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US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping.

© Kevin Lamarque/Reuters

Krise der Weltwirtschaft: Warum die Globalisierungskritiker irrten

Das weltweite Wirtschaftswachstum lässt nach. Darunter leiden vor allem die ärmsten Länder. Deglobalisierung ist also auch keine Lösung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Jahrzehntelang haben Freihandelskritiker argumentiert, die Globalisierung nutze den Reichen der Welt, während die Armen im Elend umkämen. Nun endlich werden die Gebete der Kritiker erhört. Die Globalisierung ist ins Stocken geraten. Das weltweite Wachstum lässt nach, die Weltwirtschaft dividiert sich auseinander, Lieferketten zerbrechen oder werden verlagert. Doch die Welt wird dadurch nicht gerechter. Im Gegenteil.

Abgesehen von China fallen die Schwellenländer beim Wachstum zurück, die armen und ärmsten Länder leiden schwer. Spätestens jetzt müssen auch die wütendsten Skeptiker erkennen: Deglobalisierung ist auch keine Lösung.

Vor wenigen Tagen warnten die Vereinten Nationen eindringlich, dass der Kampf gegen die Armut verloren gehen könnte. Das Ziel, die Welt im Jahr 2030 von extremer Armut zu befreien, sei gefährdet. Neben dem Klimawandel ist dafür auch die Verlangsamung des Welthandels verantwortlich. Seit zehn Jahren bereits lahmt der Warenaustausch, nun stagniert er nahezu. Länder wie China produzieren immer stärker für ihren eigenen Markt und sind nicht mehr darauf angewiesen, hochwertige Technik zu im- und Billigprodukte zu exportieren.

Die Lohnvorteile der Entwicklungs- und Schwellenländer sind in einer digitalen Wirtschaft nicht mehr so entscheidend wie die Nähe zu Kunden und Märkten. Spitzenpolitiker wie US-Präsident Donald Trump bekennen sich offen zu Protektionismus und erzwingen dadurch die Rückverlagerung der Produktion ins eigene Land.

Die Folge: Entwicklungsländer und die meisten Schwellenländer fallen zurück. Die ärmsten Länder profitieren nicht einmal mehr durch die Ausfuhr von Rohstoffen – deren Preise dümpeln mit der schlechten Weltkonjunktur seit einem Jahr vor sich hin. Ausländische Direktinvestitionen in die Schwellenländer sind im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit den 1990er Jahren gefallen. Damit aber schwindet auch die Hoffnung, die Welt könnte die Armut bald hinter sich lassen. Denn von der Deglobalisierung haben die Armen den höchsten Schaden.

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