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Per App kann man unterwegs mit Mikrojobs ein paar Euro dazuverdienen.

© dpa-tmn

Mikrojob im Selbstversuch mit „Roamler“: 3,50 Euro für eineinhalb Stunden Arbeit

Ein Foto machen oder einen Testkauf durchführen – mit der App "Roamler" kann man spontan diverse Mikrojobs annehmen. Lohnt sich das?

Es geht ganz einfach: App herunterladen und anmelden. Schon bin auch ich Plattformarbeiterin der Crowdworking-App „Roamler“. Die versucht, aus Arbeit eine Art Spiel zu machen. Die Jobs, die mir zur Auswahl stehen, reichen von Produktchecks, dem Auffüllen von Regalen bis hin zu Testkäufen. Für erledigte Jobs gibt es zunächst kein Geld, sondern sogenannte XP, Erfahrungspunkte. Und je mehr ich davon habe, desto mehr Geld bekomme ich für meine Jobs.

Doch als Anfängerin starte ich bei null XP, Level 1. Bezahlte Jobs gibt’s allerdings erst ab Level 2, beziehungsweise 500 XP. Auf höheren Levels kann ich außerdem mehrere Jobs simultan reservieren und bekomme komplexere Aufgaben. Ich merke, wie das spielerisch ausgelegte Konzept, auch „Gamification“ genannt, meinen Ehrgeiz weckt, obwohl ich noch keinen einzigen Cent verdient habe.

Das will ich ändern. Ich schließe einige Tutorials ab, um meinen XP-Horizont zu erweitern. Damit komme ich auf Level 2, wo es endlich richtig losgehen kann. Für den Einstieg entscheide ich mich für einen „Tee-Check“. Das heißt, ich soll das Tee-Sortiment in einem Discounter fotografieren. Zwei Euro soll ich dafür gutgeschrieben bekommen und zwei Stunden habe ich Zeit, die Aufgabe abzuschließen, bevor sie wieder der Crowd zur Verfügung steht. Welchem Zweck das dient, erfahre ich nicht. Auch nicht, wer mein Auftraggeber ist.

Ist das alles legal?

Dabei muss ich aufpassen, nicht versehentlich die Gesichter anderer Kunden abzulichten. Keine Verstöße gegen die DSGVO – darin war Roamler klar. Ob ich mit meinen gewerblichen Foto-Aktionen aber gegen andere Regeln verstoße oder mich sogar strafbar mache, bleibt unklar. Am Ende beantworte ich noch einige Fragen zum Tee-Sortiment. All das dauert nur wenige Minuten, dann reiche ich den Job zur Prüfung ein. Zwischendurch verdiene ich mir schnell 1,50 Euro, indem ich Fragen über meinen Netzbetreiber beantworte.

Der nächste Job ist schon ein wenig abenteuerlicher. Als „Mystery Gast“ soll ich in einem Textil-Discounter nach einem bestimmten Kleidungsstück suchen und es mit ähnlichen Produkten vergleichen. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Ich kann das fragliche Kleidungsstück, ein Sommerkleid, nicht finden. Auf eine unschuldige Nachfrage hin erfahre ich, dass das Kleid schon aus dem Sortiment genommen wurde. Meine Mission als „Mystery Gast“ muss ich leider ohne Erfolg beenden, denn ohne Beweisfoto komme ich nicht weiter.

Ein paar Euro auf dem Heimweg

Als ich mein Dilemma dem Roamler-Support per Chat schildere, bietet dieser mir immerhin an, den Auftrag abzuschließen, indem ich ein Foto von dem Regal ohne das Produkt mache. Aber da bin ich schon auf dem Rückweg. Die 1,25 Euro sind mir die Extraminuten dann doch nicht wert. Ich entscheide mich für ein „Game Over“ und lasse mir mein Geld auszahlen.

3,50 Euro habe ich somit in gut eineinhalb Stunden, Fahrzeit inklusive, verdient – und liege damit weit unterhalb des Mindestlohns. Versteuern muss ich das Ganze allerdings auch noch. Meine Miete werde ich mit Roamler also kaum bezahlen können, aber auf dem Heimweg einige Euro zuverdienen kann ich allemal.

Louisa Schmökel

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