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Jerome Powell, Chef der US-Notenbank (Fed), am Mittwochabend bei der Verkündung der Leitzinserhöhung.

© REUTERS

Nach der Leitzinserhöhung der Fed: Warum die Märkte nach Powells Äußerungen einbrechen

Die US-Notenbank Fed hat Trumps Angriffe abgewehrt und den Leitzins erhöht. Wie die Märkte das interpretieren und warum sie jetzt einknicken.

Von Andreas Oswald

Es war der Ton, der die Musik machte. Es war zwar erwartet worden, dass die US-Notenbank (Fed) am Mittwochabend die Leitzinsen erneut erhöhte, aber es waren die Worte von Fed-Chef Jerome Powell, die die Märkte offenbar enttäuschten.

Die Fed hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 2,25 bis 2,5 Prozent erhöht. Die Entscheidung des Fed-Offenmarktausschusses war einstimmig.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor versucht, Druck auszuüben und die Fed von einer Zinserhöhung abzuhalten. Powell aber bekräftigte, politische Erwägungen spielten keine Rolle bei der Festlegung des geldpolitischen Kurses. „Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen“, sagte Powell.

Damit betonte Powell die Unabhängigkeit seiner Institution.

Er wies darauf hin, dass die Notenbank den Leitzins im kommenden Jahr nur zwei Mal weiter anheben werde, statt wie bisher erwartet, drei Mal. Das klang zwar einerseits weniger „hawkish“ – geldpolitisch weniger streng –, zumal er auch auf die Risiken durch die Marktturbulenzen hinwies.

Andererseits betonte Powell aber auch die Robustheit der US-Wirtschaft mit ihrem großen Wachstum bei Jobs, Konsumentenverhalten und ökonomischer Aktivität. Das spricht für anhaltende Leitzinserhöhungen in der nächsten Zukunft. Für die Märkte waren die Äußerungen unter dem Strich offenbar zu hawkish, das heißt, sie befüchten eine zu starke Straffung der Geldpolitik im kommenden Jahr.

Für Powell ist die Notenbankpolitik eine schwierige Gratwanderung. Nicht nur muss er regelmäßig Beschimpfungen durch den US-Präsidenten ertragen – der ihn ins Amt gehievt hatte. Trump hat Angst, dass die Zinserhöhungen den US-Aufschwung zunichte machen, den er sich selbst zuschreibt.

Eine Gratwanderung

Powell und seine Institution stehen auch vor der Aufgabe, abzuwägen zwischen der Notwendigkeit, die Zinsen wegen des robusten US-Wachstums weiter anzuheben und den Risiken, die daraus erwachsen, dass andere große Volkswirtschaften – der Eurozone sowie China – angefangen haben zu stottern. Das spricht eher für eine vorsichtige und weniger straffe Geldpolitik.

Deutschland bleibt nicht unberührt von den Turbulenzen. Ewald Nowotny, deutschen Ratsmitglied der EZB, sieht die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik als Risiko für den Euro-Raum. „Am meisten Sorgen macht mir Deutschland“, sagte Nowotny dem „Handelsblatt“. Die jüngsten Prognosen würden von einem massiven Rückgang im Wachstum ausgehen.

Die japanische Zentralbank hält angesichts der weiter niedrigen Inflation dagegen an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Geschäftsbanken können sich weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen, Kredite für Investitionen der Wirtschaft und für Verbraucher sollen billig bleiben. In Marktkreisen war der Entschluss der Bank of Japan erwartet worden, wie dpa berichtet. Hintergrund ist zum einen die hartnäckig niedrige Inflation. Zum anderen steht die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt vor Risiken, einschließlich einer geplanten Anhebung der Verbrauchssteuer.

Die britische Notenbank hält drei Monate vor dem Brexit ihre Füße still. Die Währungshüter beschlossen am Donnerstag einstimmig, ihren Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bei 0,75 Prozent zu belassen, berichtet Reuters. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit hätten sich seit der Sitzung im November erheblich intensiviert, teilte sie nach dem Zinstreffen mit. Sie hatte den Schlüsselsatz im August auf das höchste Niveau seit rund einem Jahrzehnt angehoben. Volkswirte waren davon ausgegangen, dass die Notenbank ihn erst nach dem EU-Ausstieg anheben wird.

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