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In ICEs sollte das W-Lan eigentlich schon funktionieren. Eigentlich.

© dpa

Mobiles Internet und Telefonnetz: Was dem W-Lan-Ausbau bei der Bahn im Weg steht

Die Deutsche Bahn baut ihr W-Lan-Angebot aus. Netzlücken entlang der Strecken sollen ebenfalls endlich geschlossen werden. Doch es gibt noch Probleme.

Es ist ein großes Versprechen. Die Kunden der Deutschen Bahn AG sollen künftig unterwegs so bequem im Internet surfen können wie zuhause – erstmal mit kostenlosem, schnellen und zeitlich unbegrenztem W-Lan, das nahtlos mitreist. Noch gibt es bei der Internetversorgung an Bahnhöfen und in Zügen zahlreiche Probleme und Lücken, was Fahrgäste verärgert. Doch nun kommt eine weitere Verbesserung, die DB-Vorstandsfrau Sabina Jeschke auf dem Berliner Hauptbahnhof vorstellte.

Pendler wie Geschäftsreisende sollen künftig auf immer mehr Strecken durchgehend surfen können. Einmal einloggen genügt, und schon soll die Verbindung durchgehend funktionieren, im Bahnhof, in der DB-Lounge, auf den Bahnsteig und im Zug. Sogar bei der Rückfahrt sucht sich dann das Smartphone automatisch das nächste WiFi-Netz der DB.

Der Staatskonzern bringt nach eigener Darstellung das „größte rollende W-Lan-Netzwerk Europas an den Start“. Ab sofort soll die Technik bundesweit an rund 100 Stationen funktionieren, alle DB-Lounges sind bereits mit ihr versorgt, ebenso die ersten 200 Regionalzüge und Busse. Die ICE-Flotte bietet schon seit 2017 flächendeckend und kostenlos W-Lan.

200 Millionen Euro hat die Bahn investiert

Die Versorgung soll ausgebaut werden. Bis Jahresende werden 130 Bahnhöfe kostenloses, unbegrenztes und durchgehendes W-Lan haben. Auch die Intercity-Flotte bekommt WIFI@DB. Nächstes Jahr sollen mehrere hundert Regionalzüge und Busse folgen. Rund 200 Millionen Euro hat der Konzern nach eigenen Angaben bereits investiert, unter anderem für 3800 Zugangspunkte und 230 Kilometer Leitungen.

Bei der nahtlosen und schnellen Internetversorgung sind die Verkehrsunternehmen aber auf die Mobilfunkanbieter angewiesen, die ihre Netze außerhalb größerer Städte lange Zeit nur schleppend ausgebaut haben. Wichtigste Voraussetzung für stabiles Surfen im Zug sei die ausreichende Mobilfunkabdeckung entlang der Bahnstrecken, betont die DB. Daran aber fehlt es bis heute, auch weil die Politik lange nicht entschieden handelte.

Erst bis Ende 2022 sollen die wichtigsten, bis Ende 2024 dann alle Schienenwege mit Mobilfunk versorgt sein. Um die vielen Funklöcher in ländlichen Regionen zu schließen, zahlt nun der Staat. Der Bau von Sendeanlagen soll mit 1,1 Milliarden Euro gefördert, technische Umbauten in Zügen mit weiteren 150 Millionen Euro gefördert werden.

LTE-Netze sind besonders problematisch

Nahtloser Internetempfang in Zügen ist technisch anspruchsvoll, besonders in Zügen, die wie der ICE mit Tempo 300 und mehr unterwegs sind. Um Mobilfunksignale in stabiler Qualität erhalten, hat die DB bereits einen großen Teil der ICE- und IC-Flotte mit Verstärkern ausgestattet. Ist der Mobilfunkempfang gestört, kann auch das Surfen per W-Lan im Zug nicht funktionieren.

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Als besonderes Problem erwiesen sich die schnellen LTE-Netze an Bahnstrecken und in nahen Wohngebieten, die den Zugfunk zwischen Lokführer und Steuerzentralen stören können. Hier mussten Mobilfunkkonzerne wie die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica in den letzten Jahren erst Lösungen suchen, um die standortspezifischen Konflikte zu lösen.

Die Bahn und Verkehrsminister Andreas Scheuer gerieten auch in den letzten Monaten durch Medienberichte unter Druck, wonach deutsche Bahnhöfe, Züge und Busse auch im internationalen Vergleich digital unterversorgt sind. So räumte die Bundesregierung nach einer Anfrage der FDP im Bundestag ein, dass bis dahin nur rund 640 von fast 5400 DB-Stationen mit einem öffentlichen W-Lan-Netz ausgestattet seien. In High-Tech-Bundesländern wie Baden-Württemberg gibt es demnach erst an 3,6 Prozent der Zugstationen öffentlichen W-Lan-Empfang. Wer also keine Mobilfunkverbindung hat, kann an den meisten Haltepunkten nicht einmal online nachschauen, ob der nächste Zug pünktlich kommt.

Auch im Zug lässt sich nicht überall stabil und fix surfen. Auf 2040 Kilometern des deutschen Schienennetzes gibt es überhaupt keinen 4G/LTE-Empfang, wie das Verkehrsministerium auf eine weitere FDP-Anfrage mitteilte. Zumeist sind das wenig befahrene Nebenstrecken auf dem Land.

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