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© dpa

Hörakustik: High-Tech fürs Ohr

Wer Hörakustiker, Medizintechniker oder Optometrist wird, muss sich um ein knappes Stellenangebot keine Sorgen machen. Der Nachwuchs ist schon jetzt rar

Dass die Menschen von Flensburg bis zum Bodensee immer älter werden, wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Mit einem Beruf im Gesundheitsbereich hat man heute beste Zukunftsperspektiven – und muss dafür nicht Medizin studiert haben. Vom Hörgerät über Kontaktlinsen bis zum Computertomograph: Es werden Experten gebraucht, die gesundheitliche Produkte und Geräte verbessern – und Fachkräfte, die sie warten und an die Kunden weitergeben. Viele Arbeitgeber suchen schon heute händeringend Azubis und Fachpersonal.

HÖRGERÄTEAKUSTIKER

Bundesweit gibt es über 4 000 Hörgeräteakustiker-Fachgeschäfte. Die Ausbildungsquote ist mit über 20 Prozent schon heute doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt anderer Berufszweige. Und die Branche wird weiter wachsen. Denn: „Bis zum Jahr 2050 werden mehr als 11 Millionen Menschen in Deutschland schwerhörig sein. Das sind zwei Millionen mehr als heute“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker, Jakob Baschab.

Hörgeräteakustiker ist ein klassischer Handwerksberuf. Unter Jugendlichen ist er weniger bekannt, klagen die nach Nachwuchs suchenden Fachgeschäfte. Die Ausbildung bei einem Akustikermeister dauert drei Jahre. Voraussetzung ist ein Realschulabschluss. Alle Azubis treffen sich mehrmals im Jahr zum Blockunterricht an der Akademie für Hörgerätakustik in Lübeck. Hier besteht auch die Möglichkeit, ein Bachelor-Studium Hörgeräteakustik zu absolvieren.

Linda Büchner ist Gesellin bei einem Berliner Fachgeschäft. Sie betreut Kunden vom ersten Hörtest über die gesamte Zeit der Hörgeräteanpassung. 20 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt sie in der Werkstatt oder am Computer, mit dem sie die Software von Hörgeräten einstellt. Mit dem Kunden gemeinsam wird das Gerät angepasst und justiert. Hier ist viel Feingefühl gefragt. „Technik, Handwerk und der Umgang mit Menschen, all das kommt in dem Beruf zusammen. Diese Vielseitigkeit ist toll“, sagt Büchner.

Angestellte Hörgeräteakustiker verdienen laut Bundesagentur für Arbeit rund 2100 Euro pro Monat. Sie arbeiten angestellt bei Hörgeräteakustiker-Fachgeschäften oder machen sich als Meister selbstständig.

MEDIZINTECHNIKER

In Berlin ist die Medizintechnik einer der am stärksten wachsenden Märkte. Neben 180 Unternehmen mit eigenen Produkten und produktionsnahen Dienstleistungen gibt es laut der Senatsverwaltung für Wirtschaft in diesem Bereich 210 Händler und sonstige Dienstleister.

Der Beruf hat viele Gesichter. Medizintechniker arbeiten hauptsächlich in Arztpraxen, Krankenhäusern oder Gesundheitszentren. Sie montieren die Geräte, bedienen, warten sie und halten sie instand, beraten und schulen Ärzte und Krankenschwestern. In Laboren wirken sie an der Entwicklung neuer Technologien mit. Sie sind bei Herstellern oder auch im Vertrieb tätig.

In den Beruf steigt man über eine Fortbildung ein. Voraussetzung ist eine technische oder medizinische Ausbildung und mindestens ein Jahr Berufserfahrung. So können etwa Kommunikationstechniker, Elektrotechniker oder Maschinenbauer an ihre Ausbildung ein Studium der Medizintechnik anschließen. Das Fach wird an Hochschulen in ganz Deutschland angeboten. In Berlin kann man Medizintechnik zum Beispiel an der Technischen Universität (TU) oder der Beuth-Hochschule studieren.

„Besonders spannend ist die ungewöhnliche Breite des Fachgebietes. Sie reicht von den physikalischen Grundlagen der Ausrichtung von Atomkernspins über Muskelkontraktionen bis zu biomechanischen Fragen der Beanspruchung von Prothesensystemen“, erklärt Professor Marc Kraft vom Zentrum für innovative Gesundheitstechnologie an der TU.

Hochschulen und Universitäten reagieren auf den Wachstumstrend in der Branche mit einem größeren Angebot an Studiengängen und Spezialisierungen wie Biomedizintechnik, Medizinphysik oder Medizinische Informatik.

Das Gehalt ist (bei öffentlichen Arbeitgebern) in der Regel am Tarif für den öffentlichen Dienst orientiert und damit auch vom Standort abhängig. Laut Arbeitsagentur erhalten Beschäftigte in den mittleren Vergütungsgruppen ein Bruttomonatsentgelt von bis zu 3100 Euro.

OPTOMETRIST

Während es seit fast fünfzig Jahren die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker gibt, ist der Beruf Optometrist in Deutschland noch neu. „Die Berufsbezeichnung stammt aus Großbritannien und ist bei uns noch weitgehend unbekannt“, sagt Georg Pawlowski, Ausbildungsexperte beim Zentralverband der Augenoptiker. Ausschließlich Augenoptikermeister können diese derzeit nur berufsbegleitend angebotene Zusatzausbildung machen.

„Wir wollen eine Nische zwischen Optiker und Augenarzt füllen“, erklärt Pawlowski. „Während der Optiker nur eine Brille in die Hand nimmt, kann der Optometrist sich mehr um das Auge kümmern und auch Details analysieren.“ Ein Optometrist vermisst nicht nur Kurz- oder Weitsichtigkeit oder stellt Schielneigungen fest, sondern betrachtet auch das Zusammenspiel der „Einzelteile“ des Auges, die Augenmuskeln und das Sehzentrum. Ihr Ziel ist es, Funktionsstörungen aufzudecken. Der Optometrist kann zu Sehtraining anregen, um Schwachstellen in dem hoch komplizierten Sehapparat zu korrigieren. Im Gegensatz zum Augenarzt aber darf er keine Diagnose stellen.

Pawlowski sieht für einen Augenoptikermeister mit dem Zusatzzertifikat Optometrist (ZVA) beste Zukunftsaussichten. Nicht nur im augenoptischen Fachgeschäft, sondern auch in der Medizin und der optischen Industrie sind hoch qualifizierte Fachkräfte gesucht.

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