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Gentechnisch veränderter Mais auf einem deutschen Versuchsfeld. In den USA werden Gentech-Pflanzen seit 20 Jahren angebaut. Anfangs sind tatsächlich weniger Pestizide eingesetzt worden. Doch je mehr Unkräuter und Schadinsekten gegen die eingesetzten Agrargifte resistent werden, desto mehr Gifte werden eingesetzt.

© Picture-Alliance/dpa

Landwirtschaft: Mehr Pestizide trotz Gentechnik

Studie über Anbau-Erfahrungen in den USA zeigt, dass Pflanzen resistent werden. Deshalb steigen Aufwand und Kosten der Bauern. Und das Saatgut wird teurer.

In den USA werden mehr Pestizide eingesetzt als je zuvor. Das zeigen die Zahlen der US-Umweltbehörde EPA. Und das, obwohl immer mehr gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, die den Einsatz von Pestiziden verringern sollten. Zu diesem Ergebnis kommt der Gentechnikexperte Christoph Then in einer Studie, die er im Auftrag des grünen Europaabgeordneten Martin Häusling erstellt hat. Then widerlegt damit das Hauptargument für den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen. Die Saatgutkonzerne hatten jahrelang mit der Kostenersparnis und der Umweltverträglichkeit geworben, weil weniger Pestizide gebraucht würden.

Seit etwa 20 Jahren werden in den USA herbizidresistente Pflanzen, die selbst ein Insektengift produzieren, kommerziell angebaut. In den ersten Jahren hatten die Bauern in den USA durchaus einen finanziellen Nutzen von Gentech-Pflanzen. Durch den Einsatz des Totalherbizids Glyphosat, das alle Pflanzen auf einem Acker abtötet, mit Ausnahme derjenigen, die gegen das Gift resistent sind, hat sich die pfluglose Bodenbearbeitung weitgehend durchgesetzt. Das erspart den Bauern Arbeit, Zeit und den Einsatz von Maschinen. Die Erwartung, dass sich die Unkräuter nicht an das Ackergift anpassen könnten, hat sich jedoch nicht bewahrheitet. Die Zahl resistenter Unkräuter steigt. Die Folge: Es werden mehr Herbizide eingesetzt. Auch gepflügt wird wieder, und besonders hartnäckige Kräuter werden von Hand entfernt.

Gleichzeitig sind die Kosten für das Saatgut deutlich gestiegen. Der anfängliche finanzielle Nutzen hat sich inzwischen erledigt, zeigt Then anhand von Zahlen des US-Agrarministeriums. Seit 2008 sind jedoch die Preise für Agrarrohstoffe gestiegen, so dass die Bauern keine Verluste gemacht haben.

Die Europäische Kommission hat derweil empfohlen, eine Gruppe von Pestiziden von Juli an für zwei Jahre zu verbieten. Mit Neonicotinoiden wird Saatgut behandelt, damit es nicht gefressen wird, bevor die Pflanzen keimen. Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa hat nachgewiesen, dass das Beizmittel zum europäischen Bienensterben beiträgt. Pünktlich zur Grünen Woche hatte die Agrochemie-Industrie eine Studie vorgelegt, in der vor allem nachgewiesen werden sollte, dass Tausende Arbeitsplätze am Einsatz dieser Pestizide hängen. Die Studie des Humboldt Forum for Food and Agriculture (HFFA) ist im Auftrag der Chemiekonzerne Bayer und Syngenta erstellt worden, die die betreffenden Agrargifte herstellen.

Dass nahezu alle zugelassenen Pestizide Amphibien gefährden, darauf weist das Umweltbundesamt hin. Das UBA fordert, dass die Amphibienschädlichkeit künftig vor der Zulassung von Pestiziden geprüft werden soll.

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