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Die Kryptoheizung des französischen Start-ups Qarnot erzeugt Dihitalgeld und wärmt dabei das Zimmer.

© Qarnot

Kryptowährungen: Wenn die Heizung Bitcoin erzeugt

Ein französisches Start-up löst das Hauptproblem von Digitalwährungen. Doch rechnet sich das?

Selbst Anhänger von Kryptowährungen wie dem Bitcoin müssen einen großen Nachteil einräumen: Das Cybergeld verbraucht enorme Mengen an Energie, zuletzt etwa soviel wie fünf Millionen Haushalte. Genau das will nun ein französisches Unternehmen ausnutzen. Das Start-up Qarnot hat eine eigene Kryptoheizung entwickelt. Sie sieht aus wie ein großer schwarzer Heizkörper mit einer schicken Holzabdeckung. Im Inneren steckt allerdings ein Computer mit zwei Hochleistungsgrafikkarten. Der ist schon für das „Mining“, also das Schürfen von Kryptogeld, eingestellt. Die Heizung produziert dabei Ethereum, die nach dem Bitcoin derzeit zweitwichtigste Kryptowährung.

Wie das Schürfen von Bitcoin funktioniert

Aber Nutzer können damit auch anderes Digitalgeld erzeugen. Denn das Grundprinzip des Mining ist in der Regel gleich: Transaktionen von Kryptowährungen werden in einer Kette aus Datenblocks, der so genannten Blockchain gespeichert. Dieses Kassenbuch liegt dezentral auf den Computern aller Nutzer. Alle paar Minuten wird ein neuer Block erzeugt, indem die letzten Transaktionen gespeichert werden. Dabei wetteifern die Nutzer darum, wer den nächsten Block erstellen darf: Sie müssen dazu komplexe mathematische Aufgaben lösen, wer das zuerst schafft, erzeugt den Block und erhält als Belohnung neue Einheiten der Kryptowährung.

Um dabei eine Chance zu haben, braucht man besonders leistungsfähige Rechner, wie sie in der Heizung stecken. Die braucht nur noch eine Internetverbindung und soll dann schon nach zehn Minuten bereit sein, um Cybergeld zu produzieren. Mit einer Leistung von bis zu 650 Watt kann sie nach Angaben des Herstellers zudem ein etwa 20 Quadratmeter großes Zimmer erwärmen.

Die Grundidee, die Wärme von Rechnern zu nutzen ist nicht neu. Auch die Franzosen haben zuvor schon ein anderes Heizungsmodell mit integrierten Computern entwickelt, 500 davon sind inzwischen installiert. Deren Rechenleistung wird anderen Nutzern über das Internet zur Verfügung gestellt, so entsteht ein dezentrales Rechenzentrum, das vor allem für komplexe Datenanalysen oder aufwendige Computeranimationen genutzt wird.

Diesen Ansatz verfolgt auch das deutsche Unternehmen Cloud & Heat. Es baut Rechner mit Wasserkühlung deren Abwärme auch zum Heizen genutzt wird. Derzeit bauen die Dresdner im ehemaligen Sitz der europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main auf zwei Etagen Serverschränke auf, die nebenbei 600 Kilowatt Wärme produzieren und damit das komplette Hochhaus heizen sollen.

Heizung erzeugt jeden Monat 100 Euro

Doch auch wenn die Grundidee der Kryptoheizung eines der größten Probleme von Bitcoin & Co. angeht, ist es fraglich, ob das Modell der Franzosen sich für Käufer rechnet. Nach Angaben von Qarnot soll das Gerät beim derzeitigen Wechselkurs pro Monat Ether im Wert von etwa 100 Euro produzieren. Allerdings kostet das Gerät 2900 Euro. Man bräuchte also 29 Heizungsmonate, damit es sich armortisiert. Bis Gewinne fließen, dauert es freilich noch länger, denn die Stromkosten kommen noch obendrauf und könnten die Einnahmen ünbersteigen. Zudem ist völlig unklar, wie sich der Ether-Kurs in diesem Zeitraum entwickelt. Seit einem Monat ist er von knapp 1000 Dollar auf 600 Dollar gefallen. Auch der Bitcoin ist von seinen Höchstständen weit entfernt. Im Dezember war er auf bis zu 20000 Dollar gestiegen, fiel dann aber und pendelte seit Februar um die 10000 Dollar. Seit Mittwoch verlor er 15 Prozent und fiel unter 8000 Dollar. Der Grund: Google will künftig keine Werbung mehr für Kryptowährungen schalten. Zudem gehen Behörden in den USA und Japan stärker gegen Unternehmen und Börsen vor.

Außerdem werden die mathematischen Mining-Aufgaben mit der Zeit schwieriger und neue Hardware wird besser, daher ist es auch wahrscheinlich, dass die Menge des erzeugten Digitalgeldes mit der Zeit abnimmt. Und die Sache hat noch einen Haken: Die ersten Geräte sollen bis Juni ausgeliefert werden. Da ist der Heizbedarf aber erfahrungsgemäß eher gering.

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