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Schöner Antsrich. Christin Wegner hat ein Faible für Farben und Sinn für Ästhetik.

© Kitty Kleist-Heinrich

Malerausbildung: Jetzt wird’s bunt

Eigentlich wollte Christin Wegner Bühnenbildnerin werden. Doch auch als Malerin kann sie ihre künstlerische Ader ausleben.

Von Aleksandra Lebedowicz

Putzsäcke, Farbeimer und Lackdosen so weit das Auge reicht: Im Spandauer Meisterbetrieb von Sascha Schröder fühlt sich Christin Wegner ganz in ihrem Element. Auch wenn Frauen in ihrem Beruf oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Doch die 22-Jährige winkt ab: „Ich weiß mich durchzusetzen“. Mit ihren männlichen Kollegen komme sie gut klar. Rücksichtsvoll und zuvorkommend seien sie.

Christin Wegner arbeitet als Malerin. Schon als Kind griff sie gern mal in den Tuschkasten. Die künstlerische Ader habe sie von ihrer Tante. Zu der Lehre kam sie allerdings über einen kleinen Umweg. „Zuerst wollte ich Bühnenbildnerin werden“, erzählt sie. Dann habe sie recherchiert und die vielen kreativen Berufe im handwerklichen Bereich entdeckt. Malerausbildung war genau das Richtige für sie. Mit mehr als 27 000 Lehrlingen gehört das Maler- und Lackiererhandwerk zu den ausbildungsstärksten Branchen. Dennoch sind junge Frauen wie Wegner in dem Job eher eine Ausnahme. An der Berliner Wilhelm-Ostwald- Schule sind gerade mal elf Prozent aller Absolventen weiblich. Bei etwa 180 Auszubildenden pro Jahrgang fällt der Frauenanteil bescheiden aus. Und das obwohl der Beruf für sie die gleichen Aufstiegschancen bietet. Dafür ist Wegner ein gutes Beispiel. Im vergangenen Jahr hat sie ihre dreijährige Ausbildung in Fachrichtung Gestaltung und Instandhaltung erfolgreich absolviert. In der Abschlussprüfung zog sie mit nur einem Punkt an der Eins vorbei. Als Jahrgangsbeste trat sie dann im Bundesleistungswettbewerb für Berlin an und belegte dort einen sehr guten vierten Platz.

Mehr als nur Tapete kleben

„Mädchen haben oft einen besseren Bildungsstand als Jungs“, bestätigt Sascha Schröder, Wegners ehemaliger Ausbildungsleiter im Betrieb. Aber nicht nur in der Schule, auch auf der Baustelle haben Gesellinnen die Nase vorn. Es laufe harmonischer ab, wenn eine Frau im Team ist, erzählt Schröder. „Bei der Umsetzung können Frauen wesentlich besser mitdenken. Sie sind zuverlässiger und sie arbeiten sauberer.“

Das wissen auch die Kunden zu schätzen. „Besonders die älteren Damen freuen sich, wenn ich zum Fensterstreichen vorbei komme“, sagt Wegner. Körperlich sei der Job zwar ziemlich anstrengend. Vor allem an den Fassadenarbeiten komme man als Frau an seine Grenzen, erzählt sie. Trotzdem habe sie es sich nicht nehmen lassen, mal einen 13 Kilo schweren Eimer in den dritten Stock zu schleppen. „Ich war gut aus der Puste“, schmunzelt sie. Doch mit der Zeit baue sich Muskelkraft auf.

Feine Arbeiten erledigt Christin mit ihren eigenen Pinseln.
Feine Arbeiten erledigt Christin mit ihren eigenen Pinseln.

© Kitty Kleist-Heinrich

„Ich höre oft, Maler pfuschen nur im Beruf“, beklagt Wegner. Dabei sei es eine abwechslungsreiche Tätigkeit, „mehr als nur Tapete kleben“. Drei Fachrichtungen stehen den Azubis zur Auswahl. Wer sich für die Lehre entscheidet, kann sich später zum Beispiel auf Kirchenmalerei und Denkmalpflege spezialisieren und als Restaurator oder Stuckateur historische Gebäude sanieren. In der Schule erlernt man außerdem spannende Maltechniken, wie Wisch- oder Wickeltechnik. Wegner schabloniert gerne. Die Ornamente entwirft sie selbst und schneidet sie mit einem Teppichmesser aus Plastikfolie aus. Am meisten Spaß mache ihr aber die Steinimitation. „Da kann man viel mit Farbtönen experimentieren und sich so richtig kreativ austoben", erzählt sie.

„Ich würde weiterhin lieber Frauen ausbilden“, sagt Meister Schröder. Frauenquote hin oder her: Malerinnen wie Christin Wegner bringen noch mehr Farbe in die Branche.

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