagiere und das ganze Volk, zusammenzustehen: „Dieser Prozess verlangt allen Beteiligten schmerzliche Schritte und Opfer ab.“

Die Fluggesellschaft ist für Malaysia, was die Lufthansa für Deutschland ist: Urgestein, Erfolgssymbol, Nationalstolz. Anders als die Lufthansa gehört sie zwar nicht zu den größten Airlines, spielt aber trotzdem in einer ersten Liga: die Consultingfirma Skytrax zählt sie zu den nur sieben Airlines weltweit mit Fünf-Sterne- Service. In die erste Liga will Malaysia als Volkswirtschaft auch: das Land will bis 2020 in den Kreis der Industrieländer vorstoßen. Das Flaggschiff Malaysia Airlines zu verlieren, gilt da als undenkbar.

Drei Jahren in Folge rote Zahlen

Nach dem bis heute spurlosen Verschwinden von MH370 und dem Absturz von MH17 über der Ukraine sagte Maybank-Analyst Mohshin Aziz im Juli der BBC: „Man muss sich fragen, ob eine Marke so etwas überstehen kann.“ Das fragt sich der staatliche Krisenstab auch. Im Juli sickert durch, dass er einen neuen Namen in Erwägung zieht. Schwierig, wenn „Malaysia“ im Namen als Nationalsymbol erhalten bleiben soll.

Mit einem neuen Namen ist es aber nicht getan. Das Flaggschiff schlingerte schon vor den Katastrophen. Die Airline meldete drei Jahre in Folge rote Zahlen, eine Milliarde Euro Verlust von 2011 bis 2013. Die Aktien stürzten in diesem Jahr um 23 Prozent ab. Das Unternehmen hat 20 000 Mitarbeiter – zu viele, bei dieser Größe, sagen Analysten, bei 150 Flugzeugen in der Gruppe und rund 15 Millionen Passagieren im Jahr. Womöglich müssen die Langstreckenrouten gestrichen werden. Auf der Kurzstrecke aber sitzt die Billigkonkurrenz vor der Haustür: Air Asia, in Kuala Lumpur zu Hause, macht vor, wie man dort Geld verdient.

Spekuliert wird auch über einen Investor von außen. Etihad, der arabische Großaktionär von Air Berlin, war immer wieder im Gespräch. Das Unternehmen hat ein geplantes Engagement im Juni aber dementiert. Etihad unterzeichnete am Freitag in Rom stattdessen einen Vertrag zum Erwerb von 49 Prozent an Alitalia.

Christiane Oelrich [dpa]

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