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Es gibt bei Daimler einen neuen Verdacht der Software-Manipulation.

© Sebastian Gollnow/dpa

Manipulationsverdacht: Der Schatten der Vergangenheit holt Daimler ein

Der Autobauer wird verdächtigt, eine Betrugssoftware eingesetzt zu haben. Das gefährdet die Glaubwürdigkeit und den Start des künftigen Chefs. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henrik Mortsiefer

Man konnte zuletzt den Eindruck gewinnen, einige deutsche Automanager seien auf dem besten Wege, sich Greta Thunberg anzuschließen. Statt „Fridays for Future“ heißt es nun aber erst einmal: zurück in die Vergangenheit. Daimler steht in dem Verdacht, eine bislang unbekannte Betrugssoftware in Dieselautos eingesetzt zu haben.

Schwere Vorwürfe des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weist der Autobauer zurück. Ebenso wie alle früheren Vorwürfe, Erkenntnisse und amtlichen Anordnungen zum Thema Diesel-Manipulationen. Man kooperiert, wo es anders nicht geht, und will sich juristisch wehren. Aufklärung im jüngsten Fall soll ein Anhörungsverfahren bringen.

Daimler ist damit noch nicht Volkswagen. Dort wurde systematisch und mutmaßlich mit Wissen der Führung an der Abgasreinigung von Millionen Dieselwagen geschraubt. Volkswagen hat sich in den USA schuldig bekannt. Ob es noch ein juristisches Nachspiel für den amtierenden Vorstandschef Herbert Diess – ein bekennender Greta-Anhänger – gibt, wird sich in wenigen Wochen zeigen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig schließt die Ermittlungen gegen Diess in Kürze ab.

Doch Daimler und Volkswagen trennt nicht viel. Beide werden die Schatten der Vergangenheit nicht los, solange sie nicht jeden Zweifel an ihrer Integrität ausräumen können. Alles Reden über Elektroautos, Klimaschutz und Zukunft wird zur Farce, wenn die Redner nicht glaubwürdig sind.

Auch der künftige Daimler-Chef Ola Källenius, der im Mai Dieter Zetsche beerbt, geht insofern belastet ins Amt. Sollte sich der neue Manipulationsverdacht bestätigen, könnte dies den heutigen Daimler-Entwicklungschef sogar seinen Posten kosten, bevor er sich eingearbeitet hat. Vorher gilt die Unschuldsvermutung.

Die deutsche Autobranche insgesamt hat wenig Grund, sich schon für ihre Milliardeninvestitionen in nachhaltige, saubere Antriebe und Autos feiern zu lassen. So schnell, wie man es sich in den Vorstandsetagen wünscht, wird die schmutzige Vergangenheit der Industrie wohl nicht vergessen sein.

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