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Die Ema ist für die Zulassung von Medikamenten für den europäischen Markt zuständig.

© picture-alliance/ dpa

Nach der Brexit-Entscheidung: Berlin könnte Sitz von Europäischer Arzneimittelbehörde werden

Wegen des Brexit-Beschlusses sucht die Europäische Arzneimittelbehörde Ema in London eine neue Heimat. Berlin bringt sich ins Spiel - doch auch andere Standorte schlafen nicht.

Berlin will sich als künftiger Standort der Europäischen Arzneimittelbehörde (Ema) bewerben. Eine entsprechende Initiative werde der neue Berliner Senat in den kommenden Wochen in die Wege leiten, sagte der Berliner Geschäftsmann Andreas Eckert am Donnerstag. Eckert ist Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Strahlen- und Medizintechnikunternehmens Eckert & Ziegler und hatte die Bewerbung der Hauptstadt um die Ema als erster vor einigen Wochen im Tagesspiegel gefordert. (Lesen Sie hier den Meinungsbeitrag vom 4. Oktober). Der Firmenchef ist einer von neun führenden Köpfen der Berliner Gesundheitswirtschaft, die eine Bewerbung der Hauptstadt mit Blick auf den neuen Sitz der Ema befürworten und dies in einem schriftlichen Appell an die Berliner Verwaltung und die Bundesregierung festgehalten haben. Zu den Unterzeichnern gehören neben Eckert unter anderem der Chef des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung, Erwin Böttinger, der Präsident der World Health Summit Foundation Detlev Ganten, der Deutschland-Chef des französischen Pharmakonzerns Sanofi, Clemens Kaiser, sowie Reinhard Uppenkamp von Berlin-Chemie.

Der Gesundheitscampus Buch käme als Standort in Frage

In dem Papier wird Buch als ein möglicher künftiger Standort der Ema gehandelt. Auf dem Campus im Nordosten von Berlin haben zahlreiche Firmen aus der Gesundheitswirtschaft aber auch Forschungeinrichtungen wie das Max-Delbrück–Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in der Helmholtz-Gemeinschaft, das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) der Charité als auch das Berlin Institute of Health (BIH) ihren Sitz.
Die Ema ist bislang am Canary Wharf in London beheimatet, wo auch zahlreiche Banken und Medienunternehmen angesiedelt sind. Durch die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, steht dieser Standort nun für die europäische Behörde zur Disposition. „Die Ema ist der große Preis, den man aus dem Brexit gewinnen kann“, sagte Eckert. „Für die Gesundheitsbranche ist sie ungefähr so bedeutend wie die Europäische Zentralbank für den Bankensektor.“

Kaufkraft und mehr Interaktion

Ihre Verlagerung nach Berlin bringe zum einen „enorme Kaufkraft“ in die Hauptstadt, glaubt Eckert: Schließlich beschäftige die Ema derzeit nicht nur rund 900 Mitarbeiter, sondern obendrein einen riesigen Tross von etwa 4000 Beratern und Dienstleistern. Noch wichtiger für die Stadt und insbesondere die Gesundheitsbranche sei allerdings die „intellektuellen Impulse“, die eine internationale Organisation wie die Europäische Arzneimittelbehörde mit sich bringe, sagt Eckert. Vor allem bei der Translation, also der Überführung von Forschung in Produkte, hänge Deutschland oft hinterher. Die Nähe einer Zulassungsbehörde und die damit verbundenen besseren Möglichkeiten der Interaktion könnten den Translationsprozess beschleunigen, ist sich Eckert sicher.

Die Europäische Union entscheidet

Ob Berlin am Ende tatsächlich den Zuschlag als neuer Ema-Standort bekommt, ist derzeit völlig offen. Federführend für eine Bewerbung Deutschlands ist das Bundesgesundheitsministerium (BMG) um Minister Hermann Gröhe (CDU). In seiner Heimat in Nord-Rhein-Westfalen liegt eine Stadt, die von Experten als harter Konkurrent im Kampf um den neuen Standort der Ema gehandelt wird. Bonn soll dem Vernehmen nach unter den Bewerbern sein, ebenso Paris.

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