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Besser versorgt? Die Zahl der Zusatzversicherungen steigt.

© Maurizio Gambarini/dpa

Mitglieder-Minus zum zehnten Mal in Folge: PKV verliert weiter Vollversicherte

Die private Krankenvollversicherung schrumpft nun schon im zehnten Jahr. Dafür brummt das PKV-Geschäft mit Zusatzversicherten.

Die private Krankenvollversicherung hat erneut Mitglieder verloren. Wie schon im Vorjahr verbuchte sie 2021 wieder ein leichtes Minus von 0,1 Prozent, teilte der PKV-Verband mit. Damit hatte die Branche bereits zum zehnten Mal in Folge Versichertenverluste hinzunehmen, insgesamt sind es seit dem Jahr 2011 rund 300.000. Allerdings stieg im Gegenzug die Zahl der privaten Zusatzversicherungen beträchtlich. Sie erhöhte sich um 3,4 Prozent auf 28,4 Millionen. Im Jahr davor betrug der Zuwachs lediglich 2,4 Prozent.

Interessanterweise liegt die Private Krankenversicherung (PKV) in puncto Vollversicherung bei den Wanderbewegungen zwischen gesetzlichem und privatem System dennoch vorn. Im Saldo habe sich hier nun schon zum vierten Mal hintereinander ein Plus zugunsten der PKV ergeben, berichtete Verbandsgeschäftsführer Stefan Reker. Im vergangenen Jahr hätten sich 145.700 Personen für einen Wechsel von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur PKV entschieden. Umgekehrt seien lediglich 123.200 Personen von der PKV in die GKV gewechselt.

Oft erfolgt der Wechsel des Systems nicht freiwillig

Dabei seien die Abgänge von den Privatversicherern „zumeist nicht freiwillig“ erfolgt, betonte Reker. So hätten „auch 2021 wieder tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln“ müssen. Der Grund dafür: Ihr Einkommen liegt unter der Versicherungspflichtgrenze. Derselbe Effekt habe „tausende Selbstständige bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung“ betroffen, so der Sprecher. Allerdings wechseln auch viele Beschäftigte bei ihrer Verbeamtung in eine private Krankenvollversicherung, weil sie als gesetzlich Versicherte finanzielle Nachteile hätten. Die Gesamtzahl der Vollversicherten in der PKV beträgt derzeit 8,7 Millionen.

Dank des anhaltenden Booms bei den Zusatzpolicen stieg die Gesamtzahl an privaten Krankenversicherungen um fast eine Million auf 37,1 Millionen. Und ein besonders starkes Wachstum verzeichneten 2021 nach Verbandsangaben die betrieblichen Krankenversicherungen. Mittlerweile böten 17.500 Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte betriebliche Krankenversicherung (bKV). Das entspricht einem Wachstum von 34 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 (13.100 Betriebe). Die Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg sogar um 56 Prozent – von 1,02 auf 1,59 Millionen.

Altersrückstellungen bei mehr als 300 Milliarden Euro

Bei alledem habe die PKV ihre Nachhaltigkeitsreserve erneut deutlich ausgebaut, so Reker. Die Alterungsrückstellungen hätten sich 2021 um 13,6 Milliarden Euro (plus 4,7 Prozent) auf insgesamt 301,5 Milliarden Euro erhöht. Im Jahr 2020 war der Zuwachs hier noch höher, er betrug 4,9 Prozent. Damit sichere die PKV „eine nachhaltige Demografie-Vorsorge für ihre Versicherten, wenn im Alter der Bedarf an Gesundheitsleistungen steigt“, sagte der Verbands-Geschäftsführer.

Gleichzeitig stiegen die Beitragseinnahmen der Privaten in der Kranken- und Pflegeversicherung um fünf Prozent auf 45 Milliarden Euro. Davon entfielen laut PKV-Verband 40,5 Milliarden (plus 4,7 Prozent) auf die Kranken- und 4,5 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent) auf die Private Pflegeversicherung (PPV). Die Versicherungsleistungen stiegen um 2,0 Prozent auf 31,4 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfielen davon 29,3 Milliarden, auf die Pflegeversicherung 2,1 Milliarden Euro. Im Jahr 2020 waren die Beitragseinnahmen lediglich um 3,8 Prozent und die Versicherungsleistungen nur um 0,2 Prozent gestiegen.

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