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Wirtschaft: Martin Bangemann: Der "Ronaldo" der Telekommunikation steigt ab

Die goldenen Zeiten des "Stürmers" Martin Bangemann sind offenbar endgültig vorbei. Der Ex-EU-Kommissar und frühere FDP-Spitzenpolitiker, der von der spanischen Telefónica vor zwei Jahren unter fragwürdigen Umständen als "Ronaldo der Telekommunikation" eingekauft worden war, soll nun abgeschoben werden.

Die goldenen Zeiten des "Stürmers" Martin Bangemann sind offenbar endgültig vorbei. Der Ex-EU-Kommissar und frühere FDP-Spitzenpolitiker, der von der spanischen Telefónica vor zwei Jahren unter fragwürdigen Umständen als "Ronaldo der Telekommunikation" eingekauft worden war, soll nun abgeschoben werden. Sein millionenschwerer Berater-Vertrag, so berichtet Spaniens nationale Zeitung "El Pais", werde Ende Juni auslaufen. Dies deckt sich mit schon länger kursierenden Informationen aus dem spanischen Telefonkonzern, dass der allseits in Ungnade gefallene Politiker, der auch einmal als Deutschlands Wirtschaftsminister war, seinen Job nie richtig angetreten hatte.

Telefónica wartete demzufolge nur auf eine passende Gelegenheit, um diesen Fehlkauf, den wohl teuersten Nichtstuer des Konzerns, wieder loszuwerden. Damit endet ein Kapitel zwielichtiger wirtschaftlicher und politischer Interessenvermischung, das in Europa ein mittleres Erdbeben ausgelöst hatte. Denn als der frühere Telefónica-Chef Juan Villalonga im Juli 1999 seinen "Ronaldo" verpflichtete, amtierte Bangemann noch als EU-Kommissar für Telekommunikation.

Nach einem Donnerwetter in Brüssel und einer EU-Klage gegen den europäischen Spitzenrepräsentanten musste Bangemann seinen geplanten Telefónica-Einsatz um ein Jahr verschieben. Doch auch dieser windige Kompromiss, mit dem die EU-Kommission versuchte, weiteren Schaden für ihr Ansehen zu verhindern, konnte den krummen Bangemann-Deal nicht retten.

Als der heute 66-jährige Deutsche im Juli 2000 endlich sein Büro in der spanischen Hauptstadt Madrid beziehen wollte, war sein Chef, Telefónica-Präsident Villalonga, gerade gefeuert worden. Eben wegen des im Konzern heftig umstrittenen Bangemann-Geschäftes und weiterer Finanz-Eskapaden. Und der neue Präsident, Cesar Alierta, war von der ersten Stunde an kein Amigo des schwergewichtigen Germanen, dessen Ruf und Nutzen sowieso dahin waren.

"Bangemann? Wer ist das?", antwortete Alierta ironisch, als er einmal nach der Zukunft seines deutschen Mitarbeites gefragt wurde. Bangemann verfügte zwar seit letztem Sommer in Madrid über Büro, Sekretärin und angeblich einem Monatseinkommen von 100 000 Euro. Aber bei der Arbeit gesehen wurde der Spitzenmann, der mit seinen Beziehungen das internationale Geschäft vorantreiben sollte, ziemlich selten. Genaugenommen vermag im Konzern niemand zu sagen, was der Telekommunikations-Stürmer "Ronaldo" für sein Traumgehalt eigentlich so geleistet hat. So liegt der Schluss nahe, dass die Verpflichtung dieser "Nummer Eins" vor allem ein Eigentor war. Martin Bangemann aber hat prächtig kassiert.

Ralph Schulze

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