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Wirtschaft: Kleider machen Karriere

Was passt zu wem? Unsere Autorin hat bei Stilberatern nachgefragt.

Jeden Morgen vor der Arbeit geht das Spiel von vorne los. Kritisch fährt der Blick über die Regale und behängten Bügel im Kleiderschrank, über allem die Frage: Was ziehe ich heute an? Wenn Mann meist zielsicher zum Anzug oder einer Kombination aus Hose und Jackett greift, ist die Wahl des richtigen Outfits für Frauen häufig schwieriger. Zur Orientierung haben sich für bestimmte Berufsgruppen und Arbeitsplätze Kleidungsstile von „Formal Business“ bis „Standard Business“ etabliert. Die Grenzen dazwischen sind heute aber in der Regel fließend. So kommt es in erster Linie auf einige Grundregeln an, um mit seinem Aussehen im Beruf zu überzeugen.

DIE GRUNDREGELN

Vor allem müssen Schnitt und Form der Kleidung passen. Je eher der Betrachter den Eindruck hat, die Kleidung wurde auf den Träger zugeschnitten, desto hochwertiger ist das Gesamtbild. „Dann ist auch der Preis zweitrangig“, sagt die Berliner Imageberaterin Sophie B. Krüger. Die studierte Kostümbildnerin betreut Kunden seit 2006 in Sachen Kleidung und Stil, geht mit ihnen Shoppen und inspiziert den eigenen Kleiderschrank.

Preis und Qualität werden umso wichtiger, je höher die eigene Position im Unternehmen angesiedelt ist. Stets sollte man zwischen Freizeit- und Berufsoutfit unterscheiden können. Zudem ist es wichtig, auf klare, einfache Linien mit wenigen, wertigen Accessoires zu setzen. „Sonst kann die Komplexität des Outfits das Gegenüber leicht irritieren“, sagt Krüger.

Auch die Farbe sollte immer auf den Hauttyp abgestimmt sein und keinen zu starken Kontrast darstellen. Grundsätzlich steht etwa Dunkelblau für Vertrauen, Imageberaterin Braun setzt eher eine sympathische Note. „Das Ziel sollte sein, seine Persönlichkeit zu unterstreichen und die Aufmerksamkeit auf das Gesagte zu lenken“, sagt Stil-Beraterin Katrin Sachs vom Seminaranbieter Korrekt. Seit 2003 trainiert sie ihre Kunden in der Kommunikation, im wirkungsvollen Auftreten und in Stilfragen. Sie sagt: Es dürfe so wenig wie möglich vom Gesicht ablenken. Ihre Grundformel: 90 Prozent Harmonie und nur zehn Prozent Kontrast.



BANKER, MANAGER, POLITIKER

Klassisch und konservativ sind hier die Merkmale für die Kleidungsauswahl. Daher gelten beim „Formal Business Look“ recht strikte Regeln. Erwartet werden Anzug mit Hemd und Krawatte, Kostüm oder Hosenanzug mit Bluse. Dazu wenige, aber sehr hochwertige Accessoires. Als Farben sind Grau- und Blautöne erlaubt. Schwarz fällt in der Regel raus, weil damit eher Kellner und Bestatter assoziiert werden und die Farbe im Alltag insgesamt zu finster wirkt. Hemden und Blusen können weiß bis hellblau oder auch zartrosa sein. Der standardisierte Kleidungsstil soll als vertrautes Muster Vertrauen schaffen und Glaubwürdigkeit sowie Klarheit ausstrahlen.



ABTEILUNGSLEITER, KUNDENBETREUER

Immer noch sind Anzug und Kostüm ein Muss. Aber sowohl in der Farbauswahl als auch in der Kombination der Teile gibt es beim „Modern Business Look“ mehr Freiheit. Zum Beispiel ist bei Männern auch ein Einzelsacko mit Stoffhose denkbar. Bluse und Hemd dürfen kleine Muster wie Streifen oder Punkte haben. Bei den Farben kommen zu den dunklen Grundtönen auch Braunschattierungen dazu. Sie strahlen Vertrauen aus und wirken eher informell. Auch stärkere Farbkontraste sind möglich, sollten aber der Situation angepasst sein. Beispielsweise wirkt bei einer Präsentation ein hoher Kontrast besser, im Kundengespräch dagegen ein niedriger.

MITARBEITER MIT KUNDENKONTAKT

Der „Casual Business Look“ verlangt vom Mann kein komplettes Anzugs-Set mehr. Zum Jackett kann darum auch eine normale Stoffhose am besten aus Wolle getragen werden. Für die Frau bietet sich zum Beispiel statt eines Blazers auch ein hochwertiger Cardigan an. Auch die Farbauswahl ist jetzt größer. Beim Schmuck sind auch verspieltere Ketten oder Ohrringe erlaubt sowie Modeschmuck.

IM BÜRO, SOZIALE BERUFE, LEHRER

Hier ist der so genannte „Standard Business Look“ angesagt – was so viel bedeutet wie „bester Alltagslook“. Heißt, der Kleidungsstil kann sehr locker und entspannt wirken. Das drückt sich zum Beispiel über die Wahl der Stoffe aus - von Baumwolle, über Kord bis Synthetik ist alles erlaubt. Männer tragen Hemden ohne Krawatte und können sich frei entscheiden, ob sie ein Jackett darüber ziehen. Neben Kordhosen sind auch Jeans erlaubt, bei Frauen dazu statt Bluse auch ein Shirt. „Nur Leinenhosen sollte man auch im Sommer lieber im Schrank lassen, weil diese sehr schnell zerknittern“, weiß Krüger.

KREATIV-KRÄFTE

Wer beispielsweise in Kreativ-Agenturen, am Theater oder als freier Künstler arbeitet, will über sein Aussehen meist die eigene Kreativität unter Beweis stellen und sich so als individuelle Persönlichkeit präsentieren. Dennoch sind auch hier nicht alle Regeln eines guten Kleidungsstils außer Kraft gesetzt. Immer noch lautet das oberste Gebot, dass Schnitt und Farbe zum Träger passen müssen. „Im Kundengespräch allerdings sollte wieder auf das klassische Outfit mit Anzug und Hosenanzug oder Rock und Blazer gesetzt werden“, empfiehlt Katrin Sachs.

FEMININ UND SERIÖS

Frauen sehen sich in Sachen Berufskleidung oft im Zwiespalt. Einerseits wollen sie keine aufreizenden oder gar anzüglichen Signale senden, und damit an Glaubwürdigkeit verlieren. Andererseits missfällt es ihnen, ihr Frau-Sein unter Stoffmassen zu verstecken. Eine einfache Lösungsformel: bei der Auswahl der Kleidung zurückhalten, dafür mit wenigen Accessoires, einem dezenten Make-up und einer passenden Frisur die feminine Note setzen. Röcke sollten mindestens eine Hand breit über dem Knie enden. Wer Bein zeigt, sollte immer eine Strumpfhose tragen. Schon eine Stärke von 15 den reichen hier aus. Dafür darf der Schnitt der Kleidung insgesamt die weibliche Figur unterstützen. Weitere Akzente setzen wenige, hochwertige Schmuckstücke, Tücher in Rottönen oder Blusen mit kleinem Muster, Schleife am Kragen oder dezenten Rüschen an den Rändern.

FÜR ABENDVERANSTALTUNGEN

In der Regel steht in der Einladung, welcher Kleidungsstil zu formellen Anlässen erwünscht ist. „Black tie“ bedeutet dabei für den Mann ein Smoking mit passendem Hemd und handgebundener Fliege, für die Frau darf es ein langer Rock oder ein Kleid sein, wahlweise auch ein Hosenanzug aus Seide. „White tie“ dagegen verlangt einen Frack von ihm und ein Ballkleid von ihr. Lautet die Anweisung nur „Schwarzer Anzug“, sollten Frauen dazu ein kürzeres schwarzes Kleid oder einen Hosenanzug wählen. Geht es um ein Abendessen mit Firmenkunden, hängt es vor allem vom Unternehmen und der Location ab, welcher Stil angebracht ist.

Lara Sogorski

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