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Filialen der Telekom-Tochter T-Mobile US und des Rivalen Sprint in New York.

© Mark Lennihan/AP/dpa

Milliardendeal auf US-Mobilfunkmarkt: Telekom-Chef rechnet mit Genehmigung des Sprint-Kaufs

Im dritten Anlauf schluckt die Telekomtochter T-Mobile US den Konkurrenten Sprint. Doch die Kartellbehörden in den USA müssen zustimmen.

Die Kartellbehörden werden nach Sicht von Telekom-Chef Timotheus Höttges der Übernahme des US-Mobilfunkers Sprint durch die Telekom-Tochter T-Mobile US zustimmen. Der Deal sei gut für die Kunden und den Wettbewerb in den USA, sagte Höttges dem "Handelsblatt". "Deshalb glauben wir an diesen Deal. Und daran, dass er genehmigt wird."

Am Sonntagabend war der Paukenschlag der Deutschen Telekom bekannt geworden: Für 21,4 Milliarden Euro will die Tochter T-Mobile US den kleineren Rivalen Sprint kaufen. Es entstehe das "schlagkräftigste Mobilfunk-Unternehmen in den USA", kündigte Telekom-Chef Timotheus Höttges am Sonntagabend an.

Lange Zeit arbeitete der Bonner Dax-Konzern hinter den Kulissen an diesem Deal. Zwei Anläufe waren in der Vergangenheit gescheitert, der letzte erst im November an Unstimmigkeiten über die Machtverhältnisse.

Diese haben sich nun komplett zugunsten der Deutschen Telekom entschieden, die 42 Prozent am Gesamtkonzern besitzt, ihn komplett konsolidiert und über eine Stimmrechtsvereinbarung mit dem Sprint-Eigner Softbank die Kontrolle in den Händen hält.

Für die Telekom ist es die größte Transaktion aller Zeiten

Der Zusammenschluss soll über einen Aktientausch erfolgen. Bargeld wird demnach nicht fließen. Für die Telekom ist es - einschließlich der Schulden, die übernommen werden, - mit rund 49 Milliarden Euro die größte jemals getätigte Transaktion. Sie übertrifft auch die Übernahme des US-Mobilfunkers VoiceStream Anfang des Jahrtausends. Damals bekamen die Deutschen erst einen Fuß ins wichtige Geschäft auf der anderen Seite des Atlantiks, das sich zuletzt immer stärker zum Umsatztreiber entwickelt hat.

Sollte der Sprint-Kauf wie geplant bis zur ersten Jahreshälfte 2019 über die Bühne gehen, wird es für die bisherigen Platzhirsche Verizon und AT&T ungemütlicher. Mit dann etwa 127 Millionen Kunden und einem Unternehmenswert von rund 124 Milliarden Euro rückt die neue T-Mobile US - der Name Sprint soll offenbar vom Markt verschwinden - den beiden deutlich auf den Leib. Als neues Ziel gibt Höttges selbstbewusst aus: "Jetzt geht es darum, eine führende Position einzunehmen."

T-Mobile US hat sich bereits einen Namen als Angreifer gemacht, der den Markt mit aggressiven Preisen, aber auch einem guten Service und umfangreichen Datenpaketen neu aufrollt. Ähnlich soll es offenbar weitergehen. Die Deutsche Telekom versprach zumindest schon mal "sinkende Preise" und neue Kombipakete aus Festnetz und Mobilfunk, wie sie die Bonner in fast allen Ländern anbieten, in denen sie aktiv sind.

Unternehmen für Technologie 5G besser vorbereitet

Das gemeinsame Unternehmen ist zudem besser aufgestellt, um bei der Zukunftstechnologie 5G vorn mitzuspielen, die in den USA deutlich früher in Anwendung kommen wird als in Großteilen Europas. Dafür werden hohe Investitionen fällig. Eine Frequenzauktion soll im Herbst stattfinden. Ein 5G-Netz wird benötigt, damit riesige Datenmengen in Echtzeit transportiert und somit Milliarden Geräte vernetzt werden können. Das ist beispielsweise in der Industrie 4.0 und dem autonomen Fahren nötig.

Im Jahr 2014 scheiterte der erste Versuch beider Konzerne, zu fusionieren an der geringen Wahrscheinlichkeit, dass die Kartellämter den Deal durchwinken würden.

Auch vier Jahre später könnte ein Zusammenschluss deswegen nicht zustande kommen. Allerdings erklärten T-Mobile US wie auch Sprint, die zuständige Behörde FCC einbezogen zu haben. Direktor Ajit Pai habe versprochen, die Transaktion "unvoreingenommen" zu prüfen. Im Mittelpunkt wird stehen, wie sich die Fusion auf die Kunden auswirkt.

"Ob der Deal von den Wettbewerbsbehörden durchgewunken wird, hängt wahrscheinlich auch von der politischen Großwetterlage ab. Das lässt sich schwer vorhersagen", sagte Branchen-Experte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen. Derzeit sind mehrere große Übernahmen - wie der Time-Warner-Kauf durch AT&T - in der Prüfung.

Geführt werden soll der neue Konzerns von John Legere

Vereinbart wurde, dass die derzeitige Nummer drei alle Sprint-Anteile übernimmt. Für jeweils 9,75 Sprint-Anteile erhalten die Aktionäre eine neue Aktie der T-Mobile US. Nach Abschluss der Transaktion soll die Sprint-Mutter Softbank aus Japan 27 Prozent halten. Seit Herbst haben die Sprint-Papiere rund ein Fünftel an Wert verloren. Der neue Konzern soll vom bisherigen T-Mobile-US-Chef John Legere geführt werden. Sollte der Deal scheitern, sind die Bonner Insidern zufolge nicht verpflichtet, eine sonst in diesen Fällen übliche Strafgebühr zu zahlen.

Die Schulden des Bonner Konzerns steigen zumindest vorübergehend durch den Kauf von Sprint. Der Telekom zufolge wird der Stand der Netto-Finanzverbindlichkeiten zum bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) wohl oberhalb des Zielkorridors von 2,0 bis 2,5 landen. Die Synergien durch den Kauf - in Form von Einsparungen und der Integration der Mobilfunknetze - sollen bei rund 35 Milliarden Euro liegen. (Reuters)

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