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Ex-Rennfahrer Niki Lauda bleibt Chef von Laudamotion.

© Rolf Vennenbernd/AFP

Update

Nach Air-Berlin-Insolvenz: Ryanair steigt bei Niki Laudas Airline ein

Ryanair will mittelfristig 75 Prozent von Laudamotion übernehmen. So kommen die Iren doch noch an Air Berlin.

Mit einem abenteuerlichen Manöver sorgen die beiden schillerndsten Persönlichkeiten in der europäischen Luftverkehrswirtschaft für Aufregung: Niki Lauda, mehrfacher Formel-1-Weltmeister und Luftfahrtinvestor, hat sich mit Michael O’Leary, dem langjährigen Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, über einen Mehrheitsverkauf seiner frisch gegründeten Airline Laudamotion verständigt. Diese Airline hatte kurz zuvor mehr als 20 Flieger und Crews der insolventen Air Berlin übernommen.

Obenauf: Die Fluggesellschaft Ryanair steigt bei Laudamotion ein - und will die Mehrheit übernehmen.
Obenauf: Die Fluggesellschaft Ryanair steigt bei Laudamotion ein - und will die Mehrheit übernehmen.

© Emmanuel Dunand/AFP

Lauda hatte den Zuschlag für Air Berlin bekommen

Wie Ryanair am Dienstag mitteilte, kauft der Konzern in einem ersten Schritt knapp ein Viertel an der ehemaligen insolventen Air-Berlin- Tochter. Danach soll der Anteil abhängig von der Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter so rasch wie möglich auf 75 Prozent aufgestockt werden. Nach der Pleite hatten mehrere Fluglinien um die österreichische Niki gebuhlt, darunter die Lufthansa mit ihrer Billigmarke Eurowings und die britische IAG mit ihrer Tochter Vueling. Den Zuschlag hatte aber Lauda bekommen. „Da können sich Eurowings und Vueling gut anschnallen“, sagte dieser nun der Konkurrenz den Kampf an.

Ryanair zahlt erst einmal 50 Millionen Euro

Für die Beteiligung an der mittlerweile in Laudamotion umbenannten Firma zahlt Ryanair weniger als 50 Millionen Euro. Weitere 50 Millionen Euro wollen die Iren für die Gründungsphase im ersten Jahr und die Betriebskosten bereitstellen. Der frühere Formel-1-Weltmeister Lauda soll den Vorstand der Fluglinie leiten und die Umsetzung der Strategie überwachen. Der in Österreich als Nationalheld angesehene 69-Jährige mit der roten Kappe als Markenzeichen lud Journalisten kurzfristig zu einem Flug von Wien nach Düsseldorf ein und verkündete den Deal an Bord der Maschine. „Mein Plan ist, die Laudamotion so aufzustellen, dass ich mich im neuen Bereich der Low-Cost-Airlines richtig festsetzen kann“, sagte er auf einer etwa 20-minütigen Pressekonferenz am Düsseldorfer Flughafen. „Mit dem Turbo, den ich durch Ryanair bekomme, brauche ich nicht lange denken“, sagte Lauda.

Was wird die EU-Kommission machen?

Die Kartellwächter der EU-Kommission hatten bei den jüngsten Prüfungen der Übernahmen von Flottenteilen der Air Berlin vor allem darauf geachtet, dass durch die Pläne keine neuen Monopole auf einzelnen Strecken entstehen. „In diesem Fall dürfte die EU ein besonderes Augenmerk auf einzelne Routen zwischen Mallorca und Flughäfen in Österreich und Süddeutschland werfen“, sagte Martin Gramsch von der internationalen Wirtschaftskanzlei Simmons & Simmons aus Düsseldorf dem Tagesspiegel in einer ersten Bewertung. „Hier gibt es Überschneidungen in den Streckennetzen“.

Insgesamt hält Gramsch den Übernahmeplan kartellrechtlich aber für weniger komplex als etwa den Fall, als die Lufthansa große Teile der Air-Berlin-Flotte übernehmen wollte, und im Herbst mit ihrem Rückzug einem Einspruch der Behörde zuvor kam.

Dass Ryanair zunächst nur 24,9 Prozent an Laudamotion erwerben will, ergibt für den Kartellexpertten insofern Sinn, dass mit dieser Minderheitsbeteiligung wohl noch keine harten fusionskontrollrechtlichen Prüfung in Deutschland ausgelöst werden. „So können die Iren Laudamotion zunächst finanziell dabei unterstützen, den Flugbetrieb aufzubauen und dann ganz in Ruhe nach und nach die Kontrolle zu übernehmen“, erklärt Gramsch.

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