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Wirtschaft: Kleinaktionäre haben das Nachsehen

SdK: Bei Neuemissionen werden "Promis" bevorzugt / Neueinsteiger vor Börseneuphorie gewarnt FRANKFURT (MAIN) (ro).Den derzeitigen Aktienboom und die damit steigende Zahl von Aktienkäufern finden bei der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Anklang.

SdK: Bei Neuemissionen werden "Promis" bevorzugt / Neueinsteiger vor Börseneuphorie gewarnt

FRANKFURT (MAIN) (ro).Den derzeitigen Aktienboom und die damit steigende Zahl von Aktienkäufern finden bei der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Anklang.Doch Vorstandschef Dieter Kauffmann hebt auch warnend den Finger: "Man muß die Erstaktionäre darauf hinweisen, daß die Kurse auch fallen können.Nichts wäre schlimmer, als wenn sich die Leute bei einem starken Kurseinbruch wieder enttäuscht von der Börse abwenden würden." Auf besondere Skepsis trifft die riesige Nachfrage nach den am "Neuen Markt", dem neuen Börsensegment für junge Unternehmen, notierten Aktien.Angesichts von 50prozentigen Kurssprüngen binnen eines Tages wie zuletzt beim Neuling "Mensch und Maschine" sei die Bezeichnung "Zocker-Markt" nicht von der Hand zu weisen. Die SdK, die rund 1000 Kleinaktionäre vertritt, sieht die Rechte der Kleinanleger aufgrund der Entwicklungen der letzten Monate eher geschwächt als gestärkt.Das gilt vor allem für die Zuteilung der Aktien bei Neuemissionen.Da bei vielen Börsengängen der letzten Wochen die Nachfrage deutlich größer war als das Angebot, wurden die Aktien per Losverfahren vergeben.Daß da alles mit rechten Dingen zugegangen ist, bezweifelt die SdK.Beim Börsengang des Fernsehsenders Pro Sieben dränge sich der Eindruck auf, "daß die Würfel schiefe Seiten hatten", sagt SdK-Vorstandsmitglied Reinhild Keitel.Eine kleinere Bank habe ihr bestätigt, daß nur "die Promis" bedacht worden seien.In Zukunft sollten diese Losverfahren zumindest unter Aufsicht eines Notars abgewickelt werden, fordert die SdK. Auch mit dem von der Bundesregierung geplanten 3.Finanzmarktförderungsgesetz fühlt die SdK die Rechte der Kleinanleger beschnitten.Weil die Haftung von Unternehmen und Banken drastisch gekürzt werden soll, "findet sie praktisch nicht mehr statt", sagt Vorstandsmitglied Anneliese Hieke.Damit wäre etwa eine Klage wie im Fall Sachsenmilch nicht mehr möglich gewesen.Für Börsenzulassungsprospekte und Unternehmensberichte soll die Verjährungsfrist von fünf Jahren auf sechs Monate, für fehlerhafte Anlageberatung von 30 auf maximal drei Jahre gekürzt werden. Wenigstens mit den derzeitigen Kursen und den Ausschüttungen der Börsengesellschaften ist die SdK zufrieden.Nach ihren Berechnungen schütteten die börsennotierten Firmen für 1996 rund 22,5 Mrd.DM und damit 10 Prozent mehr aus als im Jahr zuvor.Verantwortlich dafür waren allerdings in erster Linie Großunternehmen wie BASF, Bayer, Hoechst, Daimler und die Telekom.

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