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Eine rote Ampel leuchtet in Frankfurt am Main vor einer Filiale der Deutschen Bank.

© Daniel Reinhardt/dpa

Kurssturz und Herabstufung: Schlechte Nachrichten belasten Deutsche Bank

Schlechte Nachrichten für die Deutsche Bank: Aufseher in den USA erklären das US-Geschäft zum Problemfall. Gleichzeitig stuft die Ratingagentur Standard & Poor's die Bank herab.

Die Nöte der Deutschen Bank haben sich nur eine Woche nach der Präsentation ihrer Umstrukturierungspläne weiter verschärft. Eine US-Aufsichtsbehörde stufte die US-Tochter des größten deutschen Kreditinstituts als "Problembank" ein, wie am Donnerstag bekannt wurde. Die Talfahrt der Aktie beschleunigte sich daraufhin: Zum Börsenschluss in Frankfurt am Main notierte sie mit 7,15 Prozent im Minus und lag bei 9,07 Euro - ein historischer Tiefstand.

Die US-Behörde FDIC gelangte zu dem Schluss, dass die Deutsche-Bank-Tochter in ihrer Überlebensfähigkeit gefährdet sei, wie ein Insider der Nachrichtenagentur AFP sagte. Diese Herabstufung hat erhebliches Gewicht: Die FDIC ist ein Einlagensicherungsfonds mit Regulierungsaufgaben und spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität des US-Bankensystems.

Wie das "Wall Street Journal" berichtete, ist der sogenannte "Troubled Condition"-Status eine der schwächsten Bewertungen, die die Federal Reserve als Aufsichtsbehörde über die Großbanken vergibt. In der Konsequenz habe die Bank wichtige Personalentscheidungen zu US-Managern mit der Notenbank abstimmen müssen. Die Notenbank wollte sich dazu nicht äußern

Ratingagentur S&P stuft Deutsche Bank herab

Kurz darauf folgte der nächste Schlag. Die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) kappte die Bonitätsnote des Geldhauses. Die Bewertung der Kreditwürdigkeit wurde um eine Stufe auf "BBB+"von "A-" gesenkt, wie S&P am Freitag mitteilte. Damit liegt die Einstufung zwar weiterhin im Investmentbereich, doch die Bonitätsbewertung ist nun zwei bis drei Stufen niedriger als die vieler Konkurrenten. Dem Institut drohen damit nun höhere Finanzierungskosten. Den Ausblick für das Rating erhöhten die Bonitätswächter auf "stabil" von "negativ".

Die Bank erklärte in einer kurzen Stellungnahme, sie begrüße, dass S&P anerkenne, "dass das Management einschneidende Maßnahmen ergreift, um die Kosten zu senken sowie das Geschäft zu fokussieren und damit die aktuell geringe Profitabilität der Bank zu verbessern. Wir weisen darauf hin, dass das Rating für nicht-bevorrechtigte vorrangige Schuldtitel von BBB- bestätigt wurde." Die Deutsche-Bank-Aktie hatte am Donnerstag so niedrig geschlossen wie nie zuvor, erholte sich am Freitag im vorbörslichen Geschäft und zog bei Lang & Schwarz um drei Prozent an.

Der seit April amtierende Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bekräftigte in einem Brief an die Mitarbeiter die finanzielle Stärke des Instituts. Das Niveau des Kredit- und Marktrisikos des größten deutschen Geldhauses sei selten so niedrig gewesen wie derzeit, erklärte Sewing. Der Refinanzierungsplan für das laufende Jahr sei weit fortgeschritten - zu guten Zinsen.

Herabstufung mit Ansage

S&P hatte die Überprüfung des Ratings der Deutschen Bank bereits Mitte April - kurz nach des Auswechslung des Vorstandschefs - angekündigt. S&P-Analyst Giles Edwards hatte Reuters dann gesagt, die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung liege "bei mindestens 50 Prozent". Auch Moody's prüft eine Herabstufung. Die dritte große Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnote und den Ausblick für die Bank nach dem Wechsel an der Spitze von John Cryan zu Christian Sewing dagegen nicht angerührt. Nach einer Herabstufung im September ist die Bewertung mit "BBB+" aber bereits eine Note schlechter als bei S&P und Moody's.

Der neue Chef hat der seit Jahren unter Druck stehenden Bank eine Schrumpfkur verordnet und sich zugleich von den globalen Ambitionen seiner Vorgänger verabschiedet. Sewing (48) will sich vor allem auf das Geschäft in Deutschland und Europa konzentrieren. Im zuletzt schwächelnden Investmentbanking hat er harte Einschnitte angekündigt - vor allem in den USA. Insgesamt soll die Zahl der Stellen der gesamten Bank von derzeit 97.100 auf "deutlich unter 90.000" sinken, wie er vor wenigen Tagen auf der Hauptversammlung in Frankfurt erklärte. Der Großteil der Stellenstreichungen - vor allem in den USA und Großbritannien - soll bis Ende Juni abgeschlossen sein.

Finanzierung wird teurer

Mit der nun veröffentlichten Herabstufung durch S&P drohen dem Geldhaus weiter steigende Finanzierungskosten. Für Banken spielen diese eine wichtige Rolle: Je günstiger sie sich refinanzieren können, desto höher sind die Margen bei den ausgereichten Krediten. Die Einstufungen der großen Ratingagenturen liegen bei der Deutschen Bank allesamt in der unteren Hälfte des Investmentbereichs und sind drei beziehungsweise vier Stufen vom Ramschbereich entfernt.

Ärger in Australien

In der Nacht zum Freitag wurde außerdem bekannt, dass der Deutschen Bank in Australien eine Kartellklage im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen die Australia and New Zealand Banking Group (ANZ) droht. Es geht dabei um eine 2,3 Milliarden Dollar schwere Platzierung von Aktien im Jahr 2015. Australiens Wettbewerbsaufsicht ACCC teilte mit, es werde unter anderem Klage gegen die ANZ und zwei namentliche nicht genannte Unternehmen erhoben werden. Die Deutsche Bank und die Citigroup, zwei der drei Underwriter der ANZ, erklärten danach unabhängig voneinander, sie rechneten damit angeklagt zu werden. Alle drei Banken wiesen zugleich jegliches Fehlverhalten zurück. Eine Sprecherin der Deutschen Bank erklärte, das Institut beabsichtige, sich energisch gegen die Vorwürfe zu verteidigen. (AFP, Reuters, dpa)

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