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Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, im Juni 2019 auf einer Veranstaltung in Boston, USA.

© REUTERS/Katherine Taylor/File Photo

Jeff Bezos und die Umwelt: Die Spende des Amazon-Gründers ist ein grünes Ablenkungsmanöver

Es scheint löblich, dass sich der reichste Mensch der Welt für das Klima einsetzen möchte. Doch Klimaschutz auszulagern ist nicht nachhaltig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Thewalt

Er ist Absolvent der renommierten Princeton University, Vater von vier Kindern, frisch und teuer geschieden und seit kurzem Besitzer der teuersten Villa, die in Los Angeles je verkauft wurde, was ihn kaum schmerzen dürfte, denn er ist als Gründer von Amazon der reichste Mann der Welt. Neuerdings möchte er nun auch noch etwas anderes sein: ein Helfer im Kampf gegen den Klimawandel. Jeff Bezos hat angekündigt, zehn Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz zu spenden.

Er wolle eine Umweltstiftung namens „Bezos Earth Fund“ gründen, die Forscher, Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten mit Fördergeldern unterstützen soll. Ungetrübte Freude will darüber nicht entstehen, denn die Ankündigung hat einen Beigeschmack. 2019 hatte die Gruppe „Amazon-Mitarbeiter für Klimagerechtigkeit“ kritisiert, ihr Arbeitgeber würde zu wenig gegen den Klimawandel unternehmen.

Worte sind geduldig

Mehr als 8.000 Angestellte unterzeichneten einen offenen Brief mit konkreten Forderungen. Bezos ging darauf nicht direkt ein, kündigte aber an, Amazons Energieverbrauch bis 2030 ausschließlich über erneuerbare Energien abzudecken, bis 2040 wolle man komplett CO2-neutral agieren. Außerdem werde das Unternehmen 100.000 Elektro-Fahrzeuge anschaffen. Nur: Von solchen Ankündigungen allein wird ein Unternehmen nicht klimafreundlicher.

Für den Kauf der Elektro-Fahrzeuge gibt es noch kein genaues Datum. Und einen Vorstoß zu erneuerbaren Energien unternahm Amazon schon 2014. Öffentlichkeitswirksam wurden Windparks eingeweiht, bevor die Aktion im Sande verlief. Auf der anderen Seite arbeitet der Bezos-Konzern eng mit Öl- und Gas-fördernden Unternehmen zusammen, finanzierte die Gala eines Klimaleugner-Thinktanks, spendete 2018 Geld an Kongressabgeordnete, die gegen Klimaschutzmaßnahmen stimmten – und im Januar wurde bekannt, dass Mitarbeitern, die über die Klimastrategie gemosert hatten, mit Kündigung gedroht wurde.

Amazon kann weiter machen wie bisher

Bezos’ Milliarden-Spende kommt bei vielen als grünes Ablenkungsmanöver an. Nachhaltig ist das nicht – das Unternehmen kann schließlich weitermachen wie bisher. Zudem schrumpft die großzügige Summe, wenn man in Rechnung stellt, dass Amazon dank Schlupflöchern trotz Milliardenumsätzen praktisch keine Steuern zahlt.

Sich als Klimafreund geben ist aktuell beliebt an der Weltspitze, und das ist ja schon mal etwas. Aber wichtig bleibt, was hinten rauskommt.

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