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Der Anteil deutscher Fluggesellschaften nimmt in ihrem Heimatmarkt ab.

© dpa

Keine Flugscham: Nur unter drei Stunden Reisezeit ist die Bahn attraktiver als das Flugzeug

So interpretiert jedenfalls die deutsche Luftverkehrswirtschaft ihre Halbjahresbilanz. Die Klima-Debatte habe keine Auswirkungen auf Buchungszahlen.

Die Position der deutschen Fluggesellschaften in ihrem Heimatland wird immer geringer. Seit 2012 ging deren Marktanteil um elf auf nur noch 56 Prozent zurück, gab der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mittwoch mit der Veröffentlichung seiner Halbjahresbilanz bekannt. Mit einem Wachstum von 4,2 Prozent auf gut 117 Millionen Reisende lag das Aufkommen der deutschen Flughäfen über dem weltweiten Durchschnitt. Nutznießer waren jedoch überwiegend ausländische Billigflieger, allen voran Ryanair, Easyjet und Wizzair.

Verursacht wurde der Zuwachs vor allem durch die Auffüllung der nach der Air-Berlin-Pleite entstandenen Kapazitätslücken. Wachstumsträger sind die vier Großflughäfen Frankfurt am Main, München, Berlin (Tegel und Schönefeld) sowie Düsseldorf. Geringe Zuwächse zeigen auch Hamburg, Hannover, Köln/Bonn und Stuttgart, während alle mittleren und kleineren Standorte eine rückläufige Entwicklung aufweisen.

Gemessen an den verkauften Passagierkilometern wuchsen die deutschen Fluggesellschaften in der ersten Jahreshälfte nur um vier Prozent und lagen damit deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 6,4 Prozent. Schuld war hier auch die Insolvenz der Germania, ohne die man auf 5,8 Prozent gekommen wäre, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Indessen schreitet die Konzentration weiter voran. Während sich die Zahl der europäischen Airlines von 131 auf 107 reduzierte, teilen sich die fünf Spitzenreiter Lufthansa-Gruppe, Ryanair, IAG (British Airways/Iberia), Easyjet und Air France/KLM zwei Drittel des Marktes.

Innerdeutscher Flugverkehr stagniert seit 2012

Der besonders im Fokus der Klimadiskussion stehende innerdeutsche Luftverkehr stagniert seit 2012. 11,6 Millionen Passagiere flogen in der ersten Jahreshälfte innerhalb der Landesgrenzen. Die Bahn ist nach Erhebungen des BDL für die Reisenden nur auf Strecken von maximal drei Stunden eine Alternative.

So wurden nach Inbetriebnahme der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Berlin und München die Flüge auf der Teilstrecke zwischen Berlin und Nürnberg eingestellt. Dagegen legte die Zahl der Fluggäste zwischen der Bundeshauptstadt und der bayerischen Metropole sogar um zwei Prozent zu.

97 Prozent der innerdeutschen Flugpassagiere reisen über mehr als 400 Kilometer, ein Drittel davon steigt an den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt oder München um. Generell scheint die Klimadebatte für die Reisenden keine Rolle zu spielen. „Wir stellen keinen Rückgang fest, der mit der Klimaschutzdiskussion im Zusammenhang steht“, sagte von Randow.

Flüge werden immer pünktlicher

Gute Nachrichten für die Passagiere: Die Ticketpreise ab den deutschen Flughäfen sind mit Ausnahme der Osterferien nur geringfügig um ein bis zwei Prozent gestiegen. Und auch die Maßnahmen zum Abbau der Flugverspätungen scheinen zu greifen. Die durchschnittliche Dauer der Abflugverspätungen ging an fast allen Flughäfen zurück. Große Aufgaben bleiben laut BDL die Beseitigung der Kapazitätsengpässe im europäischen Flugsicherungssystem und die Effizienzsteigerung der Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen.

Sorgen bereitet der Branche die Entwicklung bei den Flügen nach Asien. Obwohl der dortige Wirtschaftsraum dynamisch wächst, ist die Zahl der Direktverbindungen rückläufig. Hier machen sich die Angebote von Wettbewerbern mit besseren Standortbedingungen in der Golfregion, aber zunehmend auch in Istanbul bemerkbar. Von Randow wiederholte in diesem Zusammenhang die Kritik an nationalen Alleingängen wie der Luftverkehrssteuer. Notwendig seien globale Lösungen mit identischen Rahmenbedingungen für alle Wettbewerber und die Förderung innovativer Technologien wie regenerativer Kraftstoffe, die bisher weder in ausreichender Menge noch zu vertretbaren Preisen produziert werden.

Für die zweite Jahreshälfte erwartet der BDL nur noch ein geringes Wachstum im deutschen Luftverkehr. So wird der Zuwachs im Platzangebot der Airlines im Gesamtjahr nur bei 2,3 Prozent liegen. Schwelende Handelskonflikte, stagnierender Welthandel, eingetrübte Konjunkturaussichten in Deutschland und der Brexit sind die Gründe für den anhaltenden Abwärtstrend beim Luftfrachtaufkommen. Es erreichte an den deutschen Flughäfen im Juni ein Rekord-Minus von 6,7 Prozent.

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