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Den Alltag und die Sorgen dieser Welt hinter sich lassen: Das geht manchmal auch in der Heimatgalaxie. Von Fehmarn hat man eine tolle Sicht auf die Sterne.

© Reinhardt/dpa

ITB in Berlin: So verändern Terror, Trump und Erdogan unser Reisen

Veranstalter und Hoteliers sorgen sich um die Reisefreiheit, Urlauber um die Sicherheit am Ferienort. Weg wollen trotzdem alle: Das sind die Themen der ITB.

Von Maris Hubschmid

Astrotourismus ist ein Wachstumsmarkt. So, wie sich die Erde entwickelt, erscheint der Weltraum bestimmt manchem als reizvolle Alternative. Doch wer jetzt auf Pauschalreisen zum Mond hofft, irrt: Tatsächlich geht es bloß ums Sternegucken. „Botswana gehört zu den Reisezielen mit natürlichem, klarem Sternenhimmel frei von Lichtverschmutzungen“, wirbt etwa das afrikanische Partnerland der ITB einen Tag vor Beginn der Reisemesse und weist darauf hin, dass 60 Prozent der Europäer die Milchstraße schon nicht mehr sehen können.

Der Roboter am Swimmingpool

Auch unser Planet jedoch, das will die Internationale Tourismusbörse bereits zum 51. Mal unter Beweis stellen, hat noch attraktive Destinationen zu bieten. Die 26 Hallen des Messegeländes sind komplett belegt. Ab Mittwoch präsentieren mehr als 10 000 Aussteller aus 184 Regionen Sehnsuchtsorte und Trends. Zu Letzteren zählen zum Beispiel nachhaltiges Reisen mit neutraler CO2-Bilanz oder der Einsatz künstlicher Intelligenz, vom virtuellen Buchungsassistenten bis zum Service-Roboter am Swimmingpool. Erstmalig widmet die Messe darüber hinaus dem Segment Medizintourismus eine eigene Plattform. Zur Knie-OP nach Bad Godesberg? Zur Reha ins bayerische Lenggries? In Halle 3.2 stellen Kliniken und Städte ihre Angebote vor.

Terrorgefahr: Reisende meiden Städte

Die meisten der erwarteten 180 000 Besucher treiben aber wohl andere Fragen um. Sie sorgen sich um die Sicherheit am Urlaubsort. 97 Prozent der Reisenden, das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der ITB, beschäftigen sich damit. So falle die Wahl seltener auf Städtereisen, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes, am Dienstag in Berlin. Wegen der angespannten politischen Lage entschieden sich zuletzt zudem deutlich weniger Menschen für die Türkei, Tunesien und Ägypten. Trump-Effekt oder nicht: Auch das Interesse an den USA, an sich das beliebteste Fernziel der Deutschen, hat nachgelassen. Mindestens ein Grund hierfür dürfte aber der starke Dollar sein.

20 Tage Urlaub im Schnitt

„Unsere Kunden lassen sich durch Terror und Drohungen nicht vom Reisen abbringen“, sagt dennoch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel. Mehr als 20 Tage reisten die Bundesbürger im vergangenen Jahr im Schnitt. Auch für 2017 ist die Branche optimistisch: Den „herausfordernden internationalen Rahmenbedingungen“ stehen schließlich „positive Konsumvoraussetzungen“ in Deutschland gegenüber. Die Beschäftigtenzahlen sind anhaltend hoch, die Zinsen niedrig. Da sich sparen kaum lohnt, wird das Geld ausgegeben.

Unbehagen bereiten Reiseveranstaltern und Hoteliers sowohl der EU-Austritt Großbritanniens wie auch die Einreisepolitik des neuen US-Präsidenten. „Immer neue Restriktionen kommen auf uns zu. Die Branche kämpft geschlossen für das Recht auf Reisefreiheit“, sagte der Tourismusverbands-Chef. „Freiheit und Reisen bedingen sich untereinander.“

Planung ist alles

Frei sein, high sein? Reisen, das wird deutlich, ist nicht mehr so unbekümmert wie einst. Das spiegeln auch Daten des Marktforschungsunternehmens GfK wider. Die Deutschen planen ihren Urlaub immer sorgsamer, wollen weniger dem Zufall überlassen, zeigt die GfK-Analyse. „Im Vergleich zu vor 20 Jahren ist das spontane Losfahren ohne Vorab-Reservierung nicht mehr so ,in‘“, meint Reiseverbandschef Fiebig. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass immer mehr Menschen sich regelmäßige Urlaube leisten können und die Nachfrage vielerorts steigt. Bereits jetzt sind etliche Ziele für den Sommer ausgebucht. Wer im Juli spontan auf die Balearen oder Kanaren fahren will, hat es schwer.

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