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Lufthansa will die Tochter LSG verkaufen.

© Daniel Reinhardt / dpa

Update

Nach Gerichtsentscheid: Lufthansa und Verdi streiten über Streik in Großküchen

Der für heute geplante Streik bei der Bordverpflegungs-Tochter der Lufthansa wurde gerichtlich untersagt. Die Gewerkschaft Verdi ist empört.

Der angekündigte Verdi-Streik in den Lufthansa-Großküchen Frankfurt und München hat am Donnerstag aus juristischen Gründen zunächst nicht stattgefunden. Das Arbeitsgericht Frankfurt bestätigte am Donnerstag seine vorläufige Entscheidung vom Vortag, dass der Streikaufruf gegen die Friedenspflicht verstößt. Es erließ eine einstweilige Verfügung gegen den auf Donnerstag beschränkten Streikaufruf. Dagegen konnte Verdi noch Berufung beim Landesarbeitsgericht Hessen einlegen.

Cateringtochter LSG Sky Chefs wird an die Schweizer Gategroup verkauft

Lufthansa hatte am Mittwoch eine einstweilige Verfügung beantragt, die das Gericht nach Aktenlage verhängte. Die Beschäftigten seien über das Vorgehen der Lufthansa empört, erklärte die Verdi-Verhandlungsführerin Katharina Wesenick. „Das ist eine neue Qualität in der Auseinandersetzung. In den Betrieben kocht es und die Produktion läuft nicht rund.“

Der Lufthansa zufolge müssen Passagiere am Donnerstag auf inländischen und europäischen Flügen mit einem eingeschränkten Bordangebot rechnen. Auf der Langstrecke gebe es hingegen die gewohnte Versorgung, erklärte ein Unternehmenssprecher. Verdi hatte die Beschäftigten der Lufthansa-Cateringtochter LSG Sky Chefs an den Flughäfen Frankfurt am Main und München für Donnerstag zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Die Arbeitsgerichte in den beiden Städten hatten den Streik per einstweiliger Verfügung untersagt. Ob Verdi auch in München gegen die Verfügung vorgeht, wollte die Gewerkschaft aus strategischen Gründen nicht sagen.

Hintergrund ist der bereits beschlossene Verkauf des Europageschäfts der Cateringtochter LSG Sky Chefs an den Schweizer Weltmarktführer Gategroup. Verdi verlangt hier tarifliche Absicherungen für die betroffenen Mitarbeiter. „Wir fordern die LSG auf, das Einkommen der rund 7000 Beschäftigten tarifvertraglich abzusichern“, sagte Wesenick am Mittwoch. Bis heute sei das Versprechen des Vorstands, für die Beschäftigten soziale Verantwortung zu übernehmen, nicht eingelöst. „Soziale Verantwortung bedeutet, den Beschäftigten die Existenzängste zu nehmen und Rechtssicherheit herzustellen.“

In den vergangenen Wochen hatte Verdi mehrfach Warnstreiks bei der LSG abgeblasen, um weiter mit der Lufthansa zu verhandeln. Das blieb bislang ohne Ergebnis. Verdi wollte für die Beschäftigten in Deutschland Altersteilzeitmodelle und langjährige Gehaltsgarantien durchsetzen.

Die Lufthansa-Tochter LSG soll verkauft werden.
Die Lufthansa-Tochter LSG soll verkauft werden.

© Daniel Reinhardt/dpa

Ein Streitpunkt waren auch stark verbilligte Flugtickets, von denen bislang LSG-Beschäftigte profitieren konnten. Unter dem neuen Eigentümer Gategroup erwartet die Gewerkschaft Sparmaßnahmen und niedrigere Gehälter.

Insgesamt sind bei der LSG weltweit etwa 35.500 Menschen beschäftigt. In den nun verkauften Unternehmensteilen inklusive einiger Spezialaktivitäten arbeiten nach Lufthansa-Angaben etwa 7100 Mitarbeiter, die 2018 einen Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.

Gategroup gehört seit April der asiatischen Investmentgesellschaft RRJ Capital

Das gesamte Unternehmen machte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 115 Millionen Euro, lag damit aber deutlich unter der Rentabilität im Gesamtkonzern Lufthansa.

Gategroup gehört seit April der asiatischen Investmentgesellschaft RRJ Capital. Die ehemalige Swissair-Tochter war 2016 vom chinesischen Mischkonzern HNA gekauft und von der Schweizer Börse aus dem Handel genommen worden. Das Unternehmen beschreibt sich als weltweit führender Anbieter von Bordverpflegung und damit verbundenen Dienstleistungen. Weltweit beschäftige man mehr als 43.000 Menschen und versorge aus mehr als 200 Betrieben jährlich mehr als 700 Millionen Fluggäste. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 4,9 Milliarden Schweizer Franken (4,32 Mrd Euro). (dpa, Reuters)

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