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Verleihung der Franz-von-Mendelssohn-Medaille 2015, Preis von IHK und Handwerkskammer für soziales Engagement von Berliner Firmen: 1. Preis an dieFirma Weissgerber Lesezirkel aus Berlin mit (v. li.) Stephan Schwarz, Handwerkskammer, Ute Weißgerber-Knop (Inhaberin, grünes Kleid) und EricSchweitzer, IHK und Heidrun Huß, Öffentlichkeitsarbeit von Weissgerber

© Thilo Rückeis

Mendelssohn-Medaille: Weißgerber Lesezirkel gewinnt Preis für soziales Engagement

Flüchtlingshilfe, Kinderheime, Obdachlosenunterstützung: Die Mendelssohn-Medaille wird jedes Jahr an Unternehmen vergeben, die sich sozial engagieren.

Seit nunmehr 90 Jahren existiert der Weißgerber Lesezirkel. Mit Umwegen über Schöneberg, Lichtenrade und Tempelhof sitzt das Familienunternehmen heute an der Mohriner Straße in Britz. Ute Weißgerber-Knop führt die Geschäfte nun in vierter Generation. Ihr Lesezirkel vermietet Zeitschriften an Gewerbetreibende oder Privatpersonen. Was das Unternehmen besonders macht, ist sein soziales Engagement. Dafür erhält der Weißgerber Lesezirkel am Abend die diesjährige Mendelssohn-Medaille.

Der mittelständische Betrieb unterstützt Initiativen in ganz Berlin und Umgebung und wird auch selbst aktiv. So sponsert der Lesezirkel den Lichtenrader Fußballverein BC25 oder organisiert Sachspenden an die Lichtenrader und Neuköllner Jugend in verschiedenen Einrichtungen – von der Musikanlage bis zu einem neuen Fußboden. Eine der unterstützten Einrichtungen ist der Lichtenrader Lortzingclub, ein Treffpunkt für Jugendliche, in dem der ehemalige Chef des Lesezirkels – der mittlerweile 84-jährige Lothar Weißgerber – schon seine Nachmittage verbrachte.

Die Mitarbeiter verzichten auf Geschenke

Das Unternehmen hilft außerdem dem Tierheim Zossen, spendierte der Stadt Berlin einen Haselnussbaum und sponsert die „Lange Nacht der Museen“ sowie das „Märchenland Berlin“. Auch kooperiert der Zirkel seit 2005 mit der Ronald McDonald Kinderhilfe, die Familienzentren in Berlin-Wedding und Cottbus betreibt. Diese Häuser werden Angehörigen schwer kranker Kinder zu Verfügung gestellt, die in den jeweils umliegenden Kliniken behandelt werden. Mit diesen Apartments können Familien, die aus dem Umland kommen, häufiger bei ihren Kindern sein. Der Lesezirkel hat nicht nur eine Patenschaft für ein Apartment übernommen, sondern organisiert auch Sachspenden. Außerdem sind Mitarbeiter des Unternehmens immer wieder vor Ort. Bei Betriebsfeiern ist es beim Lesezirkel Brauch, auf Geschenke für die Mitarbeiter zu verzichten – und das Geld stattdessen zu spenden.

Der Preis wird an sozial besonders engagierte Unternehmen verliehen. Benannt ist der Preis nach Franz von Mendelssohn, dem 1935 gestorbenen Gründer der Berliner Industrie- und Handelskammer und langjährigen Chefs der Mendelssohn&Co-Privatbank an der Jägerstraße in Mitte. Dort wird die Mendelssohn-Medaille am Montag, 80 Jahre nach seinem Tod, zum nunmehr 11. Mal verliehen.
Gestiftet wird die Medaille vom Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, sowie Stephan Schwarz, dem Präsidenten der Handwerkskammer. Schwarz und Schweitzer stiften jedes Jahr jeweils 5000 Euro ihres Privatvermögens.

Tim Renner hielt die Festrede

Bei der Preisverleihung am Montagabend hielt Kulturstaatssekretär Tim Renner die Festrede. Er schlägt den Bogen von heutigem Engagement in der sich verändernden Berliner Wirtschaftswelt zum Mäzenatentum von Mendelssohn. Der Preis gehe an Menschen, die sich für die Gesellschaft engagierten, nicht nur für das eigene Geschäft – in einer Form, wie es auch Mendelssohn getan hätte. Renner lobte auch das Engagement von Schweitzer und Schwarz, die schon lange vor der aktuellen Situation die rasche Einbindung von Geflüchteten in die Berliner Wirtschaft gefordert hatten. Schweitzer lobte den Beitrag, den viele Berliner Unternehmen für die Gesellschaft leisteten, „nicht für Geld, nicht für Anerkennung, sondern wegen dem Herzen“. Stephan Schwarz sagte, er hoffe, dass die Initiativen der Unternehmen Nachahmer finden.

Der Weißgerber Lesezirkel bekommt für den ersten Preis 5000 Euro, Ute Weißgerber-Knop kündigte an, das Geld an ein Flüchtlingsheim und zwei Jugendtreffs zu spenden. „Ich kann jeden ermuntern, sich selbst zu engagieren. Man braucht nicht viel“, sagte sie, „auch ganz wenig kann viel bewirken“.

Idealo GmbH und Optiker Andreas Wittig auch geehrt

Der Zweitplatzierte, die Idealo Internet GmbH, bekommt 3000 Euro - die Geschäftsführung kündigte an, zu dem Preisgeld weitere 3000 Euro für soziale Projekte bereitzustellen. Das IT-Unternehmen unterstützt in direkter Umgebung seiner Büroräume in Kreuzberg viele kleine Initiativen. Für ein Flüchtlingswohnheim etwa hat Idealo Computer und Internetzugang gespendet und die Firma unterstützt das Mehrgenerationenhaus am Wassertorplatz. Mitarbeiter des Unternehmens pflanzen Gärten für eine Kita und sammeln Sachspenden für Schulanfänger aus sozial schwachen Familien. Den dritten Platz belegt der Optiker Andreas Wittig. Seit elf Jahren engagieren sich die Mitarbeiter dort für fünf Berliner Frauenhäuser und die Obdachlosenhilfe. Außerdem werden bei Andreas Wittig Brillen gesammelt, die an sehschwache Menschen in Ghana gespendet werden.

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