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Wirtschaft: Kein Durchhaltevermögen Im Dauertest erlitten viele Räder Materialschäden

Von Oliver Voß

Berlin - Längst ist es Zeit, wieder die Fahrräder aus dem Keller zu holen, doch wenn nach den ersten Touren schon wieder die Kette hakt und die Bremsen schleifen, sollte man sich vielleicht überlegen, den alten Drahtesel durch ein neues Fahrrad zu ersetzen. Etwa jeder dritte Käufer entscheidet sich für ein Trekkingfahrrad. Die Allrounder sind am beliebtesten, da sie sich sowohl für den Stadtverkehr als auch für den Wochenendausflug im Grünen eignen (siehe Kasten). Auf dem Gepäckträger kann man bis zu 30 Kilogramm transportieren.

Trotz der großen Auswahl ist es jedoch schwierig, wirklich gute Räder zu finden. Dies zeigte die aktuelle Untersuchung von Trekkingrädern der Stiftung Warentest. Insgesamt 15 Räder zwischen 400 und 550 Euro haben die Warentester unter die Lupe genommen, doch nur zwei davon erhielten das Gesamturteil „gut“: Das Epple Cross Cat Alivio 24 sowie das Puch Country 300 für je 500 Euro überzeigten die Tester.

Zum einen wurden die Fahrräder einem Praxistest auf verschiedenen Strecken unterzogen, danach folgte im Labor ein Dauertest, mit dem die Prüfer eine Fahrleistung von 24 000 Kilometern simulierten.

„Der Praxistest war durchweg gut und befriedigend“, sagt Martin Hofmann von der Stiftung Warentest, „doch das hat sich im Labor nicht bestätigt.“ So überzeugten die Räder von Stevens, KTM, Kalkhoff, Gudereit und Staiger zwar mit den besten Fahreigenschaften. Doch diese Favoriten zeigten im Labor allesamt Materialschäden.

Beim Stevens Jazz, dem Sieger im Vortest riss der Rahmen ein, beim Diamant Ubari brach die Sattelstütze. Beide bekamen nur das Gesamturteil „ausreichend“.

Im Vergleich zum letzten Test im Jahr 2004 kamen die Materialschäden zwar nicht so zeitig, sagt Hofmann. „Trotzdem kann man die Probleme nicht schönreden, denn Sicherheit ist die Grundvoraussetzung.“ Von den 15 getesteten Rädern rissen vier Rahmen, es gab zwei Lenkerbrüche und gleich zehn Sattelstützen hielten der Dauerbelastung nicht stand.

Doch laut Stiftung Warentest gebe es auch eine positive Entwicklung. So hätten sich im Vergleich zum letzten Test die Ausstattung und die Bremsen verbessert. Nur beim Pegasus Avanti für 400 Euro war die Bremswirkung bei Nässe „mangelhaft“ – genauso lautete auch das Gesamturteil.

Die beiden Testsieger überzeugten mit insgesamt guten Fahreigenschaften. Punktabzug beim Epple Cross Cat gab es, da die Kraftübertragung beim Bergauffahren nicht optimal ist. Außerdem haftet die Lackierung weniger gut. Beim Puch Country, dem anderen „guten“ Trekkingrad, überzeugten besonders die Bremsen und die Sicherheit generell. Allerdings fährt sich das Rad mit Gepäck nur „befriedigend“.

Von den vielen Rädern im Mittelfeld ragt das Calvin Houston CA-620 besonders hervor. „Das war von der Haltbarkeit am Besten, bei den Bauteilen gab es keine Ausfälle“, sagt Hofmann. Nur der spezielle Lenker war Schuld daran, dass das Calvin Houston ein gutes Urteil nur knapp verpasste. Es handelt sich dabei um einen so genannten Brezellenker, der aussieht wie eine Acht. Der ermöglicht verschiedene Griffhaltungen, doch dadurch hat man nicht immer die Bremsen in der Nähe der Hände, bemängelten die Tester.

Grundsätzlich rät Hofmann dringend zu einer Testfahrt. Außerdem sei es wichtig, die richtige Fahrradgröße zu finden. „Wenn man sich über die obere Stange des Rahmens stellt, müssen dort noch fünf bis zehn Zentimeter Luft sein.“

Oliver Voß

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