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Im Vorbeigehen. Wer über sein Smartphone zahlt, kann sich das Portemonnaie sparen.

© dpa

Mobiles Bezahlen: Banken kämpfen mit neuer Konkurrenz

Mobile Geldbörsen von Google und anderen IT-Konzernen sind in einigen Ländern bereits populär. Die Anbieter wildern im Revier der Banken.

Düsseldorf - Als sich die Vorstände von Deutscher Bank, ING Diba und Sparkassen Mitte März in einem noblen Mainzer Hotel zur Privatkundentagung trafen, suchten sie dringend nach neuen Ideen, um das schwierige Geschäft wiederzubeleben. Diese holten sie nicht aus der Branche selbst, sondern ausgerechnet von Jens Quadbeck, einem Manager von Google Deutschland. Damit haben sie sich einen Konkurrenten ins Haus geholt, der der Bankindustrie in den nächsten Jahren das Leben schwer macht.

Google, Apple und andere IT-Konzerne brechen bereits in den Milliarden-Markt für Zahlungstransaktionen ein, der bislang von der Finanzindustrie beherrscht und von intransparenten Gebührenstrukturen geprägt ist. Selbst die Deutsche Bank warnt in einer Studie bereits vor einem „Pay War“, einem Zahlungskrieg, der begonnen habe. Thorsten Reitmeyer, Vorstandschef der Onlinebank Comdirect, einer Tochter der Commerzbank, hat vor einer solchen Entwicklung Respekt. „Schließlich sind wir ja selbst der lebende Beweis dafür, dass die Wertschöpfungskette des traditionellen Bankgeschäfts umgebaut werden kann“, sagt er. Gleichzeitig ist das Vertrauen der Kunden in ihre Banken massiv gestört. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young berichten knapp 60 Prozent der Kunden, dass ihr Vertrauen in ihre Geldinstitute im letzten Jahr gesunken ist.

Eine Vorlage für Google & Co. Schon heute ist die Verbindung zwischen dem Unternehmen aus dem kalifornischen Silicon Valley und den Banken sehr eng. So wird im Durchschnitt 13,1-mal auf Google nach einem Bankprodukt gesucht, bevor der Kunde es tatsächlich kauft, wie Quadbeck sagt. Beste Voraussetzungen, um die enge Beziehung für sich selbst zu nutzen. Dabei wollen die Unternehmen vor allem den Zahlungsverkehr dort aufmischen, wo die Banken selbst noch nicht unterwegs sind: bei den sogenannten Mobile Wallets, den mobilen Geldbörsen. Mit ihnen kann der Kunde über sein Handy überall bezahlen, ob im Laden, beim Taxifahren oder am Parkscheinautomaten.

Eine Studie von Juniper Research schätzt, dass der Markt für das weltweite mobile Bezahlen im Jahr 2015 auf 670 Milliarden Dollar wachsen könnte. Das wäre eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2011. Thomas Sontheimer von der Beratungsfirma Accenture sieht in dem Wallet eine Vorstufe zum Konto. „Die Vision vieler neuer Wettbewerber ist es, langfristig ein mobiles Konto anbieten zu können, ohne Bankinstitut im Hintergrund“, sagt er.

In Deutschland befindet sich die Technik noch im Aufbau. In Schweden oder Finnland hingegen ist man ohne Handy nur eingeschränkt geschäftsfähig. Afrikanische Länder wie Kenia versuchen mit dem Smartphone die schwache Bankeninfrastruktur auszugleichen. Dass Gefahr im Verzug ist, hat die Bankenbranche registriert, Lösungen bietet sie jedoch noch nicht. Die Deutsche Bank brachte eine branchenweite Lösung ins Gespräch. „Es wäre sicher eine Überlegung wert, hier noch einmal einen gemeinsamen Anlauf zu nehmen“, sagt Christian Ricken, Mitglied im erweiterten Vorstand. (HB)

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