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Kinder sollen früh den Umgang mit Computern lernen.

© olly - Fotolia

Minicomputer Calliope: Grundschüler sollen programmieren lernen

Das Crowdfunding ist geglückt: Der kleine Minicomputer "Calliope mini" kann gebaut werden. Bald soll er vor allem Grundschülern zur Verfügung stehen.

Wie ein blauer Sheriffstern sieht der kleine Minicomputer aus, der die Digitalisierung in Deutschlands Grundschulen bringen soll. Calliope mini heißt er und ist benannt nach einer Tochter von Zeus, der Muse der Wissenschaft. Mit ihm soll Programmieren im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht werden. So wünscht es sich zumindest Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin und Internetbotschafterin der Bundesregierung, die den Calliope mitentwickelt hat. Am Freitag ist sie diesem Ziel nun einen großen Schritt näher gekommen.

Mehr als 60.000 Euro haben Joost und ihr Team über die Crowdfunding-Plattform Startnext eingesammelt, bis zum 15. Januar läuft die Kampagne, über die der Bau von Calliopes als Einzelstücke (ab 30 Euro) und Klassensätze (ab 750 Euro) finanziert werden soll. Auch Unternehmen wie Google, Microsoft und die Telekom unterstützen die Idee der gemeinnützigen Calliope gGmbH – wohl alleine schon aus Eigeninteresse, denn die Arbeitswelt wird noch digitaler werden. Und dafür braucht die Wirtschaft entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte.

In neun Bundesländern ist Informatik Pflicht

Doch während Programmieren in anderen europäischen Ländern längst Pflichtfach ist, kann sich die Kultusministerkonferenz dazu nicht durchringen. In gerade einmal neun Bundesländern ist Informatik Pflichtfach, und selbst dort nicht für alle Schulformen, zeigt eine Umfrage der „Wirtschaftswoche“. Auch weil es an Lehrkräften fehlt. Gerade einmal zwei Prozent der deutschen Lehrer, knapp 13 000, würden überhaupt Informatik unterrichten.

Die von der Konferenz Ende 2016 verabschiedete Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ sieht dagegen vor, dass sich analoge und digitale Inhalte durch alle Fächer ziehen sollen. Doch Programmiersprachen muss man lernen wie Englisch, Latein oder Spanisch. Auch Gesche Joost plädiert eher für ein Pflichtfach Informatik.

„Die digitale Bildung steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen“, kritisiert Joost. Dabei werde sie über die zukünftigen Chancen der Kinder entscheiden, „ob sie an der digitalen Gesellschaft teilhaben können, einen guten Job finden und die Welt von morgen mitgestalten können“. Der Calliope solle deshalb einen Startschuss für die digitale Bildung in Deutschland geben, „damit alle Kinder schon ab der Grundschule kreativ und spielerisch lernen, wie die digitale Welt funktioniert.“

Calliope soll früh im Unterricht eingesetzt werden

Der rund sieben mal acht Zentimeter große Computer ermöglicht von einfachen Experimenten mit Licht und Sound bis hin zur Konstruktion eines Roboters viele Anwendungen. Sein Display besteht aus 25 LEDs, er hat einen bluetoothfähigen Prozessor und beispielsweise einen integrierten Lautsprecher. Angelehnt ist er an den Minicomputer Micro:bit, mit dem seit einem Jahr Siebtklässler in Großbritannien Programmieren lernen. Warum aber sollen in Deutschland schon Drittklässler damit anfangen?

Mit roten Lämpchen. Die Calliope-Platine für Kinder.
Mit roten Lämpchen. Die Calliope-Platine für Kinder.

© promo

„Um ein oft typisches Verhalten bei elf- und zwölfjährigen Mädchen auszutricksen“, erklärt Joost. Sie würden in dem Alter nämlich oft dazu tendieren, nichts mit Technik am Hut haben zu wollen. „Leider ein Problem, das sehr spezifisch für Deutschland ist“, bedauert Joost. Grundschüler würden sich dagegen unabhängig vom Geschlecht ganz spielerisch mit Technik beschäftigen. Deshalb soll Calliope schon so früh im Unterricht eingesetzt werden. Begleitend zum Computer gibt es eine Bedienungsanleitung und Lehrmaterialien vom Schulbuchverlag Cornelsen, die vervielfältigt, weiterverbreitet, verändert und ergänzt werden dürfen.

Der Mini-Computer soll in jeden Schulranzen

Das Saarland will den Minirechner bereits ab diesem Jahr allen Drittklässlern zur Verfügung stellen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wollen offenbar nachziehen. Von der Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gab es am Freitag keine Antwort dazu, ob auch die Grundschüler in der Hauptstadt bald Calliope nutzen sollen.

Joost hofft, dass der Minicomputer bald in jedem Schulranzen zu finden ist. Dafür wird die Crowdfunding-Kampagne aber allein nicht reichen, denn jedes Jahr werden in Deutschland rund 800 000 Grundschüler eingeschult, bei 20 Euro Herstellungskosten pro Minicomputer würden also 14 Millionen Euro fällig. Deshalb wird es ohne weitere Unterstützung durch die Wirtschaft nicht gehen.

Aber auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will in den nächsten fünf Jahren fünf Milliarden Euro für alle Schulen zur Verfügung stellen, beispielsweise für die Ausstattung mit Breitband, W-Lan und Servern. Damit der nächste Facebook-, Google- oder Apple-Gründer womöglich aus Deutschland kommt.

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