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4200 Besucher haben sich in diesem Jahr zur Messe angemeldet. Wahrscheinlich werden wieder mehr kommen. Foto: Andreas Friese/ Estrel

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Jobbörse im Estrel-Hotel: Eine zweite Chance für Geflüchtete

Erneut findet im Estrel-Hotel eine Jobbörse für Geflüchtete statt. Obwohl die Resonanz gut war, sind nicht alle Firmen wieder dabei.

Securitas nennt die Jobmesse einen Erfolg, obwohl das Sicherheitsunternehmen danach nicht einen Flüchtling eingestellt hat. Trotzdem wird es sich an diesem Mittwoch im Estrel-Hotel wieder als Arbeitgeber präsentieren. Mitarbeiter werden Fragen beantworten, Gespräche führen, Formulare ausfüllen. „Derzeit könnten wir im Großraum Berlin mehr als 700 Stellen besetzen“, sagt Sprecher Bernd Weiler. „Securitas braucht viele neue Mitarbeiter, gerade mit Migrationshintergrund.“

Auf der Ausstellerliste standen im vergangenen Jahr 211 Unternehmen und Bildungsinitiativen. „Eine Dimension, die es so noch nicht gegeben hat“, sagt die damalige Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD). Theoretisch hätten 1000 Praktikumsstellen besetzt werden können. Tatsächlich wurden laut einer anonymen Umfrage direkt im Anschluss an die Messe nur zehn Praktika-Plätze vergeben. Sieben Geflüchtete durften bei einem Betrieb zur Probe arbeiten, 101 bekamen eine Lehrstelle und zwei einen festen Arbeitsvertrag. Insgesamt seien „850 positive Kontakte“ generiert worden. Das konnten Verträge sein oder „weiterführende Gespräche“. Was sich daraus irgendwann vielleicht ergeben hat, konnten weder das Estrel als Veranstalter noch die Arbeitsagentur Berlin Süd als Partner sagen.

Manche Firmen kommen, manche gehen

Neun von zehn Ausstellern bewerteten die erste Jobbörse mit „gut“ oder „sehr gut“. 97 Prozent gaben an, an einer zweiten Jobbörse wieder teilnehmen zu wollen. Was als Problem genannt wurde, war die Verständigung. „Einige Unternehmen hatten höhere Erwartungen bezüglich des Sprachniveaus der Bewerber“, sagt Estrel-Sprecherin Miranda Meier. Wahrscheinlich werde das jetzt unkomplizierter sein, weil viele der Flüchtlinge das Sprachniveau von A2 bis B1 ausgebaut hätten und neben Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan auch Migranten angesprochen worden seien, die schon länger in Berlin lebten und "sehr gute Sprachkenntnisse" hätten. Securitas zog aus der ersten Messe die Konsequenz, dass jetzt ein Mitarbeiter mit am Stand steht, der arabisch spricht.

Jene Unternehmen, die dieses Jahr nicht wieder kommen, haben derzeit keine offenen Stellen oder „organisatorische Probleme“, heißt es vom Veranstalter. So wie Bio Company. Die Ausbildungsleiterin befinde sich auf der parallel stattfindenden Grünen Woche und begleite dort ein Schülerprogramm. „Diese Einladung kam einfach zeitlich vor der Einladung des Estrels“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. Eine Teilnahme im kommenden Jahr schließe man aber nicht aus. Zalando nimmt dieses Jahr nicht teil, weil zuletzt kein passender Bewerber gefunden werden konnte. "Bei der Jobmesse haben wir gemerkt, dass oft die notwendigen Unterlagen oder Sprachkenntnisse fehlen, um direkt in einen Bewerbungsprozess zu starten", lautete die Erklärung.

Während manche Firmen fehlen, kommen andere neu dazu: Zum Beispiel die Deutsche Bahn, die Post, Rossmann und McDonald’s.

Netzwerken und Bewerbungsfotos machen

4100 Geflüchtete hatten sich im vergangenen Jahr angemeldet, 5000 kamen. Dieses Jahr haben sich 4200 Besucher vorab gemeldet, wahrscheinlich werden erneut mehr kommen. Sie können sich mit den Unternehmen unterhalten, bei den Vermittlern der Arbeitsagentur Fragen klären, Bewerbungsunterlagen überprüfen und kostenlos Fotos für den Lebenslauf machen lassen.

Gegenbauer hat mehr als 40 Menschen mit Fluchthintergrund eingestellt – als Praktikanten, Azubis und Fachkräfte. Deswegen kommt das Unternehmen, das unter anderem Dienstleistungen im Bereich Gebäudereinigung anbietet, erneut ins Estrel. „Ob darunter Menschen sind, die seinerzeit bei der Jobbörse auf uns zugekommen sind, kann ich ad hoc nicht in Erfahrung bringen“, sagt Sprecher Gunther Thiele. Er gehe aber davon aus.

Die Jobbörse findet an diesem Mittwoch (25. Januar 2017) von 10 bis 16 Uhr im Estrel, Sonnenallee 225, statt.

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