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Filiale der Veneto Banca in Venedig.

© Reuters

Italien: 17 Milliarden Euro für die Zerschlagung zweier Banken

Italiens Regierung will zwei Banken zerschlagen, damit das Filialnetz gerettet werden kann. Die EZB hatte die Institute als nicht überlebensfähig eingestuft. Zahlen muss der Steuerzahler.

In Italien müssen die Steuerzahler für die Rettung von zwei Banken tief in die Tasche greifen: Bis zu 17 Milliarden Euro stellt die Regierung für die Institute Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza bereit, die zuletzt von der EZB-Bankenaufsicht als wahrscheinlich nicht mehr überlebensfähig eingestuft wurden. Sie sollen so abgewickelt werden, dass Kunden, Gläubiger und Beschäftigte so wenig wie möglich bluten müssen. Die Zweigstellen der Institute werden von der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo übernommen und sollen am Montagmorgen regulär öffnen, wie Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan am Sonntag nach einer Sondersitzung des Kabinetts erläuterte.

Italiens Vorgehen dürfte für eine neue Debatte über Bankenrettungen in Europa sorgen. Denn als Lehre aus der Finanzkrise sollte eigentlich ein seit Anfang 2016 greifender einheitlicher Abwicklungsmechanismus (SRM) verhindern, dass Geldhäuser in der EU erneut mit Steuermilliarden gerettet werden. Erst kürzlich war es in Spanien zu einer Bankenrettung gekommen, bei der keine öffentlichen Gelder fließen. Die vor dem Zusammenbruch stehende Banco Popular kam bei der heimischen Großbank Santander unter.

Ein Berg an faulen Krediten

Die Regierung in Rom bemühte sich seit Monaten um die beiden angeschlagenen Regionalbanken aus dem Veneto, die zuletzt etwa insgesamt 6,4 Milliarden Euro frisches Kapital benötigten. Ein erster Plan, die Gelder bei Investoren einzusammeln, war gescheitert. Am Freitag kam es dann zu einer Einigung mit der EU-Kommission. Diese gab ihre vorläufige Zustimmung für einen Plan der Regierung, die zwei Geldhäuser unter Einsatz von Staatshilfen nach heimischem Insolvenzrecht abzuwickeln. Dabei wird eine Ausnahme in den Vorschriften genutzt. Diese gestattet routinemäßige Insolvenzverfahren bei solchen Banken, die nicht als wichtig für das Finanzsystem eingestuft werden. Das Vorgehen liegt dann in den Händen der einzelnen Mitgliedsstaaten.

Die italienische Regierung beschloss am Sonntag ein Dekret, in dem die Zerschlagung der zwei Banken geregelt wird. Nach Worten Padoans zahlt der Staat zunächst 5,2 Milliarden Euro für die Abwicklung der Institute sowie für die Übertragung von deren gesunden Geschäftsteilen auf Intesa. Zusätzlich sollen bis zu zwölf Milliarden Euro an Garantien zur Verfügung gestellt werden, um mögliche Verluste durch faule Kredite abzudecken. Es habe keine bessere Alternative gegeben, betonte Padoan auf einer Pressekonferenz.

Scharfe Kritik

Die Bonner Wirtschaftsweise Isabel Schnabel kritisierte das Vorgehen dagegen scharf. Der Fall zeige deutlich, dass das europäische Abwicklungsregime viel zu viele Schlupflöcher biete, sagte sie der Zeitung "Die Welt". Es spreche vieles dafür, die Zuständigkeit der europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB auf kleinere Banken auszudehnen. Damit solle vermieden werden, dass die Gläubiger von Banken nach dem Gutdünken der Staaten von Verlusten verschont werden.

Die Regierung in Rom wollte mit aller Macht verhindern, dass die neuen europäischen Regeln zur Bankenabwicklung greifen, da in diesem Falle - anders als beim nun beschlossenen Plan - auch auf Sparer mit mehr als 100.000 Euro auf dem Konto sowie Inhaber vorrangiger Anleihen Verluste zukommen würden. Intesa hatte für die Übernahmelösung eine Reihe von Bedingungen gestellt. Die Großbank wollte eine verbindlich Zusage, dass sie weder für Forderungen vor der Übernahme noch für Sanierungskosten geradestehen muss. Auch dürfe der Kauf weder die Eigenkapitalquote noch die Dividendenzahlungen belasten.

In Italien ächzen im Zuge der jahrelangen Wirtschaftsflaute viele Banken unter einem Berg an faulen Krediten. Anders als Spanien und Irland hat Italien keine EU-Gelder genutzt, um die Bilanzen der Geldhäuser zu sanieren. (Reuters)

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